Bildnachweis:

Flimmerkiste: Pornographie und Sex im Kino

von Sascha Wuttke

Ein Sprung in den Mainstreamsektor zeigt, dass die Fühler weit empfindlicher eingestellt sind als jede andere Branche im Zelluloiduniversum. Man hat noch sehr gut im Kopf, wie groß das Geschrei war, Michael Douglas zwischen den Beinen von Sharon Stone zu erblicken, als Paul Verhoeven seinem Ruf als Anecker wieder mal eine neue Krone aufsetzte. "Basic Instinct" wollte im Kern ein psychologischer Thriller mit Femme fatale und europäischer Innovationslust sein, wurde aber schnell wieder vergessen - bei uns zumindest. Die Moralwächter der USA wollten in dem Film pornographische Elemente darin gefunden haben und ließen eindeutige Aktsequenzen herausschneiden.

Lange verstummt, wurde plötzlich homosexuelle Liebe aus "Brokeback Mountain" zum Aufreger Nr. 1 auserkoren, und jüngst befindet sich das amerikanische Kino in der Pubertät, wo im jugendlichen Rebellismus zumindest mit einschlägigen Wörtern herumgeworfen werden darf. Visuell wird es jedoch schnell wieder sehr altbacken. Ok, Brüste zu zeigen, hat etwas mit dem Entgegenkommen derer zu tun, die schon lange nicht mehr von Springbreak- und Mardi Gras-Auswüchsen schockiert sind. Wet-T-Shirt-Contests scheinen wohl endgültig hinter jeder Hinterhofkneipe stattzufinden, wer will und kann da noch den Moralisten spielen? Das fiel übrigens auch Martin Scorsese auf und zeigte jüngst gleich sehr frontal rasierte Vaginas.

Mit Kunst hat das allerdings wenig am Hütchen. Es bestärkt mehr den allgemeinen Kino-Teenie in seinem Bestreben, seinen Selbstfindungstrieb auszuleben und hat rein gar nichts mit ernst gemeinter Sexualität zu tun. Die sollte dann doch lieber "in der Familie" geregelt werden, und Themen wie Nymphomanie, die Lars von Trier nun so vordergründig abhandelt, sind auch nichts für das halbwüchsige Volk - geschweige denn, dass man Homosexualität in Schulen lehren sollte.

Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.