Sie stoßen sich, sie lieben sich, sie experimentieren. Auch in der Kunst hat Pornographie ihren Platz, und doch schreit es himmelhoch zum Protest hinaus, wenn sie im Film Verwendung findet. Sex sollte doch in den Schlafzimmern der Menschen verbleiben und nicht öffentlich zum Hauptthema hochstilisiert werden. Da funktioniert unser Gehirn ein bisschen anders als normal - schizophren, wenn man so will. Nach außen hin sind Political Correctness und Schweigepflicht angesagt, doch zu Hause kann es passieren, dass wir gerade dies ungehemmt und Grenzen sprengend ausloten.
Nun wurde der Startschuss für den "Nymphomaniac"-Zweiteiler abgefeuert, und das Wehklagen war im Vorfeld sehr groß. Der Meister des Querulantentums , Lars von Trier, höchstselbst bläst zum Angriff auf die Kinos, und noch ohne überhaupt eine genaue Ahnung vom Plot zu haben, schreit die Kinocommunity nach Konsequenzen, Boykott oder gleich am besten dem Scheiterhaufen. Es entsteht plötzlich der Eindruck, als wäre das Kino all die Jahre zuvor frei von Busen, Geschlechtsteilen und sexuellen Handlungen gewesen, und doch hatte es schon so einige Diskussionen hinter sich. Auf der großen Leinwand kann man diese zwar an einer Hand abzählen, doch schwirren immer noch Namen wie Paul Verhoeven, Mickey Rourke oder Tinto Brass durch den Raum, wenn man die kleinen Skandälchen aufzählt, die der weißen Filmweste ein paar unschöne Flecken auf den Stoff gespritzt hatten.
Ich möchte jetzt mal eine kleine Vita quer durch die Filmgeschichte abklappern, meine Erfahrungen einbringen und den Stand der Dinge in Sachen Sex und Kino einschätzen. Jeder erlebt sich selbst irgendwie anders, ist Früh- oder Spätzünder, vielleicht auch etwas "abartig" veranlagt, und überhaupt: Was ist eigentlich "abartig"? Und wo sollte man die Grenze im Kino ziehen? Alles Fragen, die keine eindeutigen Antworten finden...