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Eine Verbindung der besonderen Art

Wuttke

Von Wuttke in Flimmerkiste: Sherlock

Eine Verbindung der besonderen Art
Man hat durchaus das Gefühl gewonnen, dass die modernen, fast ehrenamtlichen Detektive mit der Zeit unzertrennlich verbunden werden. Was die beiden in sechs Episoden über sich ergehen lassen müssen, kann eigentlich nur zusammenschweißen. Und nicht nur die beiden haben so etwas wie eine innige Männerfreundschaft errungen, sondern auch der Erzfeind erscheint weitaus persönlicher als oberflächlich angenommen. So wahnsinnig Jim Moriarty auch sein mag, so ähnelt seine Einstellung der von Sherlock. Das überschlägt sich jetzt nicht mit Storytwists zum handfesten Über-Schlagabtausch (was ich als wenig glaubhaft angesehen hätte), sondern rechtfertigt es den Status Freund gegen Feind und besondere Wirkung der beiden Individuen. Da darf man Andrew Scott durchaus Lob aussprechen, dass er aus seiner Rolle die richtigen Schlüsse gezogen und seine Figur nicht als platten, eindimensionalen Bösewicht dargestellt hat. Zumindest ging das bis zum Ende der zweiten Staffel so weit, und was dann offen blieb, empfand ich mal wirklich als spannend (und ich mag Cliffhanger eigentlich grundsätzlich nicht so gerne). Ein Haus, ein Sturz, eine Leiche, und doch erschien alles so fragwürdig - natürlich begünstigt durch die letzte Szene. Ja, natürlich, da gibt es noch weitere Folgen, und ja, die nächsten sind auch noch in Planung, also will ich natürlich schon wissen, wie sich die Drehbuchautoren da wieder herauswinden wollen. Doch sind wir zuerst im Modus von fast 9 Stunden Film festgenagelt, und ich habe voller Spannung die Entwicklungen der ersten beiden Staffeln verfolgt. So bewegen sich sechs haarsträubende und denkintensive Fälle auf hohem Niveau, inklusive eines roten Fadens namens Moriarty, der jeweils zum Staffelende seinen großen Auftritt hat. Selbst der hingeschubste "Es muss da hinführen"-Effekt kam mir weniger lästig vor, weil es die Laufzeit nicht komplett dominiert. Und da gingen sie hin - die Stunden, so unterhaltsam und doch so serienhaft, so trocken wie geschmiert, so knifflig, so ...einfachalleswaseingutesWerkausmacht. Was meine sonstige Serienphobie so angeht, da könnte ich jetzt wieder alle Totschlagargumente auspacken, "Sherlock" zu kritisieren, aber ... ich will nicht! Ja, man könnte sich den Moriarty-Cliffhanger als unglaubwürdig bereitlegen, die einzelnen Fälle als wenig authentisch hinstellen und das ganze Ambiente als zu unlogisch/unrealistisch/unirgendwas ansehen. Bei Sherlock sage ich sofort und ohne groß nachzudenken: "Mir doch egal." und "Gerade deswegen." Auch wenn ich Cliffhanger nur selten als gelungen und nötig empfinde, sind diese hier als schichtweiser Überzug ganz interessant. Wenn man weiß, dass bei dem Namen Moriarty die Glocken klingeln sollten, dann ist man gedanklich schon darin, in dieser eigenen Welt aus Verbrechen und dem Schachspielcharakter, der sich hier offensichtlich abzeichnet. Big M macht seinen Zug und legt dann die Hände bedächtigt zusammen, ob und wie Sherlock damit zurecht kommen mag. Um das Ganze nicht allzu weit vom Zuschauer weg zu bewegen, stellt man noch einen Watson mittenrein, der langsam die Dimensionen dieses Wettstreits erfasst, mittenrein gezogen wird und dann auch noch seinen Blog dazu schreibt. Also ist Watson zum Glück kein Idiot, sondern das Erdungskabel zwischen Holmes´scher Gedankenwelt, dem einfachen Charakter der Serie und auch dem Betrachter. Und so ist es dem Drehbuchteam gelungen, überhaupt nicht schulmeisterisch ein Storygeflecht auszubreiten, das weder zu detailversessen noch zu lückenhaft daherkommt, weder zu sensationsheischend noch zu abgeklärt anmutet und noch weniger zu viel Dramaqueen (was ich modernen Serien einfach gar nicht ausstehen kann) noch den Übermeier an Coolness heraushängen lassen will. Nein, selbst bei den Anlagen, Holmes als überkanditelten Alleswisser und das Format als exklusives Nerdfutter zu benutzen, bin ich froh, dass die Serie sich da nicht zu weit fortbewegt und gleichzeitig nicht mal annähernd der Es-allen-rechtmachen-Philosophie zum Opfer fällt. Damit kann sich "Sherlock" als eigenständiger Vertreter wunderbar in die Neuzeit herübertransformieren und gleichzeitig berühmte Movite in restaurierter Form neu ansetzen. Also blieb mir als kleines Fazit: Von gut bis sehr gut rätseln sich Sherlock und Watson ihrem Erzfeind entgegen, flott und zungenfertig, actionreich und überraschend - so kann es gerne weitergehen.

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