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"Wir mussten stundenlang warten, bis wir das Set betreten durften" - Veronica Cartwright, Darstellerin von "Lambert" in "Alien"

Wuttke

Von Wuttke in Flimmerkiste: Zwei Herzen in meiner Brust

"Wir mussten stundenlang warten, bis wir das Set betreten durften" - Veronica Cartwright, Darstellerin von "Lambert" in "Alien"
Daher bin ich immer noch Fan von Modellen, Masken und sonstigen physischen Effekten. So schön und frei CGi auch heute aussehen mag - es geht nichts über Modelle und das, was die Schauspieler auch anfassen konnten. Deswegen bin ich immer noch Fan von Regisseuren wie Ridley Scott, die mit Geheimniskrämerei ihre Stars an´s Set schicken, damit sie erst bei Dreh sehen, was ihnen da vor der Nase aus Kanes Brust hüpft (das verriet der Brite auf der "Alien"-Bonus-DVD). Oder Michael Cimino, Regisseur von "Die durch die Hölle gehen", der seine Stars selbst auf den im Fluss treibenden Baumstamm setzen oder sie vom Hubschrauber fallen ließ, echte Hochzeiten feierte und nur authentische Drehorte wählte, in denen im Hintergrund die Stahlwerke zu sehen sind.

Warum haben Filme mit Spezialeffekten wie denen von Rob Bottin ("Totale Erinnerung", "Das Ding aus einer anderen Welt") denn noch eine eigene Handschrift? Es geht nicht um Realismus, es geht um Kunst. Und da darf man ja noch sehr eigenwillig kreieren, oder etwa nicht? Auch in der Regie ließ sich noch vieles im Stil der Macher ablesen. Ein Robert Wise hatte einen bestimmten Stil, der sich locker von Spielbergs unterschied, und dieser war auch wieder zu erkennen, auf seine ganz eigene Art, die er sogar bis heute beibehalten konnte. Doch bei denen, die nachfolgten und sich dem Mainstream widmeten - da fällt es mir schon schwerer, verschiedene Regisseure herauszufiltern. Und hier scheint man zu bemerken, wie ein Studium auf die Filmerei abfärben kann. Dadurch wird sicherlich durch viel erlangtes Wissen ein Minimum an Qualität vermittelt, jedoch weniger die individuelle Auslegung gefördert - so zumindest mein Eindruck. Und das ist ein wenig schade.

Doch sollte es passieren, dass die persönliche Eigenwilligkeit eines Regisseurs durchdringt, dann kann dieser mit den heutigen Mitteln einen neuen Standard herbeizaubern. Nehmen wir Peter Jackson als Beispiel heran, der seine individuellen Stärken aus seiner Splatterära für die "Herr der Ringe"-Trilogie verwendete und damit nicht nur die epische Breite des Stoffes zu bedienen wusste. In Spannungsszenen packte der Neuseeländer nämlich wieder die Aufnahmetechnik aus, die ihm schon in "Braindead" mit gewissen Szenen Kultstatus einbrachten. Mal abgesehen davon, dass er in Ausübung seiner Kindheitsträume das Unmögliche möglich machte. Man kann tatsächlich die CGI-Landschaften kaum von den echten unterscheiden, und welches Werk kann das so selbstverständlich von sich behaupten?

Toller Boden - Loki ist für die Hälfte der Einstellung nur BeiwerkBetrachtet man sich mal gesondert die Wandlung der Kameraarbeit, dann lassen sich schon deutliche Unterschiede feststellen, die ebenfalls ein bisschen zum Klischee der Effekthascherei passen mag. Bis in die 80er hinein wurde Kameraarbeit noch - sagen wir mal - zweckmäßig betrieben, bewegt hatte sie sich höchstens mal, um eindeutige Stilmittel zu unterstützen oder dort hin zu folgen, wo etwas passierte. Als die MTV-Generation begann, alternativ zu arbeiten, lernte die Kamera nicht nur zu laufen; nein, sie konnte gar nicht mehr stillhalten. Mindestens jede zweite Szene war und ist mit einer Kamerafahrt verbunden, und so durchlief diese Art des Filmens die Ära des Fernsehens bis hin in die Big-Budget-Produktionen in Hollywood. Mittlerweile soll dies eine epische Dynamik verkörpern, doch leider ist es für meine Begriffe nicht zwangsläufig angebracht. Hier kann ich wieder mal die "Alien"-Reihe heranziehen, und zwar den letzten Teil, inszeniert vom französischen Starregisseur Jean-Jaques Jeunet. Hier zeigt Jeunet in manchen Szenen, wie Kamerafahrten im Zuge visuell beeindruckender Bilder Kamerafahrten gezielt einsetzte. So auch die Erweckungsszene, in der Ripley sich aus ihrem Netz schält. Dagegen fiel mir "Avengers" ins Auge, in dem Joss Whedon ständige Bewegungen einfügte und somit jede statische Szene aufzupeppen versuchte - unnötig und kontraproduktiv, gerade für einen Effektfilm mit echten und weiten Räumen. Ebenfalls im Gerede ist der Mockumentary-Stil, in dem die Kamera durch das Wackeln Authentizität vermitteln soll. Doch auch hier wird dieser Stil mittlerweile mainstreamig überstrapaziert. Letztlich steht dieser aber auch regelmäßig in der Kritik, weil unter anderem gesundheitliche Probleme seitens der Zuschauer sowie der Vorwurf des Übertreibens im Raum stehen.

Somit wären so etliche Unterschiede abgehandelt, die den Werdegang des Filmemachens beschreiben sollten. Ich habe wohl auch nur die mir auffälligsten Beispiele aufgezählt, und da gibt es natürlich noch viel mehr, das sich im Laufe der Jahre geändert hat. Und ja, es schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits versuche ich natürlich, mir die Vorteile herauszupicken, die diese Evolution mit sich brachte, doch sorgt auch die Trittbrettfahrerei dafür, dass man schnell genug davon kriegt. Ich brauche keine epischen Kamerafahrten, wenn jemand am Pissoir steht. Noch weniger brauche ich ein Dogmabild, wenn Person A Person B erzählt, dass er in Afrika einen Elefanten vor dem Ertrinken gerettet hat, nur damit ich glauben soll, dass es realen Bezug haben könnte. Wenn ein Regisseur versucht, kunstvolle Filme zu machen, dann bin ich sogar dafür, doch irgendwie vermisse ich doch ein wenig die Zeiten, in denen die Geschichte der Star ist, die Schauspieler die Stars sind und nicht die Technik. Aber - und das ist das Gute dabei - kommen die Filmemacher wieder ein bisschen von diesem Overflow an Eindrücken ab. Mockumentary ist teils schon verspottet worden, vor allem, wenn ein Film ausschließlich nur daraus besteht. Es macht wieder mehr Spaß, hinzuschauen.

Vielen Dank für´s Lesen! Wenn Ihr eine Meinung dazu habt, würde ich die gerne mit Euch diskutieren.

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