3. Filmanalyse zu No Country For Old Men

    3.1 Handlung

    Der Film nutzt seine Exposition auf auditiver Ebene, um die erste der drei Hauptfiguren einzuführen, den Sheriff Ed Tom Bell (Tommy Lee Jones) und auf visueller Ebene, um das Setting des Films vorzustellen. Während Bell einen Monolog aus „retrospektivischer“ Sicht vorträgt, indem er  von vergangenen Zeiten berichtet und sich darüber verständnislos zeigt, wie die Jugend der Zeit (der Film spielt im Jahr 1980) seiner Meinung nach verroht. Anschließend wird gezeigt, wie der Serienkiller Anton Chigurh (Javier Bardem) von einem Deputy verhaftet wird. Sein Aufenthalt im Polizeirevier ist jedoch nur von kurzer Dauer, da er den Deputy hinterrücks mit seinen Handschellen brutal zu Tode stranguliert, sein vorher beschlagnahmtes Bolzenschussgerät an sich nimmt und in einem Polizeiauto als Maskerade verschwindet. Daraufhin wird Llewelyn Moss (Josh Brolin), die letzte der drei Hauptfiguren, vorgestellt. Er ist auf der Jagd in den weiten Landen des Staates Texas. Auf der Suche nach einem angeschossenen Wild findet er den Schauplatz einer missglückten Drogenübergabe der mexikanischen Mafia. Neugierig begibt er sich auf die Suche nach dem letzten Überlebenden und findet ihn tot neben einem Koffer voller Geld, den er an sich nimmt. Als er nachts - von Gewissensbissen geplagt - zum Tatort zurückkehrt, um einem ursprünglich Überlebenden Wasser zu bringen, wird er von Unbekannten überrascht. Diese beginnen, Moss zu jagen und auf ihn zu schießen. Er kann zwar entkommen, doch weiß er, dass sein Leben mit seiner Frau Carla Jean (Kelly Macdonald) nun gefährdet ist. Kurzerhand schickt er sie zu ihrer Mutter. Er selbst möchte seine Verfolger abschütteln und dann nachkommen. Dies gelingt ihm auch teilweise, nur nicht mit Anton Chigurh, der mittlerweile von der mexikanischen Mafia engagiert wurde, um den Geldkoffer zu finden. Chigurh spürt Moss über einen Peilsender auf, der in dem Koffer versteckt ist. Kurz darauf entbrennt eine Schießerei zwischen Chigurh und Moss, in der beiden schwer verletzt werden. Moss schmeißt den Koffer in ein Gebüsch nahe der amerikanisch-mexikanischen Grenze und flieht nach Mexiko, wo er sich in ein Krankenhaus bringen lässt. Chigurh verarztet sich derweil selbst. Moss wird von Carson Wells (Woody Harrelson) im Krankenhaus aufgesucht. Wells ist ein Auftragskiller, der für die amerikanische Mafia arbeitet und für diese das verschwundene Geld finden soll. Wells erhofft sich Moss’ Hilfe und verspricht im Gegenzug, Chigurh unschädlich zu machen. Als Wells auf sein Zimmer in dem gleichen Hotel geht, indem vorher der Konflikt zwischen Moss und Chigurh seinen Höhepunkt fand, wird er von Chigurh überrascht und kurzerhand getötet. In diesem Moment ruft Moss auf Wells Zimmer an. Chigurh sagt ihm, er würde Carla Jean besuchen und töten, wenn er das Geld nun nicht bekomme. Wütend droht Moss nun Chigurh und vereinbart mit Carla Jean ein Treffen in El Paso, von wo aus sie fliehen wollen. Während Moss jedoch in El Paso auf seine Frau und deren Mutter wartet, wird er von dem mexikanischen Drogenkartell überrascht und erschossen. Sheriff Ed Tom Bell, der stets auf der Jagd nach Chigurh ist und versucht, Moss zu beschützen, kommt einmal mehr zu spät. Einige Zeit später stirbt Carla Jeans Mutter.  Nach der Beerdigung wird Carla Jean von Chigurh im Haus der Verstorbenen erwartet. Er tötet sie - wie er es Moss zuvor „versprochen“ hat - und fährt mit einem Auto davon. An einer Kreuzung wird er in einen Unfall verwickelt. Mit einem gebrochenen Arm steigt Chigurh aus seinem Fahrzeug. Zwei Jungs kommen mit ihren Fahrrädern vorbei. Chigurh gibt einem von ihm Geld für dessen Hemd, bindet eine Schlaufe um seinen gebrochenen Arm und humpelt davon. Der Film endet mit einem weiteren Monolog von Sheriff Bell.

    No Country For Old Men erzählt eine lineare Geschichte, die sich in das kanonische Story-Schema (auch „Dreiaktstruktur“ genannt) aufteilen lässt. In der Exposition werden sowohl Bell, als auch Chigurh und Moss vorgestellt. Der Point of Attack ist Moss’ Aufspüren des Geldkoffers, da kurz darauf die Jagd auf ihn beginnt. Der erste Plot Point der Geschichte ist dort, wo Anton Chigurh von der mexikanischen Mafia engagiert wird und der Zuschauer von der Existenz des Peilsenders erfährt. Kurz darauf beginnt der zweite Akt, in welchem Moss versucht, vor Chigurh zu fliehen, Chigurh versucht, an den Geldkoffer zu gelangen und Bell versucht, Chigurh zu fangen und Moss zu schützen. Der Mittwendepunkt ist dort platziert, wo Moss in einem Hotel den Peilsender findet und es zu einer Schießerei zwischen ihm und Chigurh kommt. Moss’ Glück neigt sich dem Ende zu, Chigurh hat ihn nicht nur aufgespürt, er war auch kurz davor, ihn zu töten. Der zweite Plot Point des Films zeichnet sich dadurch aus, dass Moss seine Strategie ändert und nicht mehr fliehen will, sondern in die Taktik des Angriffs übergeht. Er droht Chigurh. Der Höhepunkt findet sich bei der Schießerei in El Paso, wo alle Figuren nach und nach zusammenkommen.

    Die Story wird auktorial und in einer geschlossenen Form erzählt. Am Ende ist Moss ist tot, Bell gescheitert und Chigurh seinem Ende nahe. Obwohl Bell von allen Figuren am seltensten zu sehen ist, bildet er die Rahmenerzählung, führt den Zuschauer in die Geschichte ein und begleitet ihn am Ende. Die Binnenerzählung hingegen beschäftigt sich mit Moss und Chigurh (mehr dazu in Teil 3.4). Obwohl die Geschichte, eine klassische Katz-und-Maus-Hatz, an sich plotorientiert wäre, verarbeiten die Regisseure sie zu einem figurenzentrierten Film.