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"Horace and Pete" - Staffel 1 - Kritik

MrDepad

Von MrDepad in "Horace and Pete" - Staffel 1 - Kritik

"Horace and Pete" - Staffel 1 - Kritik Bildnachweis: © Pig Newton, Inc.

Kritik: 

Wer einmal einen seiner Stand-up-Auftritte gesehen hat und sich mit der frech-provokanten und alles in allem extrem witzigen Art anfreunden konnte, wird seinen Status als einer der erfolgreichsten Comedians der Vereinigten Staaten nur zu gut nachvollziehen können. Louis C.K. (Louie) gelingt es mittlerweile, Tickets innerhalb kürzester Zeit restlos zu verkaufen, während ihn viele schon lange als multitalentierten Künstler wertschätzen. Mit Horace and Pete ist C.K. abermals unkonventionelle Wege gegangen, um ein außergewöhnliches Kleinod innerhalb des Serienbereichs zu kreieren, das den Comedian endgültig als ernstzunehmenden Meister im Drama-Genre ausweist. 

Vollständig ohne Studio im Rücken und im Alleingang als Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller hat sich C.K. vorübergehend in die Verschuldung gestürzt, um ein formal bereits aufregendes Werk in 10 Episoden zu inszenieren. Mithilfe eines experimentierfreudigen Konzepts bricht er seine Geschichte auf ein minimalistisches Theater-Niveau runter, bei dem die wenigen Schauplätze durch die reduzierte Ausstattung an typische Sitcom-Settings erinnern. Die titelgebende Bar, eine Wohnung über dieser und maximal eine Handvoll weiterer Räume genügen C.K., um sich auf engstem Feld möglichst verdichtet auszubreiten. Dass er für seinen gewagten Stil keine Kompromisse eingeht, veranschaulicht bereits die dritte Episode, welche knapp 45 Minuten lang lediglich eine Unterhaltung zwischen zwei Figuren zeigt. Die typischen Lacher aus der Konserve bleiben hingegen aus, denn Horace and Pete ist ab der ersten Episode an ein tonnenschwerer Brocken, in dem nur ein paar wenige überaus schwarzhumorige Spitzen ein kleines Ventil bieten, um an einigen Stellen nicht völlig an die Belastungsgrenze des emotional Erträglichen getrieben zu werden. 

In "Horace and Pete´s", einer traditionsreichen Bar in Brooklyn, finden sich schon zur Mittagszeit die ersten Trinker, Gesprächsinteressierten und Sorgenfälle ein. Hier bringt C.K. regelmäßig aktuellste Themen zur Diskussion, wenn Donald Trump, Flüchtlinge in Europa oder Transgender angeschnitten werden. Immer wieder wird die Bar zum regelrechten Mikrokosmos, in dem sich das Befinden einer ganzen Nation widerspiegelt. Noch stärker als das präzise Einfangen vielschichtiger und polarisierender Diskurse zeichnet C.K. das Bild einer Familiendynastie, um die es kaum schwärzer bestellt sein könnte. Aufgrund des bereits 100-jährigen Bestehens der Bar sind Horace und Pete in dieser Geschichte bereits die achte Generation von Horaces und Petes, die seit ihrer Geburt dafür bestimmt sind, das Familienunternehmen weiterzuführen. 

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Diese Familie besteht allerdings klar ersichtlich aus gebrochenen Existenzen, die auf verzweifelte Weise jeden Tag um einen Sinn im Leben kämpfen, während andere Mitglieder der Familie buchstäblich ausschließlich ums (Über-)Leben kämpfen. C.K. scheut sich nicht davor, die ganz großen Tragödien anzugehen, indem er schwerwiegende Psychosen und körperlich drastische Krankheiten wie Krebs ebenso offenlegt wie Missbrauch, Gewalt, dunkle Geheimnisse, Rassismus und Homophobie. Das Herzstück der Serie sind sicherlich C.K. selbst und Steve Buscemi (Reservoir Dogs), die das ungleiche Brüderpaar auf eindringliche wie unwiderstehliche Weise verkörpern. Während Horace mit seiner wechselhaften Art aus stoischem Versager und liebenswürdigem Jedermann noch am ehesten Sympathien auf seine Seite zieht, besticht Buscemi als Pete mit einer beängstigend glaubwürdigen Darstellung eines psychisch Kranken, der sich stets voll und ganz der Tatsache bewusst ist, dass er dem absoluten Wahnsinn verfällt und zur unkontrollierbaren Gefahr wird, sollte er seine Medikamente nicht regelmäßig einnehmen. 

Mit der Unterstützung einiger ungemein illustrer Nebendarsteller wie Edie Falco (The Sopranos) oder Jessica Lange (Kap der Angst) erzeugen die kammerspielähnlichen Episoden eine einmalige Sogwirkung, die dazu führt, dass man den einzelnen Figuren unglaublich nahe kommt, während man sich oftmals geradezu zwingen muss, hinzuschauen. Die Atmosphäre dieser Serie ist unangenehm beklemmend, denn ständig verschmelzen peinlich berührtes Schweigen, heftige Konflikte und wüste Beschimpfungen zeitweise schwer erträglich und geradezu deprimierend miteinander zu einer wahren Tragödie, die den Betrachter spätestens nach dem Finale wie betäubt zurücklässt. 

Fazit: 

Dass ein der breiten Masse als witziger Comedian bekannter Mann die bislang beste Serie des Jahres im Drama-Bereich schuf, ist ein ebenso kühner Triumph wie Horace and Pete selbst. Hochkarätig besetzt sowie gespielt ist dieses Kunstwerk von Louis C.K., der alles im Alleingang stemmte, die Serie selbst finanzierte, schrieb, drehte und vertreibt, dafür bis zur vorübergehenden Verschuldung ging, absolutes Pflichtprogramm für Fans ungewöhnlicher sowie extrem intensiver Dramen.

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