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»In Argentinien war englischsprachige Musik eine Zeitlang verboten«

Malinche

Von Malinche in »Ich stellte mir Freaks vor« — Interview mit »El Clan«-Regisseur Pablo Trapero

»In Argentinien war englischsprachige Musik eine Zeitlang verboten« Bildnachweis: © 20th Century Fox

 Wie hast du das mit der Musik gemacht? Das ist ja auch ein interessantes Element im Film.

Mit der Musik verhält es sich wie mit manchen Fragmenten aus dem damaligen Fernsehen, die auch im Film zu sehen sind: Sie hilft vor allem, jene Epoche wiederaufleben zu lassen. Zum Beispiel hört man »Encuentro con el diablo«, ein Lied von Seru Girán aus dem Jahr 1982, auch im Jahr 1982. »Wadu Wadu« von Virus hört man im Jahr 1983. »I’m just a gigolo« von David Lee Roth hört man 1985. Aber es gibt auch noch andere Lieder, wie von Ella Fitzgerald, Creedence, The Kinks, die ein bisschen die Stimmung des Radios aus jener Zeit einfangen.

In Argentinien war englischsprachige Musik während der Diktatur eine Zeitlang verboten. Nach der Rückkehr zur Demokratie war es darum üblich, wieder mehr Musik auf Englisch im Radio zu hören, darum gibt es im Film auch so viel davon. Aber es ist auch eine Art, jene Realität darzustellen. In den 80ern hast du eben diese Art leichter Musik, Pop, die sehr mit dem kontrastiert, was im Haus vorgeht. Und gleichzeitig ist das ja auch im Film zu sehen: Sie benutzten die Musik beinahe wie eine Foltermethode, aber auch, um die Schreie der Entführten zu übertönen. Der Film setzt das auch ganz bewusst ein: Die Musik ist sehr laut, und es gibt einen scharfen Kontrast zwischen dem Inhalt der Musik und dem der Szenen.

Wie kommt es, dass du Guillermo Francella für die Rolle des Arquímedes ausgewählt hast? Er ist ja eher für seine Rollen in Komödien bekannt.

Nun, ich wollte schon seit vielen Jahren mal mit ihm arbeiten und suchte bereits seit langer Zeit nach einem passenden Projekt. Als ich anfing, am Drehbuch für »El Clan« zu schreiben, wollte ich, dass er die Rolle übernahm, und ich wollte das Drehbuch mit ihm als bestätigt fertigschreiben, weil mir das beim Schreibprozess sehr hilft. Also habe ich ihn kontaktiert und ganz früh gefragt, ob er das machen möchte. Er sagte ja. Außerdem wohnte er ganz in der Nähe der Schauplätze, nämlich in Béccar, das liegt ganz in der Nähe von San Isidro. Er kannte die Orte, und das Projekt begeisterte ihn. Also sagte er zu, und ab diesem Moment begannen wir mit der Arbeit, schon lange vor den ersten Filmaufnahmen. Ich erklärte ihm, was ich mir vorstellte.

Für ihn bedeutete es eine enorme Veränderung. Es ging nicht nur darum, als Schauspieler eine dramatische Figur darzustellen: Es musste ein Bösewicht sein, den die Leute hassen mussten. Guillermo musste seine Arbeitsweise komplett verändern, seine Art zu sprechen, zu gehen, zu atmen, sich zu bewegen. Wenn du im Film genau hinguckst, wirst du zum Beispiel sehen, dass Guillermo in den Szenen nie blinzelt. Das alles war eine unglaubliche Herausforderung für ihn, aber wir haben sie auch sehr genossen.

Eigentlich ist unsere Zeit schon seit ein paar Minuten abgelaufen, wir haben uns mit großen Augen jeweils eine letzte Frage erbeten … und Trapero wirkt fast, als könnte er gut noch eine Weile mit uns weiterplaudern. »Wenn zwei Argentinier zusammenkommen, ist das nicht so einfach, sie zu stoppen«, sagt Alejandra López lachend. Schließlich wollen wir von Pablo Trapero noch wissen, mit welchem Gefühl er die Kinobesucher nach Ende des Films entlassen möchte.

»Sie sollen emotional berührt sein, wenn sie aus dem Kino kommen«, sagt er nach kurzem Nachdenken, »bewegt.« Und nach einer nochmaligen Pause: »Der Film soll ihnen helfen, sich Gedanken zu machen.«


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Das (spanischsprachige) Radio-Feature von Funkhaus Europa gibt es übrigens hier zu hören.

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