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"In 80 Tagen um die Welt" – Kritik zur Miniserie mit David Tennant

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Von terminator in "In 80 Tagen um die Welt" – Kritik zur Miniserie mit David Tennant

"In 80 Tagen um die Welt" – Kritik zur Miniserie mit David Tennant Bildnachweis: © Pandastorm Pictures (Edel) | Werbemotiv zu "In 80 Tagen um die Welt"

Inhalt

Im Jahr 1872 wettet der britische Exzentriker Phileas Fogg (David Tennant), dass er angesichts neuer Verkehrsmittel die Erde in 80 Tagen umrunden könne. Gemeinsam mit seinem französischen Diener Jean Passepartout (Ibrahim Koma) beginnt er eine spannende Reise ins Unbekannte, voller gewagter Abenteuer und unvergesslicher Begegnungen. Begleitet werden sie von der ehrgeizigen Journalistin Abigail „Fix“ Fortescue (Leonie Benesch), die in Foggs außerordentlichem Unterfangen eine heiße Schlagzeile wittert.

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Kritik

Unzählige Male wurde die Geschichte von Phileas Fogg bereits verfilmt. Ob fürs Kino, Fernsehen oder wie zuletzt als Animationsfilm, jede dieser Umsetzungen beschreitet einen eigenen Weg und weicht mal mehr, mal weniger von Jules Vernes Romanvorlage ab. Das ZDF hat sich mit den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten RAI aus Italien und France Télèvisions zusammengetan und aus dem Stoff eine 8-teilige Miniserie gemacht. So international wie die Produktion ist, ist auch die Darstellerriege. Phileas Fogg wird vom britischen Doctor Who-Darsteller David Tennant verkörpert, während die Rolle des Passepartout mit dem französischen Schauspieler Ibrahim Koma (OSS 117 - Liebesgrüße aus Afrika) besetzt wurde. Als Dritte im Bunde geht Leonie Benesch (Babylon Berlin) als Abigail „Fix“ Fortescue mit auf die abenteuerliche Reise um die Welt. Hier zeigt sich bereits die vielleicht größte Abweichung von Jules Vernes Literaturklassiker.

Sowohl im Buch als auch in den zahlreichen Verfilmungen war diese Figur in den meisten Fällen männlich und vor allem war sie ganz klar der Antagonist. Oft als Inspektor oder Detective Fix unterwegs (wie etwa Sir Peter Ustinov im Dreiteiler aus dem Jahr 1989), wollte dieser Fogg immer aufhalten und ins Gefängnis sperren. Abigail Fix ist aber eine aufstrebende Journalistin, die sich in einer von Männern dominierten Branche trotz aller Widerstände durchsetzt und zum Missfallen ihres Vaters nicht nur, für dessen Zeitung arbeiten, sondern auch noch diese Reise allein antreten will. Sie hat einen starken Charakter und verfolgt trotz der Vorurteile ihre Ziele weiter, selbst wenn der Rest ihrer Reisetruppe zunächst nicht von ihr begeistert ist und man sie nur widerwillig mitnimmt. Aber, so viel darf man an dieser Stelle verraten, sie wird noch einige Male eine entscheidende Rolle einnehmen. Überhaupt weiß die Miniserie mit starken Frauenrollen auch in den Nebenfiguren aufzuwarten und das, obwohl die Serie unverändert im Jahre 1872 spielt. Frauen sind Abenteurerinnen, fahren die Postkutsche im Wilden Westen, führen die Dorfgemeinschaft an und haben selbst in der Rolle als Ehefrau starken Einfluss auf die politischen Entscheidungen der Männer.

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Es weht also jede Menge frischer Wind durch die altbekannte Geschichte, die dadurch ebenso für alle interessant wird, die die Weltreise von Phileas Fogg schon in- und auswendig kennen. Natürlich bleibt der Kern der Geschichte erhalten, aber selbst die Reiseroute gestaltet sich etwas anders und insbesondere die Abenteuer, die die drei auf den jeweiligen Stationen erleben, haben teilweise nur wenig mit der literarischen Vorlage gemeinsam. Das haben sich zwar auch andere Verfilmungen getraut, aber dennoch wirkt es in der Miniserie anders, weil die Figuren mehr Tiefe erhalten und sie alle ihre Vorgeschichte haben, die man hier auch präsentiert bekommt. Man erfährt, dass Passepartout eine bewegte Vagabundenvergangenheit hatte und weit gereist ist. Damit ist er das komplette Gegenteil zu Fogg, der entgegen allen anderen Darstellungen nicht der mutige, intelligente, abenteuerlustige Gentleman ist, sondern ein unsicherer Mann, der in gefährlichen Situationen dennoch geistesgegenwärtig reagiert, und dessen emotionale Verletzung letztendlich der Antrieb der Reise ist und nicht nur die pure Abenteuerlust. Mit jeder Folge der Serie erhält man tiefere Einblicke in die Emotionen der Figuren, die letztendlich bei allen drei Hauptprotagonisten der Antrieb ihrer Reise sind. Insbesondere die 6. Folge spielt hier eine zentrale Rolle und ist auch der vielleicht entscheidende Wendepunkt in der Beziehung der Figuren untereinander und für die sich im Laufe der Reise entwickelnde Freundschaft zwischen den anfangs doch so ungleichen Reisegefährten.

In 80 Tagen um die Welt ist im Hinblick auf die gesellschaftlichen Konventionen und Werte nicht unbedingt epochengetreu, sondern ist stark von den gegenwärtigen Verhaltensnormen geprägt. Das alles passt aber wunderbar ins Gesamtbild der Serie, die darüber hinaus natürlich jede Menge Spaß und Abenteuer zu bieten hat und immer wieder nach seinen emotionalen Szenen gekonnt den Witz wiederfindet und für unbeschwerte Momente sorgt, in denen man einfach die traumhaft schönen Naturkulissen bestaunen kann. Auch diese Umsetzung glänzt mit der Integration historischer Personen und Zeitgeschichte und als Schmankerl darf man die von Deutschlands Starkomponist Hans Zimmer komponierte Titelmusik genießen.

Technischer Part

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Die 8 Folgen der Miniserie In 80 Tagen um die Welt wurden von Pandastorm Pictures (Edel) auf zwei Discs am 27. Mai 2022 in perfekter HD-Bild- und Tonqualität in Deutsch und Englisch (jeweils PCM 2.0) veröffentlicht. Dazu gibt es noch deutsche Untertitel. Bonusmaterialien sind leider nicht enthalten.



Fazit

„In 80 Tagen um die Welt“ ist die vielleicht gefühlsvollste Umsetzung von Jules Vernes Roman, die es wagt Phileas Fogg sehr verletzlich darzustellen und generell den Figuren mehr Emotionen zugesteht. Dennoch darf man von dieser hervorragend besetzten Miniserie auch jede Menge Abenteuer, Action und Spaß erwarten und dank einiger gelungener Abweichungen vom Original bleibt die altbekannte Geschichte trotzdem interessant, selbst wenn man weiß, was eigentlich passieren müsste, weil man sich nicht sicher sein kann, ob man sich nicht dennoch gewagt hat, auch an dieser Stelle einen neuen Weg zu beschreiten. Die überaus sympathischen Figuren wachsen einem mit der Zeit ans Herz und man möchte ihre Abenteuer unbedingt weiter verfolgen.

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