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Videospiel "Kingdom Come: Deliverance II" im Test

siBBe

Von siBBe in "Kingdom Come: Deliverance II" - Videospiel - Test / Review

Videospiel "Kingdom Come: Deliverance II" im Test Bildnachweis: © Warhorse Studios, Deep Silver, Plaion

Story

Eine Geschichte von Liebe und Vergeltung, die sich in den Wirren eines Bürgerkriegs im Böhmen des 15. Jahrhunderts abspielt: Erlebe die Ereignisse mit den Augen Heinrichs, eines jungen Mannes, der loszieht, um den Mord an seinen Eltern zu rächen. Im Verlauf seiner Geschichte entwickelt er sich vom ehrgeizigen Krieger zum Rebellen, begegnet unterwegs einer Vielzahl charismatischer Charaktere, besteht unvergessliche Abenteuer, und kämpft schließlich gegen den König von Ungarn, Sigismund den Roten Fuchs, und seine furchterregenden Verbündeten.

Kritik

Mit Kingdom Come: Deliverance lieferte das tschechische Entwicklerstudio Warhorse Studios im Jahr 2018 ein überaus ambitioniertes Rollenspiel ab, das mit seinen komplexen und teilweise auch recht sperrigen Mechaniken gewiss nicht jeden ansprach, dafür aber alle zu begeistern wusste, die sich darauf einlassen wollten und konnten. Belohnt wurde man dann mit großer spielerischer Freiheit und einer packenden Mittelalter-Atmosphäre. Rund sieben Jahre später ist nun der Nachfolger erschienen, der noch mal eine Schippe drauflegen und Fehler aus der Vergangenheit vermeiden möchte. Und siehe da, es ist den Entwicklern tatsächlich gelungen ein in vielerlei noch besseres Spiel zu machen.

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Als der erste Teil damals erschien, litt dieser noch an zahlreichen technischen Problemen, die erst mit der Zeit gefixt wurden. Hier zeigt sich Kingdom Come: Deliverance II bereits überlegen, da es vergleichsweise sehr sauber läuft. So gut sogar, dass uns bereits einen Monat vor Release eine PS5-Testversion zur Verfügung gestellt wurde, die sich wunderbar spielen ließ. Kleinere Fehler tauchten zwar auch hier auf, keiner von ihnen behinderte aber das eigentliche Gameplay. Um einige zu nennen: In Cutscenes setzte gelegentlich das Audio der Sprecher aus, auch kam es hier und da zu Beleuchtungs- oder Animationsproblemen. Bedenkt man, wie groß und komplex das Spiel ist und dass es sich hierbei noch nicht einmal um die finale Fassung handelte, ist das Ergebnis schon beachtlich. Zudem läuft es auf der PS5 im Perfomance-Modus angenehm flüssig, kleine Mikro-Ruckler sind nur selten zu verzeichnen.

Wer den Erstling nicht gespielt hat, findet erzählerisch dennoch gut in Kingdom Come: Deliverance II hinein. Wichtige Ereignisse aus der Vergangenheit werden hier in kleinen Sequenzen noch mal angeschnitten, ansonsten erschließt sich der Kontext auch aus Gesprächen sehr gut. Wir schlüpfen erneut in die Rolle von Heinrich, der seinen Freund und Herren Hans Capon auf dem Weg zu Burgherrn Otto von Bergow begleitet, um diesem eine wichtige Nachricht zu überbringen. Auf ihrer Reise werden sie allerdings von Banditen überfallen und entwischen diesen gerade noch so. Brief und Gefolge sind verloren und jeder im Umkreis hält die beiden nun für Bettler. Hier beginnt nach dem turbulenten Prolog das eigentliche Abenteuer.

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Kingdom Come: Deliverance II ist kein Spiel, das seine Spieler an die Hand nimmt und durch die Story führt. Die Hauptquest gibt zwar stets die Richtung vor, das ganze Drumherum gilt es aber sich selbst zu erarbeiten. Zu Beginn sind das grundlegende Probleme wie an etwas Geld zu kommen, Nahrung zu beschaffen, einen Schlafplatz zu finden oder anständige Klamotten zu ergattern. Mittels Tutorials lernt man einzelne Aspekte des Spiel schrittweise kennen, vieles erlernt man allerdings von selbst mit der Zeit, um zu verstehen, wie die Welt funktioniert. Und zu lernen und beachten gibt es hier eine ganze Menge, was sowohl den Reiz ausmacht, als auch abschreckend sein kann für Gelegenheitsspieler. Denn anders als in anderen Genrevertretern geschieht hier kaum etwas einfach auf Knopfdruck, sondern wird detailliert simuliert. Und da Heinrich zu Beginn ein blutiger Anfänger in allen Belangen ist, ist man zunächst fast überall zum Scheitern verurteilt.

Einige Beispiele gefällig? Um Schlösser zu knacken, braucht es im Grunde nur einen Dietrich. In einem Minispiel, das je nach Schwierigkeitsstufe spürbar komplizierter wird, muss man nun geschickt das Schloss drehen, um dieses letztendlich zu knacken (was mit dem Controller sehr fummelig ist). Da aber weder Heinrich die nötigen Werte und Skills besitzt, noch der Spieler die Erfahrung und das Geschick aufweisen kann, darf man hier fast schon froh über einen gelegentlichen Erfolg bei den ganz einfachen Schlössern sein. Ein schwieriges Schloss zu meistern ist da schon nahezu ausgeschlossen. Und genau so verhält es sich in anderen Bereichen: Wollen wir einen Trank brauen, benötigen wir zunächst das passende Rezept und die richtigen (frischen) Zutaten dafür. Damit geht es an einen Alchemietisch, an dem wir nun jede einzelne Zutat genauestens in der richtigen Reihenfolge verarbeiten und nach vorgegebener Zeit kochen. Nur dann kommt am Ende auch wirklich ein brauchbarer Trank heraus.

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Was in anderen Spielen also meist über einen einfachen Knopfdruck oder banale Minispiele geregelt wird, ist in Kingdom Come: Deliverance II in vielen einzelnen Schritten simuliert und bedarf reichlich Übung, da es stets eine Herausforderung darstellt. Und das schlägt hier eben auch besonders häufig fehl. Wer sich damit aber intensiv beschäftigt, wird mit der Zeit auch spürbar besser. Heinrich erhält nämlich für alles, was er tut, entsprechende Erfahrung. Reitet er viel auf seinem Pferd, steigt seine Stufe in dieser Hinsicht. Kämpft er häufig mit dem Schwert, verbessert er hier seine Skills. Und beklaut er häufig NPCs, so verbessert er sich im Taschendiebstahl. Höhere Stufen schalten neue Skills und Vorteile frei, die sich stark bemerkbar machen und das gesamte Spielerlebnis angenehmer gestalten. Nur der Weg dorthin ist eben ein sehr steiniger, der reichlich Geduld erfordert. Darauf muss man natürlich Lust haben. Dafür sind die Erfolge nachher aber umso befriedigender.

Besonders bemerkbar macht sich der mühsame Weg in den Kämpfen bemerkbar, die schon in Teil 1 für viele Spieler frustig waren. Kingdom Come: Deliverance II hat sein Kampfsystem nun zwar etwas vereinfacht, indem im Nahkampf beispielsweise nur noch vier Trefferzonen statt der sechs von davor vorhanden sind, es spielt sich aber nach wie vor äußerst sperrig und ist der wohl größte Knackpunkt am sonst so hervorragenden Spiel. Die Idee dahinter ist so gesehen ganz gut, dass Schläge oder Stiche in verschiedene Richtungen ausgeübt werden können und entsprechend auch von der Gegenseite gezielt geblockt und pariert werden müssen. Um allerdings dahinterzusteigen, bedarf es ungemein viel Übung und Frusttoleranz. Und vom Fernkampf wollen wir hier gar nicht erst anfangen: Einen Bogen oder eine Armbrust zu spannen dauert eine halbe Ewigkeit, damit jemanden zu treffen ist fast schon ein Ding der Unmöglichkeit. Bis der zweite Schuss bereit ist, hat der Gegner uns schon längst die Rübe eingehauen.

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Es soll Spieler geben, die an dem (realistischen) Kampfansatz Gefallen fanden und finden, uns hat er im Test aber selbst nach 60 Stunden noch regelmäßig zur Weißglut gebracht. Herausforderungen in Spielen sind schön und gut, sie sollten sich aber auch angenehm spielen. Das Soulslike-Genre macht es beispielsweise prima vor: Hier wird einem nichts geschenkt, das Ganze spielt sich aber griffig und ist gut erlernbar. Kingdom Come: Deliverance II ist in dieser Hinsicht sehr eigenwillig und schwer zugänglich. Vor allem, wenn man mehreren Gegnern gleichzeitig gegenübersteht merkt man, dass das System dafür nicht optimal ausgelegt ist.

Die gute Nachricht ist aber, dass man vielen Kämpfen glücklicherweise aus dem Weg gehen kann. Heinrich kann dazu beispielsweise sein Redegeschick anwenden, um gefährliche Situationen zu umgehen. Oder heimlich als Meuchelmörder vorgehen, um direkte Konfrontationen zu vermeiden. Oder den Feind mit vergifteten Pfeilen und Bolzen einfach aus der Entfernung aus dem Weg räumen. Möglichkeiten gibt es viele und das ist die große Stärke an Kingdom Come: Deliverance II, das uns alle Freiheiten lässt, so vorzugehen, wie wir es möchten. Das gilt natürlich auch für die vielen Missionen, die wir nach Herzenslust so angehen können, wie uns beliebt. Die Welt lädt regelrecht zum Experimentieren ein und reagiert auch sehr dynamisch und glaubwürdig auf uns, abhängig vom Verhalten, getroffenen Entscheidungen, gewählten Worten, unserer Kleidung, unserem Geruch usw.

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Die hier erschaffene Welt mit ihren Freiheiten und Regeln ist großartig und hängt viele andere Genrevertreter in dieser Hinsicht klar ab. Auch visuell zeigt sich diese von ihrer besten Seite, wenn wir durch malerische Landschaften und idyllische Dörfer umherwandern. Man merkt ihr jederzeit an, dass hier nichts aus dem Zufallsgenerator stammt, sondern jeder Winkel kreativ selbst gestaltet wurde. Lediglich die etwas hölzernen Mimiken und Animationen der Charaktere können hier nicht mithalten, doch sei es dem ansonsten so prächtigen Gesamteindruck verziehen. Stark vertont sind die gut geschriebenen Dialoge in der deutschen Synchronfassung mit ihnen aber in jedem Fall.

Während die Hauptquest mit einigen schönen Wendungen, charmanten Charakteren und dramatischen Ereignissen punkten kann, sind es auch die vielen tollen Nebenquests, die zu begeistern wissen. Einige Fetch-Quests finden sich zwar auch hier (wiederkehrende Fight Clubs, nach entflohenen Schafe suchen und Wölfe jagen), im Großen und Ganzen aber handelt es sich hier um tolle Geschichten, die am Rande erzählt werden und gern auch mal mit einer guten Portion Witz versehen werden. Und die lang verkettet sind und einen spannenden Verlauf nehmen.

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Ein erfolgloser Weinhändler bittet uns beispielsweise die örtlichen Mönche auszuspionieren, die den besseren Wein vertickern. Dafür müssen wir herausfinden, welche geheime Zutat sie verwenden. Um einen örtlichen Weinkenner zu beeindrucken, der uns dabei helfen kann, müssen wir uns selbst als solcher ausgeben. Dafür benötigen wir adelige Kleidung und ein Buch mit dem nötigen Fachwissen. Dieses befindet sich jedoch im Besitz der Ex-Freundin des erfolglosen Weinhändlers, die von ihrer Familie nun von jeglichen männlichen Kontakten abgeschottet wird. Haben wir alles gemeistert, landen schließlich auf einem abgelegenen Weingut, auf dem wir uns als freiwilliger Helfer melden, um so eines Nachts Zugang in den bewachten Keller des Grundstücks zu erhalten, wo wir der Zutat schließlich auf die Schliche kommen.


Fazit

In vielerlei Hinsicht ein hervorragendes Rollenspiel, das mit einer faszinierenden Spielwelt zum Entdecken und Experimentieren einlädt. Die Freiheiten sind enorm und damit die verschiedenen Ansätze, Probleme beliebig anzugehen. Auch Story, Charaktere und Quests wissen absolut zu gefallen. Und dass der technische Zustand (auf der getesteten PS5) ebenfalls so überzeugend ausfällt, rundet das positive Gesamtbild nochmals ab. Dennoch ist Kingdom Come: Deliverance II gewiss kein Spiel für jedermann, da es (gerade zu Beginn) in verschiedenen Punkten (vor allem im Kampf) sehr sperrig ausfällt und einiges an Geduld und Einarbeitung erfordert. Wer damit aber fein ist und nicht immer an die Hand genommen werden will, sondern sich seinen Weg selbst erarbeiten will, auch wenn dieser gern mal etwas steinig ausfällt, liegt hier genau richtig. Und wird mit einem fantastischen Mittelalter-Abenteuer belohnt.

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