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Kritik zur Miniserie "11.22.63 - Der Anschlag"

siBBe

Von siBBe in Kritik zur Miniserie "11.22.63 - Der Anschlag"

Kritik zur Miniserie "11.22.63 - Der Anschlag" Bildnachweis: Hulu

Story

Am 22.November 1963 fallen in Dallas drei Schüsse und töten den damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy. Ein Attentat das bis heute offiziell nie aufgedeckt wurde. Doch was wäre, wenn man in der Zeit zurück reisen könnte und den Mord verhindern könnte?


Kritik

Stephen King mag einer der erfolgreichsten Schriftsteller unserer Zeit sein, seine vielen Film- und Serienadaptionen schwanken qualitativ jedoch stark, da die Essenz seiner Werke nicht immer optimal auf ein neues Medium übertragen wird. Sein 2011 erschienener Roman "11.22.63" (DT: "Der Anschlag") fand nun auch seinen Weg in die TV-Landschaft, und das mit mehr als beeindruckender Beteiligung einiger Filmschaffender, die von der Besetzung bis hin zur Produktion durch J.J. Abrams und co. ein starkes Ergebnis versprachen. Die 8-teilige Miniserie "11.22.63 – Der Anschlag" hält seine hohen Erwartungen und ist somit eindeutig eine der gelungenen King-Adaptionen.

Einen 850-Seiten-Wälzer zu adaptieren ist vermutlich alles andere als einfach und geht logischerweise mit Änderungen und Kürzungen daher, um die Geschichte auf das neue Format anzupassen. Auch eine Serie mit acht Folgen, die gegenüber eines Films schon weitaus mehr Platz bietet, wird sich nie allem zuwenden können. In dem Sinne hat Drehbuchautorin Bridget Carpenter einen insgesamt sehr zufriedenstellenden Job vollrichtet und – mit Ausnahme einiger kleinerer zäher Abschnitte im Mittelteil – sich auf das Wichtigste konzentriert.

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Nach kurzer Einführung beider Schlüsselpersonen der Gegenwart, dem Englischlehrer Jake Epping (James Franco) und Diner-Besitzer Al Templeton (Chris Cooper) kommt die Geschichte auch schon schnell ins Rollen. Ein Portal wird thematisiert, das auf wundersame Art jeden aus der Gegenwart in die Vergangenheit katapultieren kann. Jedoch immer zu einem fixen Zeitpunkt zum selben Tag, den 21. Oktober 1960. Egal wieviel Zeit man in der Vergangenheit verbringt, in der Gegenwart verstreichen dabei stets nur zwei Minuten. Und reist man anschließend erneut in die Vergangenheit, so werden vorige Änderungen der letzten Reise wieder gelöscht. Was würde man nun tun, wenn man in die 60er Jahre reisen könnte? Wenn es nach Stephen King geht, so würde man das Attentat auf John F. Kennedy verhindern. Und somit den Vietnam-Krieg. Damit die Welt zu einem besseren Ort wird und die Geschichte ins Positive gerückt wird. Doch tut sie das damit tatsächlich? Lässt sich absehen, in welche Richtung sich selbst kleinste Änderungen entwickeln? Dürfen wir darüber urteilen, was geändert werden darf und was nicht? Sind wir uns der Konsequenzen bewusst? Und lässt die Vergangenheit selbst solch Eingriffe überhaupt zu?

Letzteres lässt sich sogleich verneinen, unbekannte Mächte der Vergangenheit versuchen mit allen Mitteln zu verhindern, dass sich der Lauf der Geschichte ändert. Das musste Al Templeton nach vielen Jahren am eigenen Leib erfahren und wurde mit einem tödlichen Krebsgeschwür bestraft, und das wird Jake Epping in den folgenden acht Folgen durch zahlreiche Hindernisse selbst zu spüren bekommen. "Final Destination" lässt grüßen. So ähnlich jedenfalls.

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Eine Reise in die Vergangenheit ist auch eine Reise in eine neue Welt. Wie Alice, die das Wunderland betritt oder Harry Potter, der auf Gleis 9 ¾ nach Hogwarts reist. "11.22.63" schafft es grandios, diese zeitliche Reise glaubhaft und faszinierend zu gestalten, sowohl visuell in Form von passenden Kostümen, Frisuren, Schauplätzen oder altmodischen Fahrzeugen aber auch auf atmosphärischer Ebene, indem sich die Charaktere so verhalten, wie man es den 60er Jahren gegenüber als passend empfinden würde. "11.22.63" beginnt also weniger als Thriller sondern vielmehr als großes Abenteuer.

Epping hat sich bei seiner Reise nicht nur vorgenommen, JFK zu retten, sondern auch einem seiner traumatisierten Schüler der Gegenwart ein besseres Leben zu schenken (stark gespielt von Leon Rippy), dessen Familie in seiner Kindheit grausam ermordet wurde. Bevor die Serie sich also dem eigentlichen Thema zuwendet beschäftigt sie sich mit diesem Nebenziel, das nicht weniger spannend ist. Was wäre wenn man hier oder da eingreift? Was würde sich ändern? "Butterfly Effect" hat bereits gezeigt, dass selbst kleine Änderungen große Auswirkungen haben können.

Mehr und mehr wendet sich "11.22.63 - Der Anschlag" dem geplanten Mord zu, für dessen Recherchen Epping drei Jahre Zeit bleiben. Verdächtige Personen werden ausspioniert, mögliche Szenarien im Geiste durchgespielt. Wer steckt wirklich dahinter, wie lässt sich das Ganze verhindern? So interessant der Part zunächst auch sein mag, zwischenzeitlich gestaltet er sich doch als ein klein wenig zäh. Kurioserweise ist das ganze Drumherum dann doch viel spannender. Da wäre beispielsweise eine schön erzählte Liebesgeschichte zwischen Epping und der Liebe seines Lebens, der bezaubernden Saddie Dunhill (Sarah Gadon). Die Tücken des Zeitreisens, oder auch kleinere Randthemen wie Eppings Einsatz für die schwarze Miss Mimi (Tonya Pinkins), die in der damaligen, rassistisch geprägten Gesellschaft Hilfe benötigte. Geschichten, die nahe gehen und zu berühren wissen.

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Dennoch wollen wir an dieser Stelle den JFK-Part nicht schlecht machen, denn auch dieser ist insgesamt gelungen und wird gerade zum Ende hin immer spannender wenn er näher rückt und die Zeit gegen einen spielt. Zwar mag das Ganze ein wenig gehetzt daher kommen, wird jedoch durch den Epilog umso mehr aufgewertet, der dem Zuschauer die Konsequenzen all der Handlungen aufzeigt und ihn letztendlich auch noch herzergreifend verabschiedet. Emotional gesehen ein großartiges Ende.

Mit James Franco besitzt "11.22.63 - Der Anschlag" ein prominentes und auch stark agierendes Zugpferd. Franco passt wunderbar in die Rolle hinein und bringt reichlich Charme mit, um zur Identifikationsfigur für den Zuschauer zu werden. Doch auch sämtliche Nebenparts wissen zu begeistern, von Chris Cooper, der einige starke Momente für sich zu verbuchen hat, Josh Duhamel, der in uns Ekel und Furcht weckt, bis hin zu Sarah Gadon, die mit ihrem bezaubernden Lächeln und ihrer Unschuld glaubhaft macht, warum Epping ihr so schnell verfällt. Die Chemie zwischen den beiden ist ausgezeichnet.

Technisches

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"11.22.63 - Der Anschlag" ist dank Warner Home Video seit dem 17.11.2016 im deutschen Handel als DVD und Blu-Ray erhältlich. Auf technischer Seite kann die uns vorliegende Blu-Ray-Ausarbeitung auf ihren beiden Discs voll überzeugen, sowohl Bild (2.00:1; 1080p) als auch Ton (Deutsch, Dolby Digital 5.1; Französisch, Italienisch, Spanisch Dolby Digital 2.0; Englisch DTS-HD Master Audio 5.1) sind überaus gelungen. Leider fällt das Bonusmaterial etwas mager aus, lediglich ein Making Of mit dem Titel "Wenn die Zukunft zurückschlägt" befindet sich auf der Disc. Das ca. 16-minütige Video ist für sich genommen zwar durchaus gelungen und gewährt einige schöne Einblicke hinter die Kamera, gern hätten wir aber noch mehr gesehen. Insgesamt gesehen, dank technisch gelungener Umsetzung und der starken Serie an sich, dennoch eine lohnenswerte Anschaffung. 


Fazit

Topbesetzter Sci-Fi-Thriller mit interessanter Story und hohem Produktionsaufwand im Serienformat. Trotz minimaler Schnitzer im Erzählfluss (meckern auf hohem Niveau), über die man angesichts der vielen Stärken gern hinweg sieht, eine eindeutige Empfehlung.

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