{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Martialisch und episch: die erste Staffel der Netflix-Produktion "Marco Polo"

Aurea

Von Aurea in "Marco Polo" - Staffel 1 - Kritik

Martialisch und episch: die erste Staffel der Netflix-Produktion "Marco Polo" Bildnachweis: © Netflix

Story: Im 13. Jahrhundert beherrscht Kublai Khan die Mongolei. Doch das genügt seinem unersättlichen Machthunger längst nicht. Seine Eroberungslust richtet sich auf China. Das Imperium, das der mächtige Khan beherrscht, wird bei seinem Tod das flächenmäßig größte Reich der Weltgeschichte sein. Der junge Venezianer Marco Polo gerät mitten hinein in diese fremde Welt voller Gier, Ausschweifung, Intrigen und Machtstreben. Von seinem Vater als lebendes Pfand am mongolischen Hof zurückgelassen, erringt Marco durch seine Intelligenz und Wortgewandtheit das Interesse und auch das Wohlwollen des mächtigen Herrschers. Als Abgesandter des Großkhans erlebt Marco Polo das größte Abenteuer seines Lebens.

Kritik: Auf dem Papier liest sich das alles wirklich gut. 90 Millionen Dollar Budget für 10 Episoden, die Weinstein-Company als Produzent neben Streaminganbieter Netflix, dessen Eigenproduktionen bisher noch immer ihre eigene Fangemeinde finden konnten. Dazu gesellt sich ein unverbrauchtes Setting, und schon ist der Zauber fertig. Aber ist es wirklich so simpel?

Schaut man sich die ersten Folgen an, dann spürt man klar dass das Geld gut angelegt worden ist. Weitestgehend entschied man sich für zumindest hierzulande eher unbekannte Schauspieler (Benedict Wong als Kublai Khan dürfte eine der wenigenAusnahmen sein, viele andere Darsteller kennt man aber, wenn man sich im asiatischen Kino auskennt). So hält sich zumindest der durchschnittliche Zuschauer gar nicht erst mit stressigen „woher kenne ich xyz bloß?“ Gedanken auf und kann sich ins Vergnügen stürzen. Und das ist, besonders zu Beginn der ersten Staffel, hauptsächlich ein visuelles. Die Landschaften sind spektakulär und der Bildschirm kann nicht groß genug sein, damit diese sich voll entfalten können. Die Kostüme sind detailliert und mit liebevollen Kleinigkeiten ausgestattet. Vor allem aber machen sie wirklich den Eindruck dass die Figuren diese tatsächlich auch tragen. Nichts sieht nach billiger Karnevalsverkleidung aus. Besonders eindrucksvoll ist auch der Soundtrack, der von der mongolischen Band Altan Urag und Batzorig Vaanching beigesteuert wird.

© Netflix

Fans von Marco Polos „Il Milione“, seinem schriftlichen Werk in dem er die asiatische Welt beschrieb, dürften einige Ungereimtheiten innerhalb der Serie entdecken. Und auch der Einstieg ist holprig, um es milde auszudrücken. Teils hektische Sprünge erschweren die Orientierung und man wird mit verschiedenen Charakteren konfrontiert die man sich unmöglich merken kann. Wenn das Chaos zu groß wird werden ein paar Sexszenen eingestreut in denen die anwesenden Damen mit nackten Brüsten nicht geizig sind, diese Form der Ablenkung wirkt aber recht zügig auch einfach nur ermüdend. Mehr Spaß machen die gut inszenierten Kung Fu Szenen, die sehr oft recht stark davon zehren dass der Lehrmeister vollständig erblindet ist und trotzdem so ziemlich jede Person im ganzen Reich des Khans vermöbeln könnte.

Lorenzo Richelmy ist in der Hauptrolle leider ebenfalls recht farblos. Sein Verdienst besteht prinzipiell nur daraus anwesend zu sein und dabei gut auszusehen. Seine Beobachtungsgabe sorgt hin und wieder für Abwechslung, Ansonsten bleibt er recht passiv und bietet so wenig Identifikationsfläche. Einige Nebencharaktere, vor allem Bayan the 100 Eyes (Tom Wu), wecken da schon eher das Interesse, doch die erste Hälfte der Staffel passiert leider kaum etwas. Erst in der zweiten Hälfte zieht das Tempo an, die Geschichte schreitet vorwärts und kommt dann auch zu einem recht runden Ende. Kublai Khan entwickelt sich zu einer komplexen Vaterfigur für die meisten Leute an seinem Hof, was mit Vorsicht zu genießen ist da viele von ihnen aus Dörfern stammen, die er brutal erobert hat. Seine Gedanken teilt er einzig mit seiner Frau, Kaiserin Chabi, mit grandioser Zurückhaltung gespielt von Joan Chen. Auf Gegenspielerseite sticht Kanzler Jia Sidao (Chin Han) heraus, der ebenfalls im Verlauf der Staffel an Profil gewinnt. Dass dazu aber immer noch billige Tricks wie das Quälen von Kindern notwendig sind, weil der Zuschauer anhand seiner sonstigen Pläne nicht verstehen kann dass es sich um eine wirklich böse Person handelt ist allerdings wieder traurig. Prinz Jingim (Remy Hii) ist dagegen geradewegs aus dem Handbuch für langweilige Klischees geklaut. Zhu Zhu’s Kokachin entwickelt sich ebenfalls von einem langweiligen Love Interest hin zu einer spannenden Figur, so wie die Schwester des Kanzlers, die ihre ganz eigene Geschichte entwickelt. In der Originalversion kommen darüber hinaus zahlreiche englische Dialoge vor, zwischendurch werden auch andere Sprachen gesprochen. So stellt sich durchaus das Gefühl ein es mit einer etwas breiter gefächerten Welt zu tun zu haben.

© Netflix

Fazit: Lohnt das Dranbleiben bei „Marco Polo“? Definitiv handelt es sich um eine Show die im Verlauf der ersten Staffel an Fahrt aufnimmt. Allen voran Benedict Wong als Kublai Khan liefert eine nuancierte Performance, für die sich die Serie lohnt. Es macht im weiteren Verlauf auch Spaß sich in die verschiedenen Gedankengänge einzufinden, herauszufinden was die Figuren vorhaben könnten. Manche Nebengeschichten verlaufen irgendwann im Sand, doch die Hauptgeschichte wird zum Ende hin konsequent erzählt, der Appetit auf eine zweite Staffel wird durchaus geweckt. Die Hauptfigur hingegen bleibt blass, einige Sprünge im Tempo gibt es ebenfalls, und so ganz klar ist noch nicht wieso einige Serien in letzter Zeit davon überzeugt sind Schwächen im Drehbuch mit einer Mindestanzahl von nackten Brüsten pro Folge ausgleichen zu können. Aber insgesamt ist das hier doch eine unterhaltsame Angelegenheit, die Fans von historischem Material, großartigen Sets und anständigem Kung Fu begeistern dürfte.

Image title

Die Blu-Ray: Hier kommen die prächtigen Bilder tatsächlich zur Geltung. Die Farben sind herrlich kräftig und betonen die wunderschönen Kulissen und Kostüme zusätzlich. Die Kontraste sind gut und die Farben satt. Deutsche und englische Tonspur liegen in klangstarkem DTS-HD MA 5.1 vor, falls vorhanden werden alle Boxen voll ausgenutzt. Untertitel gibt es in deutscher Sprache. Lobenswert sind die Extras. Es gibt entfernte Szenen, Bloopers, Bildergalerien, Trailer, jede Menge Interviews und zahlreiche Featurettes die sich mit beinahe allen Aspekten der Serie befassen. Die Erstauflage kommt darüber hinaus in einem edlen Pappschuber ins Haus, der ohne FSK-Aufkleber schick im Regal aussieht. Hier kann man wirklich nicht meckern, die Ausstattung ist vorbildlich.

Wird geladen...