Erwähnungen
Die zweite Staffel von "Marvel's The Punisher" in der Kritk
Von D0mas in "Marvel's The Punisher" - Staffel 2 - Kritik
am Dienstag, 15 Januar 2019, 12:20 Uhr
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Sein Auftritt in der zweiten Staffel Daredevil war ein Meilenstein: Brutal, gnadenlos und unheimlich roh. So oder so ähnlich mordete sich Jon Bernthals Version des Punishers in die Herzen der Zuschauer. Seit diesem Zeitpunkt hat sich allerdings einiges getan. Nicht nur wurde die erste, langersehnte Solostaffel des Punishers eher zwiespältig von Fans und Kritikern aufgenommen, die anderen Marvel-Netflixserien wurden bereits letztes Jahr zum Großteil gecancelt. Der Release der zweiten Staffel um den Rächer mit den großen Knarren besitzt so durchaus einen faden Beigeschmack, ist es doch äußerst wahrscheinlich, dass wir es hier unfreiwillig mit dem finalen Auftritt des Punishers zu tun haben könnten.
Es wäre somit wünschenswert, dass die zweite Staffel des Punishers Fans und Kritiker versöhnlich entlässt, auf den Stärken des Charakters aufbaut und die Fehler der ersten Staffel in bester Punishermanier abmurkst. Diverse Vorzüge hatte Season 1 nämlich durchaus zu bieten. Zwar ließ das Pacing hier und da zu wünschen übrig und auch der Actiongehalt war für eine Punisher-Serie beachtlich gering, die Auseinandersetzung mit den Folgen des Krieges und den Folgen unendlicher Gewalt, mit denen Frank Castle stets zu kämpfen hat und die ihn zu einer animalischen Killermaschine transformieren, gaben jedoch eine Menge interessante Grauzonen preis, die für einen solch fragwürdigen Hauptcharakter absolut essentiell sind.
Season 2 setzt diesen Gedanken nun glücklicherweise fort. Erneut sind es die Folgen und Konsequenzen gewaltsamer Handlungen, die unsere Hauptfiguren plagen. Morde, Lügen und falsche Entscheidungen hängen nach, formen und prägen die Figuren und führen letztlich ganz organisch zu weiteren Gewalthandlungen. Ein Entkommen aus dem Krieg ist niemals möglich, wer Gewalt mit Gewalt bekämpft, bleibt stets im blutigen Fegefeuer der Aggression gefangen: Frank Castle kann kein normales Leben führen und drängt sich ganz automatisch in Situationen, die er nur mit Gewalt lösen kann, Billy Russo (Ben Barnes - Westworld) kämpft nach den Ereignissen von Season 1 mit den eigenen Taten und kann diese ebenfalls nur durch einem Machtkomplex kompensieren und Dinah Madani (Amber Rose Revah - The Bible) stumpft sich in der Konsequenz Ihrer Liebeleien mit Russo emotional immer mehr ab.
Daraus resultiert, wie schon in der ersten Staffeln, ein unheimlich ernster, bedrückender Ton, den auch Season 2 kompromisslos durchzieht. Immer tiefer geht es in den Sumpf aus Gewalt und Intrigen, besorgte Stirnfalten sind das mimische A und O. Katharsis ist hier ein Fremdwort. Dem entsprechend ist auch diese Staffel wieder nichts für zartbesaitete Zuschauer. Gerade der Gewaltgrad wird nach Season 1 noch ein gutes Stück hochgefahren, die Performances bleiben ernst und bedeutungsschwanger, Jon Bernthal (Baby Driver) geht in der Rolle des Punishers erneut total auf und liefert eine brutale, intensive und emotionale Performance ab.
Sowieso ist es erfreulich, dass die Emotionalität der Charakterkonflikte hier im Zentrum steht. Daher funktionieren viele der inhaltlichen Entwicklungen sehr flüssig, auch wenn sie hier und da vorhersehbar und teilweise ein wenig forciert daherkommen. Inhaltlich kämpft die zweite Staffel nämlich mit einer unnötigen Vielzahl an Subplots. Wird der Hauptstrang um Frank Castle, Billy Russo (aka Jigsaw) und Dinah Madani nachvollziehbar und teilweise sogar überraschend kompromisslos weitergeführt, ist es der neue Antagonist John Pilgrim (Josh Stewart - Insidious: The Last Key), der, trotz großer Einführung, viel zu wenig Platz spendiert bekommt und gerade im Mittelteil der Season total untergeht. Die Ansätze sind interessant, die Ausführung jedoch zu gehetzt, zu oberflächlich, um wirklich begeistern zu können. So kollidieren die Handlungsstränge eher als sich zu unterstützen. Vielleicht hätte man komplett auf die Billy Russo-Story setzen und die Episoden auf 10 statt 13 reduzieren sollen. Aber das ist bei Marvel Netflix ja nichts Neues.
Action gibt es dafür satt. Bereits in den ersten drei Folgen schießt und wütet der Punisher über die Bildschirmoberfläche. Das ist wie in Season 1 nett inszeniert, auch wenn den Macher die inszenatorische Kreativität der Daredevil-Schöpfer abgeht. Das bleibt dann insgesamt auch der eindrucksvollste Auftritt des Punishers, selbst nach 26 Solofolgen, was auch daran liegt, dass Season 2 gegen Ende, nach einem äußerst gnadenlosen Bruch, ein wenig ins Leere läuft und viele gute Ansätze über Bord wirft. Dennoch sollten sich viele Punisher-Fans in Season 2 ein gutes Stück wohler fühlen als zuvor, auch wenn dem düsteren Rächer zu Gunsten von mehr Kawumm ein wenig die Tiefe genommen wird.
Fazit
Mit der zweiten Staffel wird der Punisher einige enttäuschte Fans zurück ins Boot holen können. Action- und Gewaltgrad werden deutlich angehoben, die Konfrontation von Frank Castle mit Billy Russo funktioniert ein gutes Stück packender als zuvor, wovon auch das Pacing (trotz einigen Anlaufschwierigkeiten) profitiert. Außerdem werden einige der interessanten Ansätze der ersten Staffel nachvollziehbar weitergeführt und die Figur in ihrer unaufhörlichen Reise in die Untiefen von Gewalt und Krieg weiter vertieft - auch wenn der Knalleffekt dieses Mal vor der inhaltlichen Tiefe steht. Schade ist in diesem Zug, dass sich Staffel 2 gerade mit der neuen Plotline um John Pilgrim und Amy Bendix (Giorgia Whigham - Scream) zu viel für die 13 Episoden auflädt und nach einigen sehr packenden Twists gegen Ende ein wenig ins Leere läuft.
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