Erwähnungen
Michael Verhoeven Edition - Box Kritik - Teil 1
Von Smooli in Michael Verhoeven Edition - Box - Kritik
am Donnerstag, 01 September 2016, 23:22 Uhr
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Die weiße Rose (1985)
Inhalt:
Ein kleiner Lichtstreifen in Deutschlands dunkelster Zeit. München 1942. Eine Gruppe von fünf Studenten, unter ihnen die Geschwister Hans und Sophie Scholl, ruft mit Flugblättern, unterzeichnet mit "Die weiße Rose", zum Widerstand gegen Hitler auf. Unter Einsatz ihres Lebens bringen sie die Flugblätter auch in andere Städte. Nachts schreiben sie "Nieder mit Hitler" an die Hauswände. Während sich die Schlinge der Gestapo immer enger zieht, nehmen sie Kontakt zu anderen Gruppen und zu Widerstandskreisen in der Wehrmacht auf. Im Frühjahr 1943 schlägt die Gestapo zu. Der Volksgerichtshof unter Freisler hat das letzte Wort.
Kritik:
[…] Natürlich macht Verhoeven mit seinem Film auf wichtige Punkte aufmerksam. Die Notwendigkeit sich mit den politischen Aktivitäten seines Landes auseinanderzusetzen arbeitet ebenso heraus wie die Wichtigkeit von Widerstand und die Kritik an Mitläufer. All das liegt der historischen Begebenheit jedoch bereits von selbst zugrunde und so ist es eben nicht Verhoevens Verdienst diese Themen zu behandeln, sondern schlichtweg ein positiver Nebenaspekt, der beim Aufbereiten der Geschichte von selbst entsteht. Denn sonderlich politisch gibt sich Die weiße Rose nämlich nie. Natürlich weiß jeder normaldenkende Zuschauer warum die Organisation damals zum Protest gegen Hitlers Regime aufgerufen hat und dennoch hätte der Film die Motivation der Charaktere behandeln müssen. Aus dem Kontext gegriffen wirkt es sonst nämlich so, als ob die Studenten nur aufgrund des Protestes selbst protestieren. Das eigentliche Ziel gerät dabei jedoch aus den Augen und so verpasst es Verhoeven seinem Film eine wirkliche Aussage zu verleihen. […]
Das schreckliche Mädchen (1990)
Inhalt:
Nachdem die Musterschülerin Sonja einen internationalen Aufsatzwettbewerb gewinnt und dafür in ihrer bayerischen Heimatstadt Pfitzing viel Lob erhält, wagt sie sich an ein neues Thema. Sie nimmt am Aufsatzwettbewerb "Meine Stadt im dritten Reich" teil und beginnt dazu in ihrem Heimatort zu recherchieren. Doch sie stößt vor allem auf Ablehnung, nicht nur die Bewohner der Stadt sind alles andere als hilfreich, sondern auch Ämter verweigern ihr jegliche Auskunft. Nach und nach wandelt sich die Ablehnung in einen deutlichen Widerstand gegen ihre Recherche um und NS-Verbrechen, die in ihrer Stadt während des Krieges stattfanden, werden bewusst verschleiert. Sie gibt schließlich auf, doch das Thema lässt sie nicht los -Jahre später beginnt sie erneut mit ihren Recherchen…
Kritik:
[…] Der Film beginnt mit einer persönlichen Schilderung und Widmung des Regisseurs. Er sagt, dass sein Werk Das schreckliche Mädchen als Parabel zu verstehen sei und für jede Stadt Deutschlands Gültigkeit besäße. Dass der Film nun in Bayern spielt hängt nur mit der Vergangenheit des Regisseurs zusammen. Die Titelsequenz des Films ist dann schon wieder ganz anders - die Widmung war weiße Schrift auf schwarzem Grund, die Namen der Mitwirkenden jedoch werden über ein tatsächliches Bild projiziert. An eine Wand wurde ein Graffiti geschmiert: „Wo wart ihr zwischen `39 und `45? Wo seid ihr jetzt?“ steht da. Das ewige Problem der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Auf einmal war niemand mehr Nazi, niemand hat Hitler wirklich für voll genommen. Auschwitz? Nie gehört. Es gehört schon einiges an Charakterschwäche dazu, um seine eigene Schuld nicht einzugestehen. Und einiges an Dummheit und Ignoranz, um die gleichen Fehler von damals heute zu wiederholen. Zu viele deutsche Filme beschäftigen sich mit dem Dritten Reich, sagen viele. Wenn man sich das politische Weltgeschehen und Reaktionen in Deutschland anguckt, scheint es eher so, als täten dies nicht genug. […]
Mutters Courage (1995)
Inhalt:
1944 wird Elsa Tabori (Pauline Collins) von der ungarischen Geheimpolizei im von den Nazis besetzten Budapest verhaftet. Zusammen mit 4000 anderen Juden wird sie in einen Zug eingepfercht und soll in ein Vernichtungslager transportiert werden. In einem kleinen Grenzort wird ein Zwischenstopp eingelegt, weil auf einen anderen Zug umgestiegen werden muss. Während der Wartezeit trifft Frau Tabori auf Kelemen (Heribert Sasse), einen alten Bekannten ihres Mannes, der empört ist, auch die Frau seines ehemaligen Gönners hier zu sehen. Von Kelemen wachgerüttelt, fasst sich Elsa Tabori ein Herz und stellt den verantwortlichen SS-Offizier wegen ihrer Verhaftung zur Rede. Mit List und Mut gelingt ihr die Rückkehr in die Heimatstadt.
Kritik:
[…] Hier und da erinnert der Humor des Streifens fast schon an jenen aus Forrest Gump, die Weise der Erzählung ebenso. Einerseits besteht die Mischung aus pointiertem und drolligem Humor, für den wohl am besten der seltsame Begriff des „durch den Kakaoziehens“ passt. Andererseits aber inszeniert Verhoeven immer wieder enorm tragische Szenen. Die Sortierung der Juden am Bahnhof zum Beispiel, wenn unzählige Menschen in kleine Waggons gepfercht werden, wo sie dann gerne auch endlich ihre Notdurft verrichten dürfen. Die Verbrechen der Nazis werden mit lähmender Direktheit gezeigt; die Verschleppungen, Vergewaltigungen und die schematische und fast schon mechanische Ermordung von Menschen. Wahrscheinlich müsste man es als Ding der Unmöglichkeit abtun, einen Film über ein solches Thema mit Humor fertigzustellen. Und tatsächlich scheint man hier und da eine gewisse Unsicherheit von dem Filmemachern erkennen zu können. Unsicherheit dahingehend, dass dieser Film ein Wagnis ist, das nur knapp an Verherrlichung grenzt, es aber tatsächlich nie so weit kommen lässt. Und das zeugt von einem großes Talent des Regisseurs. […]
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