Die herbe Lektion Laura Poitras faszinierender Karriere-Chronik ist die Anfeindung und Verhöhnung, die eine politisch wache Berichterstattung oftmals trifft. In Zeiten, in denen Wahrheit und Meinung zunehmend austauschbar scheinen, ist fundierte Skepsis ein elementares Gut. Die dokumentarische Relevanz geht weiter als die eines energischen Appells für journalistische Courage und die Notwendigkeit einer Gegenposition zum politischen Establishment. Mit seiner Masse archivarischen Beweismaterials ist die Union von Chronik und Charakterbild ein bedrückendes Kompendium militärischer Verbrechen, politischer Korruption und imperialistischer Hybris: die bittere Kehrseite einer unilateralen Geschichtsschreibung, die Störfaktoren braucht.