In seinem jüngsten und dabei in seiner manierierten Megalomanie enorm altbackenen Werk zelebriert Paolo Sorrentino einmal mehr die Standard-Requisiten seines Schaffens. Edel gekleidete Männer der Macht, klassische Bauten, klerikale Rituale und museale Gemälde als Insignien des Anspruchs auf eine eurozentrische Kulturhoheit, sein routinierter Stammschauspieler Toni Servillo in der Hauptrolle und einen Soundtrack, in dem symphonische Kompositionen und Italo-Rap einander ablösen. Nicht zuletzt meint die allseits evozierte Grazie auch Sorrentinos als deren begnadeter Bildhauer, der Patriarchat, Elitarismus, Lobbyismus, Nationalismus, Chauvinismus, Klerikalismus und eisernen Hierarchien verewigt. Das alles ist ebenso dumpf wie ästhetisch geschliffene: nicht clever, aber elegant.