Erwähnungen
Monatsrückblick August - Jonasson
Von Smooli in Moviebreak Monatsrückblick: August
am Mittwoch, 06 September 2017, 11:00 Uhr
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1. Highlights aus den Kinosälen:
Dunkirk - Nolan hat es wirklich geschafft, erfolgreich in die Gefilde eines für ihn neuen Genres einzutauchen. Auch wenn ich mich an die Dialogarmut gewöhnen musste, hat der Film es geschafft, mich mitzureißen. Ein Anti-Kriegsfilm wie man ihn bisher noch nicht gesehen hat. Vielleicht sogar der erste echte Anti-Kriegsfilm. In unverfälschten Bildern vermittelt Nolan dem Zuschauer das Gefühl, sich mitten im Krieg zu befinden. Bei ihm heißt Krieg nacktes Überleben, daran kommt kein Zweifel auf. Erquicklich ist dieses intensive Erlebnis keinesfalls, darf es aber auch nicht sein. Die Aufnahmen und der Sound sind überragend und die Erzählstruktur hat mir ebenfalls gut gefallen. Es fällt nie das Wort "Nazi" und der Patriotismus kann weitesgehend, wenn auch nicht vollkommen, verbannt werden. Damit interessiert sich Dunkirk in letzter Konsequenz für die Erlebniswelt seiner Figuren und lässt äußere Umstände in den Hintergrund treten. Ich muss sagen, dass mich Nolan erneut überraschen konnte. Chapeau!
Planet der Affen: Survival - Der Abschluss der Affen-Trilogie ist eine Wucht. Sowohl in emotionaler Hinsicht als auch bezüglich der visuellen Gestaltung. Was hier an Bezügen zu historischen Ereignissen und gesellschaftlichen Prozessen aufgefahren wird, ist nahezu unglaublich. Dieser Film kommt fast ohne Action aus und zeichnet Charaktere mit einem Einfühlungsvermögen, wie es den großen Blockbustern selten gelingt. Die Szene, in der das kleine Mädchen in das Gefangenenlager läuft ohne entdeckt zu werden nimmt geradezu spirituelle Züge an und berührt zutiefst. Hier bekommt man die volle Bandbreite an intelligentem Charakterdrama geboten. Ein zutiefst menschlicher Film, auch wenn er von Affen handelt, die sich der Spezies Mensch in ihrem Sein angenähert haben. Großartig!
Baby Driver - Ein in technischer Hinsicht durchaus origineller Film. Die Verfolgungsjagden sind grandios, die Musik einmalig eingesetzt und die Charaktere haben Stil. Trotzdem war die Geschichte enttäuschend simpel. Baby Driver riecht an allen Ecken und Enden nach Kultfilm, pfeift aber zu offensichtlich auf Substanz. Nett anzuschauen, mehr aber auch nicht.
2. Flops aus den Kinosälen:
The Promise - Das Anliegen dieses Films war derart ehrenhaft, dass die Umsetzung umso mehr enttäuschte. Kein richtiger Flop, aber gemessen an der Wichtigkeit der Thematik ein etwas leichtsinniger Umgang. Siehe meine Kritik.
3. Highlights im Heimkino:
Otto - der Film - Man mag es kaum glauben, aber ich habe zum ersten Mal Ottos ersten Kinofilm gesehen. Und er hat mich von der ersten Minute an überzeugt. Es gibt so ein paar Eigenheiten seiner Komik, die nicht in die Bandbreite meines Humors fallen, wie z.B. seine Gangart und seine Lache. Aber dieser Film ist so unfassbar kreativ geschrieben und mit so einer Begeisterung umgesetzt, dass er meine Sympathie sicher hat. Ich habe mal gehört, dass Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug der Film mit der nachweislich höhsten Gagrate ist. Für mich persönlich macht Otto - der Film da locker Konkurrenz. Dieser Wortwitz und diese Situationskomik sind einfach grandios. Die Geschichte mag zwar banal wirken, aber hinter dem Kanonenfeuer an humoristischen Einlagen verbergen sich durchaus ernstzunehmende Botschaften. Den werde ich mir noch bei vielen Gelegenheiten zu Gemüte führen!
Rendezvous nach Ladenschluss - Die pfiffige Grundidee des Films ist hier schon die halbe Miete. Eine charmante Komödie, die in kunstvollen Schwarz-Weiß-Bildern Theateratmosphäre aufkommen lässt. Dazu ein gewohnt überragender James Stewart. Da kann man nicht widerstehen.
Love & Mercy - Stilvolle Musikerbiografien sind rar. Und diese wird nicht nur den dargestellten Personen gerecht, sondern ist dabei auch noch wahnsinnig originell ohne in die Karikatur abzurutschen. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen ohne Zweifel die begnadeten Darsteller und die Musik der Beach Boys. Ich hätte nur gerne neben dem Entstehungsprozess der Songs und den psychischen und privaten Problemen des Bandleaders etwas öfter das Endergebnis ihrer Musik präsentiert bekommen. Trotzdem ein mehr als sehenswertes Biopic!
Eve und der letzte Gentleman - Wirkt auf den ersten Blick wie eine typische Hollywood-Komödie, die man so oder so ähnlich schonmal gesehen hat. Hier steckt aber ein Einfallsreichtum und ein Charme dahinter, der den Film von anderen Werken seiner Gattung abhebt. Ein urkomisches Szenario, herzerwärmende Figuren und eine zum Jauchzen animierende Atmosphäre. Einfach schön.
American Honey - Authentizität pur. Da wird eine Realität gezeigt, die man sich mal zu Herzen nehmen sollte. Und dann ist der Film trotz seiner einfachen Machart auch noch visuell und auditiv außerordentlich ästhetisch.
4. Flops im Heimkino:
Einfach zu haben - Ja, die Emma Stone spielt schon gut, das möchte ich nicht bestreiten. Aber dieses exaltierte, amerikanische Getue ist mir dann doch schnell auf den Geist gegangen. Nicht nur die Hauptfigur, sondern alle Charaktere in diesem Film wollen den Zuschauer mit einem überanstrengtem Humor beglücken, der einfach nur auf die Nerven geht. Mich hat er nicht wirklich unterhalten.
Equals - Die ersten zwanzig Minuten reißt der Film aufgrund des Settings seiner dystopische Vision mit. Dann verliert er sich in langatmigen Impressionen von einzelnen Körperteilen der lernenden Liebenden. Könnte als stylischer Werbefilm durchgehen, ist als Spielfilm dann aber zu einfach gestrickt.
Frühling für Hitler - Da steckt schon eine gepfefferte Satire hinter, keine Frage. Die Schauspieler haben ebenfalls einiges auf dem Kasten und die Geschichte ist nett. Aber ich weiß nun eindeutig, dass ich mit Mel Brooks nichts anfangen kann. Der Humor perlt einfach an mir ab.
5. Alles über Serien:
Bin weiterhin auf Tauchgang in der Welt von Twin Peaks.
6. Was ich im September gucken möchte:
Logan Lucky, mother!, Schloss aus Glas und eventuell Körper und Seele sowie Es.
7. Filmschaffender des Monats:
Ich kann einfach nicht anders: mit seinem ersten Film hat Otto Waalkes mich für sich einnehmen können.
8. Mein Monat hat mich irgendwie an diesen Film erinnert:
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