Erwähnungen
Monatsrückblick September - Vitellone
Von Smooli in Moviebreak Monatsrückblick: September
am Donnerstag, 05 Oktober 2017, 14:25 Uhr
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1. Highlights aus den Kinosälen:
A Ghost Story – Jede Berührung, jeder Blick, jede Geste – und sei es nur ein angedeutetes Lächeln – zählt zu dem Zärtlichsten, was es in den vergangenen Jahren auf der großen Leinwand zu bestaunen gab. Wie kaum einem anderen Filmemacher gelingt es David Lowery diesen formlosen Emotionen eine Kontur zu verleihen. Eine melancholische Reise, vollends in sich gekehrt und dennoch absolut. A Ghost Story begreift Liebe als die einzige Möglichkeit, sich wenigstens für einen Augenblick als Teil dieser Welt zu verstehen. Er verweilt so lange in einzelnen Momenten, bis diese Momente selbst zu Geistern werden…bis das Laken schließlich fällt und alles sein Ende findet.
2. Flops aus den Kinosälen:
Mother! – Darren Aronofsky und sein Größenwahn. Schon immer waren die Filme des amerikanischen Regisseurs aufdringlich, plakativ, um Aufmerksamkeit geifernd. Schon immer wussten seine Filme dadurch aber auch zu faszinieren, mit ihrer ureigenen Dynamik und Energie zu begeistern – vielleicht auch, weil Aronofsky damals noch die entsprechenden Inhalte hatte. War schon sein letztes Werk Noah eine geglückte Gratwanderung, sind dem guten Darren bei Mother! nun mindestens zwei Sicherungen zu viel durchgebrannt. So beginnt der Film als gar nicht mal so unstimmiger Abklatsch von Rosemaries Baby, nur um sich nach und nach in inkohärentem Geschwurbel, Symbolismusgewichse und allegorischen Bibelzitaten zu verlieren. Ist der Schalter erst einmal gefallen, so drängt sich jede Szene förmlich als christliches Motiv auf, die jede Sinnhaftigkeit außerhalb dieses Vergleiches komplett vermissen lässt. Der Gehalt, die Frage nach dem Warum, bleibt dabei vollends auf der Strecke. Die hysterischen Darbietungen und die selbstverliebte Regie tragen nur noch zusätzlich zur Lächerlichkeit des Films bei.
In Search of Fellini – Der Film möchte eine Hommage an die fantastischen Filme Federico Fellinis sein, ist letztlich aber nicht mehr als eine ungewollt platte Karikatur. Das Spielfilmdebüt von Taron Lexton verbindet idyllischen Urlaubkitsch mit spröder Coming-of-Age Romantik und zaubert daraus eine mit Zuckerguss überzogene Nostalgiebombe, die wohl nur den naivsten Romantikern etwas bieten dürfte.
3. Highlights im Heimkino:
Thief – Thief ist in vielerlei Hinsicht erstaunlich. Michael Mann inszeniert dermaßen stilsicher, selbstbewusst und präzise, dass man dem Film seinen Entstehungszeitraum Anfang der 80er ebenso wenig abkauft, wie seine Existenz als Regiedebüt. Gewissermaßen ist der Film also wegweisend für die spätere Karriere seines Regisseurs, der sowohl thematisch, als auch stilistisch immer wieder zu seinen Anfängen zurückkehren sollte. Zurück zu Einzelgänger und Dieben, Auftragsmördern und undurchsichtigen Polizisten. Zurück in die Dunkelheit, jene rauen Grau- und Schwarztöne, die von einer Farbpalette aus blinkenden Lichtern, gedämpften Flimmern und grellen Explosionen erweitert werden. Dazu ein sattes rot, die Farbe des Blutes, dass in Thief zwar erst reichlich spät, dafür aber umso wirkungsvoller vergossen wird. Brachial und ungeschönt, wie von Mann gewohnt zeigen Treffer auch ihre Wirkung. Doch ist Thief eben nicht nur ein sensorisches, ein stilistisches Highlight, sondern auch auf inhaltlicher Ebene überraschend reif und tiefgründig (obwohl diese Ebenen bei Mann ohnehin stets Hand in Hand greifen).
John Wick 2 – In vielerlei Hinsicht die logische Konsequenz des ersten Teils. Nicht nur seine reine Existenz, die dem überraschenden Erfolg des Erstlings geschuldet ist, sondern vor allem seine inhaltliche und formale Ausrichtung. Getreu dem bewehrten Mittel für Fortsetzungen lautet die Devise Höher, Schneller, Weiter...und im Fall von John Wick 2 auch besser. Inhaltlich bleibt alles wie gehabt, auf jede Aktion folgt eine Reaktion und um was es dieses Mal konkret geht, bleibt bestenfalls eine Randnotiz. Stattdessen wurden formal an allen Ecken und Enden gefeilt, die Choreografien sind eine Nummer stilsicherer, die Action brachialer und nichtsdestotrotz kunstvoller. Im Grunde bleibt jedoch alles bestehen, was bereits zum ersten Teil gesagt wurde. Eine Symphonie aus Blut, Fäusten und Kugeln, in der sich Körper auf fast schon abstrakte Art und Weiße annähern und wieder voneinander abwenden, bis einer von ihnen als kalte Leiche auf dem Boden aufschlägt.
Die versunkene Stadt Z – Mit gemächlichen Tempo und opulenten Bildern huldigt Regisseur James Gray dem Drang der Entdecker, den Abenteurern und Pionieren. Dabei distanziert sich der Film einerseits von unangebrachtem Pathos und romantischer Heldenverklärung, schafft es anderseits jedoch auch die Faszination und den Antrieb seines Protagonisten spürbar zu machen. Die versunkene Stadt Z ist in erster Linie die Geschichte eines Mannes, der zwischen Familie und seiner Passion hin- und hergerissen ist…sich zunächst immer wieder einredet pflichtbewusst und zum Wohle der Menschheit zu handeln, sich letztlich aber doch stets schmerzlich bewusst ist, dass er vor allem seinen eigenen Träumen nachjagt. Charlie Hunnams Performance ist auf dem Punkt, sein Gesicht spiegelt jene zwiespältige Faszination, die auch der Film selbst zum Ausdruck bringt. Ein Film voller Abschiede, immer wieder schmerzlich und doch gleichzeitig ein hoffnungsvoller Aufbruch.
Hitlers Hollywood – Rüdiger Suchslands Filmdokumentation ist keinesfalls eine formal berauschende oder inhaltlich sonderlich kreative Arbeit, sondern genau die Art von Film, die man von einem Filmjournalisten und -kritiker erwarten durfte. Mit einem angemessenen Anspruch an Allgemeingültigkeit tastet Hitlers Hollywood die deutsche Kinolandschaft zu Zeiten des NS-Regimes ab und geht dabei mit chronologischer und faktischer Präzision vor. Eine Dokumentation, die aus versiertem Fachwissen, sichtlicher Leidenschaft und erheblichem Anspruch aufgebaut ist – und dementsprechend von einem interessierten Publikum gewürdigt werden sollte.
Dazu Zweitsichtungen der bisher besten Filme des Jahres, Die Taschendiebin und Personal Shopper, sowie John Wick als Auffrischung, das Meisterwerk Ekel und das schrullige Unterwasserabenteuer Die Tiefseetaucher.
4. Flops im Heimkino:
Lebendig Gefressen – Ein weiterer stumpfsinniger Kannibalenfilm im Fahrwasser von Ruggero Deodatos Genreperle Nackt und Zerfleischt. Überzeugen kann hier einzig und allein der fiebrige Soundtrack, alles andere ist geschmackslose Stümperei aus der untersten Schublade. Zivilisationskritische Tendenzen nutzt Lebendig Gefressen allerhöchstens als Vorwand, um seine fragwürdige Gewaltorgie zu rechtfertigen.
5. Alles über Serien:
Äh…
6. Für den Oktober plane ich:
Blade Runner 2049, Happy End, Schneemann, The Sqaure
7. Filmschaffender des Monats:
8. Mein Monat hat mich irgendwie an diesen Film erinnert:
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