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Monatsrückblick Februar - Vitellone

Smooli

Von Smooli in Moviebreaks Monatsrückblick: Februar

Monatsrückblick Februar - Vitellone Bildnachweis: © Universal

1. Highlights aus den Kinosälen:

Lady BirdLady Bird verkörpert Adoleszenz weniger als Phase und vielmehr als Lebensgefühl. Als nostalgisch entrücktes Blättern durch ein verstaubtes Fotoalbum, welches entgegen seines ganz spezifischen Kontextes doch nach und nach für ganz persönliche Berührungspunkte sorgt. Wohl auch, weil Greta Gerwig gar nicht daran interessiert ist den gängigen Coming-of-Age Topos zu durchbrechen, sondern darin vielmehr die Bestätigung universeller Wahrheiten sieht. Momentaufnahmen, die ihre Kraft daraus ziehen, schon unzählige Male gelebt worden zu sein.

Der seidene Faden – Der Gedanke, es könnte sich bei Paul Thomas Andersons neuestem Werk um weniger als einen Geniestreich handeln, entpuppt sich schon nach wenigen Minuten als absurd. Von Jonny Greenwood untermalt treibt die filigrane Kamera beinahe schwerelos durch das London der 50er Jahre. Das gängige Klischee einer Beziehung zwischen Muse und Künstler bricht der Film durch seine vielschichtig entworfenen Charaktere zusehends auf und überführt die grandios verkörperten Protagonisten gegen Ende in einen Zustand von destruktiver Abhängigkeit. Erschreckend kraftvoll.

Aus dem Nichts – Fiktive Aufarbeitung des NSU-Prozesses, entpolitisiert als empathisch-wütende Anteilnahme mit den Opfern und Hinterbliebenen. Ein filmisch real gewordenes Gefühl zwischen Hilflosigkeit und Wut, Trauer und Trauma. Nicht zuletzt aufgrund der sagenhaften Leistung der Antischauspielerin Diane Kruger. Erstaunlich, aus welch simplen Mitteln Aus dem Nichts seine dermaßen mitreißende, kraftvolle und einfühlsame Wirkung speist. Kino zum Fühlen, nicht zum Nachdenken. Wenn der Film, wie viele behaupten, auf dem Niveau einer öffentlich-rechtlichen TV-Produktion ist, sollte ich wohl mal wieder meinen Fernseher einschalten…

2. Flops aus den Kinosälen:

The Shape of Water – Was der Film an Kulissen und Kostümen, Effekten und Bildgestaltung auf die Leinwand zaubert, rechtfertigt mühelos den Kauf eines Kinotickets, um del Toros Einfallsreichtum in seiner bestmöglichen Form zu bewundern. Abseits davon ist The Shape of Water leider ein furchtbar ernüchterndes Erlebnis. Von Beginn an ist er anbiedernd nostalgisch, wirkt in seiner Schrulligkeit viel zu ausgestellt. Vor allem aber macht er es sich zu einfach im Umgang mit seinen Figuren. Abseits seiner eigentlich erstrebenswerten Botschaft schwingt ein unnötig politischer Subtext mit, der schlichtweg gekünstelt und fehl am Platze wirkt. Vieles an The Shape of Water wirkt erdacht, aber nicht gefühlt. Pflichtschuldig nach gängigen Regeln der Filmkunst zusammengeschustert, aber eben nicht wirklich gelebt. Eine glänzende Fassade, unter der sich weitaus weniger versteckt, als erhofft.

Die dunkelste Stunde – Es sind zwei dunkle Stunden. Allein optisch, denn die bemüht düstere Stimmung wirkt stellenweise fast lächerlich. Die langsamen Kamerabewegungen bemühen sich, Bedeutung und Würde zum Ausdruck zu bringen, können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch dieser Film ein Paradebeispiel jener Biopics ist, die sich tröge an einem Geschichtsbuch respektive Wikipedia Artikel abarbeiten. Dramaturgie und Spannung kann Die dunkelste Stunde bestenfalls vortäuschen. Etwa wenn die letzten 30 Sekunden vor Beginn einer Radioaufnahme zum von Anspannung durchtränkten Höhepunkt hochstilisiert werden. Völlig uninteressante und bedeutungslose Nebenfiguren überladen den Film, sollen wohl zu greifbaren Punkten für den Zuschauer werden, wenn Churchill sich als zu sperrig erweist. Peinlich berührend ist hingegen jene Szene in der U-Bahn, in der Churchill mit dem „einfachen“ Volk in Kontakt tritt, welches ihm auch vorbildlich nach dem Mund redet. Von unangebrachtem Pathos durchtränkt ist diese Szene nicht nur sinnbildlich für ein fehlgeleitetes Verständnis von Demokratie, sondern auch für einen Film, den die Welt nicht braucht.

3. Highlights im Heimkino:

Tangerine L.A.Tangerine berichtet nicht bloß von seinem Milieu, er geht ganz und gar darin auf. Nichts wirkt aufgesetzt oder gar künstlich, Sean Bakers Authentizität ist seine größte Stärke. Dass die poppig grellen und von Farbe durchfluteten Bilder dabei an Instagramfilter erinnern, ist nur konsequent. Hektisch und schnell, vom Rhythmus einer Stadt getrieben, die nie schläft. Tangerine macht es seinen Zuschauern zu Beginn schwer. Eine Odyssee im transsexuellen Gewand, getrieben von Zuhältern und Drogen, Handjobs im Auto und gestohlenen Zigaretten. Die (sexuelle) Identität wird nicht verhandelt, sie ist den Figuren schlichtweg gegeben. Figuren, die man leicht verachten könnte. Figuren, die an den Nerven zerren. Figuren, denen Baker sich annimmt – und dadurch wird sein Mitgefühl schnell unser eigenes. Fulminant kulminieren die Ereignisse dort, wo sie auch angefangen haben. Im Donutladen um die Ecke, vorbei am Tresen der geplatzten Träume. Zunehmend tragischer lodert im Zentrum von Tangerine ein empathischer Kern, der entgegen jedem Rausch etwas zutiefst Emotionales, vielleicht sogar Sentimentales zum Ausdruck bringt.

Wenn Frauen hassen – Sogar die Schießereien lösen sich zusehends von ihrer natürlichen Gewalt, entwickeln beinahe eine spielerische Anmut. Francois Truffaut (Sie küssten und sie schlugen ihn) meinte damals Johnny Guitar sei ein falscher Western, aber kein intellektueller. Es ist geträumt, ein Märchen, ein halluzinatorischer Western und man neigt dazu ihm beizupflichten. Nicholas Ray hat seine eigene Version eines Westerns geschaffen, der trotz beispielhafter Struktur wenig mit den Klassikern des Genres zu tun hat und sich aufgrund seiner Romantik ebenso von den deutlich pessimistischeren Spätwestern abgrenzt. Ein Unikum innerhalb seines Genres, nicht nur, aber auch, weil er dem weiblichen Geschlecht seinen verdienten Platz einräumt - und das ganz ohne falsch aufgesetzter Männlichkeit.

4. Flops im Heimkino:

Mute – Letztlich ist Mute ein eindringliches Beispiel dafür, wie sich künstlerische Narrenfreiheit ihr eigenes Grab schaufeln kann. Über zehn Jahre hat Duncan Jones laut eigener Aussage an diesem Projekt gearbeitet. Zehn Jahre, in deren Verlauf er jedwede kritische Distanz zu seinem eigenen Werk ebenso verloren hat, wie die Fähigkeit zwischen Wahn und Wirklichkeit, zwischen gut und schlecht zu unterscheiden. Hoffnungslos verrannt stapelt er Luftloch auf Luftloch und sorgt für Leerstellen, die er maximal mit seiner eigenen Erfahrung füllen kann, die dem Zuschauer aber ein ewiges Mysterium bleiben werden. So kurios es auch klingen mag, Mute speist den Gedanken, dass ein kontrolliertes Studioumfeld manchmal nicht nur förderlich, sondern gar bitter notwendig ist. Und Netflix? Die sollten bei aller Liebe zum Geld aufpassen, nicht zur Resterampe für missglückte und fehlgeleitete Filmprojekte zu werden.

Körper und Seele – Ungewöhnliche Menschen, die eine ungewöhnliche Liebesgeschichte verdient haben. Leider verliert Körper und Seele das Transzendente, das Traumwandlerische zusehends aus den Augen. Die wohltuend andersartige Prämisse entpuppt sich als bloßer Mechanismus, um zwei versehrte Menschen einander anzunähern. Im letzten Drittel wird die Seele gestrichen und zurück bleibt lediglich der Körper. Fleischliche Gelüste treten in den Vordergrund und immer stärker ergeht sich das Werk in plumpem Humor und vereinfachenden Klischees. Ein rein physisches Verlangen nimmt jenen Platz in Anspruch, welchen Ildikó Enyedi zuvor mit ihrem eigenen Stil gefüllt hat. Zurück bleibt etwas fast schon Spottendes, wenn die beiden einsamen Körper Erfüllung finden. Frei von Anziehung, frei von Lust – denn ihre Seelen gehen auf dem Weg dorthin verloren.

5. Alles über Serien:

Fragt mich nächsten Monat nochmal

6. Für den März plane ich:

Lucky, Florida Project, Unsane

7. Filmschaffende(r) des Monats:

Paul Thomas Anderson

8. Mein Monat hat mich irgendwie an diesen Film erinnert:

The Day After Tomorrow


Euch zärtlich liebkosend

Vitellone

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