1. Highlights aus den Kinosälen:
Thoroughbreds - Das makabere Debüt besticht mit zwei exzellenten Hauptdarstellerinnen, die perfekt zwischen süffisantem Humor und erstickender Sozialbrutalität mäandern.
BlacKkKlansman - Hintergründige Unterhaltung, die wachrüttelt statt abzustumpfen. Spike Lee findet erneut zu kantiger Hochform und unterfüttert eine wahrhaftige Abstrusität mit zorniger Systemkritik. Als Bonus demontiert er rigoros einen der widerlichsten Propagandstreifen, der unter dem Deckmantel vermeintlicher fachlicher Qualität rehabilitiert wurde. Aus aktuellem Anlass sage ich es wieder: Der Inhalt eines Films ist bedeutender als dessen Produktionswerte. Ein Scheißbuch wird auch nicht dadurch besser, dass es in Goldlettern auf Büttenpapier gedruckt wurde.
2. Flops aus den Kinosälen:
Tag - Noch unsympathischer als die Protagonisten des narzisstischen Fangspiels wirken deren reale Vorbilder, die der Abspann zeigt. Von zahlreichen Storys des Wall Street Journals musste ausgerechnet diese verfilmt werden? WARUM?!
Sicario 2 - Bei der vor rassistischer Aggression strotzenden Reklame für Trumps kranke Kiddie-Knast-Nummer enthüllt sich wiedereinmal, wie selbstverständlich die Akzeptanz xenophober Polizeigewalt und menschenverachtender Exekutivpolitik ist. Beklemmend ist hier nicht die aalglatte Inszenierung, sondern die systematische Stilisierung der filmischen Feindbild-Profilierung zu Unterhaltung oder gar Kunst.
Christopher Robin - Der Zynismus der endlosen Spielzeug-Reklame war selbst mir zu viel. Die historische Massenverdummung auch.
Breaking In - Verdammt, ich wollte einen actiongeladenen Thriller, in dem eine toughe farbige Hauptdarstellerin einen Haufen Typen an die Wand klatscht! Stattdessen kriege ich die weichgespülte Spielfilmfassung des Löwenmama-Klischees. Die Prämisse hätte ein solides B-Movie hergegeben, aber der Regisseur hängt ständig mit den falschen Figuren ab und hat null Gespür für Atmosphäre und Dynamik.
3. Highlights im Heimkino:
The Breadwinner - Nora Twomeys zweiter Film ist visuell und erzählerisch gleichermaßen fesselnd. Die universelle Geschichte vom Kampf um Freiheit und Würde sowie der transzendentalen Kraft von Märchen schreckt weder vor bedrückendem Realismus noch vor politischen Themen zurück. Der Mut zahlt sich für kindliche und erwachsene Zuschauer gleichermaßen aus.
The Rider - Mit Laiendarsteller und rauer Kamera arbeitet Chloe Zhao eine nuancierte Persönlichkeitsstudie aus, die vor dem Hintergrund der verarmenden Rodeo-Szene zur Allegorie eines zerfallenden amerikanischen Ideals wird.
4. Flops im Heimkino:
Ohne es zu wollen erfahre ich durch omnipräsente Schlagzeilen Dinge, die ich nie wissen wollte, über eine mega creepy TV-Serie, die so was wie die Sex & Luxus & Big Brother Version von Giligan's Island ist.
5. Alles über Serien:
Beim nächtlichen Podcast-Browsen habe ich immerhin ein paar interessante Dinge gelernt über das Gedicht auf dem Sockel der Freiheitsstatue, Millionenbetrug, mediale Repräsentation von Pansexualität, morbide Wegweiser auf dem Mount Everest und "den amerikanischen Dyatlov-Pass-Vorfall", der enttäuschenderweise nicht halb so spannend ist wie das Original. Also zieht euch lieber die Klassiker-Story des echten Dyatlov Passes rein und bastelt euch Theorien, was da passiert ist (ich hab auch eine).
6. Für den August plane ich:
Arbeiten & Archivieren.
7. Filmschaffende(r) des Monats:
Alice Rohrwacher
8. Mein Monat hat mich irgendwie an diesen Film erinnert:
Paranoid Park
9. Thema des Monats: Meine Gedanken zu MBs Kriegsspecial:
Nach dem Special ist vor dem Special. Genau wie bei Kriegen.
Lidanoir