So manche haben irgendwann vorm Spiegel Robert De Niros berühmten Monolog nachgeahmt. John F. Hinckley Jr. ging noch weiter. Der Sohn eines wohlhabenden republikanischen Parteikandidaten sah Scorseses Film über ein Dutzend Mal, inhalierte Buchvorlage und Soundtrack in Dauerschleife und stalkte Teenager Jodie Foster mit Liebesbriefen. Laut der von seiner Verteidigung aufgerufenen Experten “absorbierte” Hinckley die Identität Travis Bickles und plante deshalb wie Bickle ein Attentat auf den Präsidentschaftskandidaten. Welchen Kandidaten war augenscheinlich zweitrangig. Hinckley folgte sowohl Jimmy Carter als auch Ronald Reagan. Letzten traf es am 29. März 1981 buchstäblich in Form einer Kugel. Der Gerichtsprozess dreht sich vorwiegend um Hinckleys Zurechnungsfähigkeit. Die Staatsanwaltschaft präsentierte als psychiatrischen Experten Park Dietz, für den Hinckley zum karrierebildenden Claim to Fame wurde.
Es folgten Experten-Auftritte zu Jeffrey Dahmer, Ted Kaczynski (bekannt als Unabomber), Waco, den D.C. Snipern (siehe The Matrix) und der Meese Commission. Hier könnte ein kompletter Artikel stehen nur über Dietz‘ Fälle, sein beunruhigend bigottes Weltbild und die teils verheerenden Konsequenzen seiner Aussagen, die in mindestens einem Fall auf einer dreisten Lüge basieren. Laut Dietz Einschätzung hatte der Angeklagte haufenweise gravierende psychische Störungen mit absurd gegensätzlichen Symptomen und dazu eine multiple Persönlichkeit (vermutlich, um die psychischen Störungen alle unterzubringen), war aber nicht verrückt. Taxi Driver sei ein fataler Einfluss, aber keine Entschuldigung. Letztlich entschied die Jury für Unzurechnungsfähigkeit. Das verärgerte den Staat dermaßen, dass die Definition und Beweislast bei Unzurechnungsfähigkeit geändert wurden. Dies wiederum führte dazu, dass das Plädoyer um ein Prozent sank.
Das kam einer Halbierung gleich, da nur in zwei Prozent aller Fälle auf Unzurechnungsfähigkeit plädiert worden war. Hinckleys reiche Eltern machte ein Buch über die psychischen Störungen ihres Sohnes (vermutlich ein Fortsetzungsroman) noch reicher. Hinckley bezeichnete seine Tat im Nachhinein als „den größten Liebesbeweis aller Zeiten“ und war enttäuscht, dass Jodie Foster das offenbar nicht so sah. Und falls ihr über den YouTube Channel eines Musikers gleichen Namens stolpert: Jep, das ist er.