Einen cineastischen Leckerbissen auf Zelluloid (16mm) hielt das Deutsche Filmmuseum bereit. Zu sehen war The Ugetsu Story (Ugetsu - Erzählung unter dem Regenmond), den ich bisher nur vom Namen kannte. Mit dem Screening wurde aber eine längst überfällige Bildungslücke geschlossen. Dabei wird erschreckend klar, wie groß der japanische Film einst war und wie viel westlichen Kinogängern in der Vergangenheit doch entgangen.
Der Eröffnungsfilm des diesjährigen Themengebietes von Nippon Retro, Kaidan-Geschichten, könnte pestigeträchtiger kaum sein. The Ugetsu Story entstammt aus der goldenen Zeit des japanischen Films. Der Ära, in der Regisseure wie Akira Kurosawa den japanischen Film als Kunstform über die Grenzen des Landes hinaustrugen und auf europäischen Festivals äußerst erfolgreich liegen. The Ugetsu Story lief unter anderem im Wettbewerb von Venedig 1953 und gilt als richtungsweisend.
Der Film, der auf eine alte Erzählung aus dem 18. Jahrhundert zurückgeht, erzählt die Geschichte von zwei Ehepaaren. Sie sind einfache Landmenschen, die gemeinsame Töpferei sorgt für das Essen auf dem Tisch. Doch ein tobender Krieg treibt die Preise nach oben und die beiden Männer Genjuro und Tobei hören schon das viele Geld in der Kasse klingeln. Großer Risiken zum Trotz brechen sie auf Richtung Stadt. Am Ende scheinen beide ihre Träume von einem besseren Leben erfüllen zu können, lassen dabei aber ihre Frauen im Stich. Diese sind nun mit Tod und Ehrverlust konfrontiert.
The Ugetsu Story stellt die Frauen, bzw. deren Leid in den Vordergrund der Handlung. Ohne die dem maximalen Individualismus nachjagenden Männern sehen sie sich einer äußerst feindlichen Gesellschaft gegenüber. Die Geschehnisse der Frauen feuern aber schlussendlich auch auf die Männer zurück und am Ende zeigt sich, welchen Preis man für eine Handvoll Münzen bezahlen musste. Geschickt verwischt der Film dabei Realität und Fiktion, sodass sich der Zuschauer oft nicht dem Gezeigten auf der Leinwand sicher sein kann.