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"One Punch Man" - Vol. 1 - Kritik

Bristleback

Von Bristleback in "One Punch Man" - Vol. 1 - 3 - Kritik

"One Punch Man" - Vol. 1 - Kritik Bildnachweis: Kazé

Kritik

Ob ihr euch dessen bewusst seid oder nicht, falls ihr meiner Generation angehört, seid ihr höchstwahrscheinlich mit dem sogenannten ‘Battle Shonen’ aufgewachsen. Der ‘Shonen’ ist eine Kategorie (kein Genre) im japanischen Comic und Animationsfilm und bezieht sich auf die demografische Einteilung der Geschichte. Bei Serien, wie Dragon Ball, One Piece, Naruto, Attack on Titan und Die Kickers handelt es sich um ‘Shonen', die sich durch eine jugendliche und v.a. männliche Zielgruppe definiert; ‘Shojo’ wäre das weibliche Äquivalent. (Wieso ich diese Art der Kategorisierung für sehr problematisch halte, werde ich vielleicht an anderer Stelle vertiefen.)

Und fast alle ‘Shonen’ teilen unzählige Klischees, Tropes und Eigenschaften. Immer wird gekämpft; fast immer geht es um Freundschaft, Vertrauen und körperliches Training (fast nie geht es um Liebe → 'Shojo'); Charaktere können fliegen, Energieblitze abfeuern, sind (natürlich) zu schnell für das menschliche Auge. Die Gegner werden von Mal zu Mal stärker und größer, ihre Hintergrundgeschichten unnötig komplizierter und exotischer. Die Einsätze werden erhöht und erhöht und nochmal erhöht, dass man anfangs noch Banditen zu Brei schlug und vier hundert Episoden später sich mit Göttern um das Schicksal des Universums bekloppt. Doch was wäre, wenn der Protagonist eines ‘Shonen’ schon von Beginn an der Stärkste ist? Wenn er jedem Gegner mit einem Schlag das Hirn aus dem Schädel schießen könnte? Klingt doch langweilig … oder? Tja, Augen auf, Ohren spitzen und lasst schon mal das Lachgetriebe warm laufen. Willkommen in der Welt von One Punch Man.

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In One Punch Man geht es um Saitama. Saitama bezeichnet sich selbst als Hobbyheld; er macht’s zum Spaß. Er ist ultraschnell, ultrastark, ultraresistent und kann jeden Gegner mit nur einem Schlag das Garaus machen. Die Stärke oder Größe des Gegner spielt dabei keine Rolle. Ein Schlag reicht. Einst war Saitama ein arbeitssuchender Otto, bis er einem Jungen mit einem Arsch als Kinn (fragt nicht) das Leben vor einem riesigen Typen rettete, der zum Krabbenmenschen wurde, weil er zu viel Krabbe gegessen hatte (fragt nicht). Saitama entschloss sich dazu Superheld zu werden. Er trainierte jeden Tag für die nächsten drei Jahre. 100 Sit-Ups; 100 Liegestützen; 100 Kniebeugen; 10km Laufen. Jeden Tag. Saitama trainierte so hart, dass ihm die Haare ausfielen.

Klingt immer noch langweilig? Das mag daran liegen, dass es langweilig wirken 'soll'. Saitama selbst ist eine Person, die man als 'objektiv langweilig' bezeichnen würde. Er ist stoisch, Durch seine Stärke scheint er jegliche Emotionen eingebüßt zu haben, sodass er nur noch von seiner Suche nach einem ebenbürtigen Gegner angetrieben wird. Wenn man in anderen Geschichten Allmächtigkeit mit Langeweile kombiniert, bekommt man immer einen psychopathischen Antagonisten. In One Punch Man bekommen wir Saitama, der verrückterweise aber nicht verrückt ist. Er gießt seine Blumen, kocht gerne und fiebert jede Woche der Rabattaktion seiner örtlichen Supermarkt-Filiale entgegen. Von den Animatoren wird Saitama bewusst detail- und charakterlos gezeichnet, um seine Einfachheit darzustellen; oft sieht er einfach nur aus, wie ein Ei mit Augen. Saitama ist das Gegenteil jedes 'Shonen'-Protagonisten, die allesamt hyperaktive, starke und nicht sehr helle Vielfraße sind, sei es Son Goku, Ruffy oder Naruto. Saitama teilt mit ihnen nur die Stärke. In allen anderen Bereichen ist Saitama schlicht weg 'normal'.

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One Punch Man erschien zunächst 2009 als schlecht gezeichneter Webcomic, später als besser gezeichneter Manga und wurde vom Animationsstudio Madhouse (Death Note, Black Lagoon) in eine 12 Episoden umfassende Serie gepackt, die 2015 in Japan einschlug, wie eine Bombe. Kazé veröffentlicht nun den ‘Shonen’-Buster in drei Boxen auf DVD und Blu-Ray auch in Deutschland.

One Punch Man parodiert eines der beliebtesten und bekanntesten Formen der kommerziellen Erzählung Japans und beruft sich somit einerseits den unzähligen ‘Shonen’-Fans, andererseits auch den kritischen Stimmen, die mit dem ganzen Geschreie in Dragon Ball Z nie etwas anfangen konnten. Tatsächlich ist es die größte Stärke von One Punch Man, dass es sowohl als ‘Shonen’-Parodie, als auch als ‘Shonen’ hervorragend gut funktioniert. One Punch Man nimmt sich selbst nie zu ernst, ist sich jederzeit seiner Herkunft und seinen Tropes bewusst und scheut sich nicht davor über seine eigenen Figuren zu lachen. Im Gegensatz zu endlos laufenden Serien, wie One Piece und Dragon Ball, die jeden Kampf und jede Auseinandersetzung auf dutzende, teils hunderte Episoden strecken, ist One Punch Man erfreulich flott und statuiert schon in seiner ersten Episode ein Exempel, indem es vier oder fünf Gegner aufeinander folgend einführt und ins Gras beißen lässt. Dieses halsbrecherisch schnelle Pacing nimmt später ab, v.a. nachdem die offizielle Helden-Assoziation eingeführt und der bunte Cast an Nebenrollen sich innerhalb von zehn Minuten um ein Vielfaches vergrößert, doch bleiben die Kämpfe angenehm knackig und schnell. Die Qualität der Animationen entpuppt sich hierbei als erfreuliche Überraschung, indem es mit einer Exzellenz brilliert, die wir normalerweise in der Welt des eng-budgetierten TV-Animes nie zu sehen bekommen. Alleine wegen den fantastisch choreographierten Kampfszenen lohnt sich One Punch Man schon.

Als Parodie ist One Punch Man auch eine Komödie. Und die Komödie funktioniert natürlich am besten für Fans alter ‘Shonen’-Serien, wie Dragon Ball. Die Serie ist bis zum Bersten gefüllt mit kleinen Easter Eggs und Insiderjokes, dass das Ganze fast schon zu einer Schatzsuche wird und man immer den Bildschirm für jede noch so kleine und unwichtige Referenz scannt. Die ersten vier Episoden, die mir für diese Rezension zur Verfügung gestellt wurde, sah ich allerdings mit meiner 10-jährigen Schwester, die sich zu Tode gelacht hat und anschließend enttäuscht wurde, dass die zweite und dritte Box mit den Episoden 5-12 erst im Juni, bzw. im September erscheinen werden. (Wieso eigentlich?) Funktioniert also auch für die Anime-Neulinge einwandfrei.

Blu-Ray

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One Punch Man kommt in einem schicken Schuber daher und beinhaltet neben der eigentlichen Blu-Ray eine Leseprobe des Mangas, ein Booklet und zwei OVA-Episoden, die sich auf Saitamas Alltag beziehen. Die Animationen profitieren wie so oft besonders vom Qualitätsschub der Blu-Ray, was gerade in einer Serie, wie One Punch Man wahrlich zur Geltung kommt. Wie es aber leider für Animes üblich ist, schlägt auch One Punch Man mit über 40 Euro recht heftig zu Buche, v.a. wenn man bedenkt, dass es sich hierbei nur um die ersten vier Episoden handelt.


Fazit

Der ‘Shonen’ bettelt geradezu parodiert zu werden; eine Aufgabe, die sich der Hobbyheld Saitama nur zu gerne annimmt. One Punch Man ist eine absolut genial animierte und choreografierte Action-Serie, die unsere Lieblingsanimes aus den jungen Jahren des 21. Jahrhunderts und die Superhelden amerikanischer Comics aufs Korn nimmt, gleichzeitig selbst aber die parodierten Beispiele in fast jeder Disziplin übertrifft und das ‘Shonen’-Genre ins Heute zerrt. Ihr konntet nie etwas mit Dragon Ball anfangen oder fandet Animes generell nie besonders ansprechend? Bei One Punch Man könnte es sich durchaus um die große Ausnahme handeln. Schade ist lediglich, dass Kazé zunächst nur die ersten vier Episoden in der ersten Box veröffentlicht und den Rest im Laufe des Jahres herausgibt, läuft doch One Punch Man sich in diesen ersten vier Episoden gerade erst warm. Es ist empfohlen zu warten, bis alle Episoden veröffentlicht sind um sich die lästige Warterei zu ersparen. (Wer nichts gegen Untertitel hat, dem sei 'Anime-On-Demand' nahe gelegt).

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