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Science-Fiction von Oliver Stone: Kritik zur Miniserie „Wild Palms“

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Von terminator in Science-Fiction von Oliver Stone: Kritik zur Miniserie „Wild Palms“

Science-Fiction von Oliver Stone: Kritik zur Miniserie „Wild Palms“ Bildnachweis: © Pidax | Werbemotiv zu "Wild Palms"

Inhalt:

Los Angeles im Jahr 2007: Harry Wyckoff – verheiratet, zwei Kinder – ist ein erfolgreicher Anwalt. Als er eines Tages einer Freundin aus alten Tagen begegnet, bringt das eine schicksalsreiche Wendung in sein Leben. Von Albträumen geplagt, kommt er in Kontakt mit der Wild-Palms-Gruppe. Dieses Medienunternehmen ist sektenartig organisiert. Ihre Mitglieder sind skrupellos und schrecken vor nichts zurück.

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Kritik:

Zu Beginn der 90er Jahre sorgte David Lynch mit seiner Kultserie Twin Peaks für für Furore. Die Mysteryserie, die im Verlauf zunehmend surrealer wurde, war sowohl beim Publikum, als auch bei den Kritikern sehr beliebt. Im Fahrwasser dieser Serie schwimmt auch die auf Comics von Bruce Wagner (Maps to the Stars) basierende und von Oliver Stone (Natural Born Killers) produzierte 5-teilige Miniserie Wild Palms aus dem Jahr 1993. Wild Palms weist jedoch deutlich weniger Mysteryelemente auf, obwohl die Serie einige skurrile und surreale Momente hat. Diese sind aber vornehmlich in den Albträumen der Hauptfigur Harry Wyckoff (James Belushi, Immer wieder Jim) zu finden. Beiden Serien ist zudem gemein, dass sie hier und da in Richtung Seifenoper abdriften und insgesamt mit einigen überraschenden Wendungen aufwarten.

Dabei erreicht Wild Palms jedoch nie die Klasse von Twin Peaks und ein direkter Vergleich ist eigentlich auch unfair, denn Wild Palms bestreitet dann doch seinen eigenen Weg, wenn man indes nicht abstreiten kann, dass man schon vom Erfolg von Twin Peaks profitiert hat und es ein paar Parallelen gibt. Wild Palms ist weniger eine Mysteryserie, als ein Science-Fiction-Drama. Die Handlung ist im Raum Los Angeles im Jahre 2007 in einer dystopischen Welt angesiedelt, die anfangs gar nicht zum Vorschein kommt und gerade aus heutiger Sicht zukunftsweisende Elemente vermissen lässt. Vielmehr wirkt alles so, als ob die Welt irgendwo zwischen den 60er und 80er Jahren stehen geblieben ist. Autos könnten glatt aus den 60ern, die übrige Technik aus den 80ern stammen. Die Kleidung stellt einen guten Mix dar. Die Science-Fiction-Elemente werden nach und nach eingeflochten, wirken aber niemals überladend, sondern werden von der Anzahl her sparsam eingesetzt.

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Auch das Verständnis dieser Welt entwickelt sich langsam. Anfangs ist Harry Wyckoff als Anwalt in einer großen Kanzlei tätig, lebt mit seiner Frau Gloria (Dana Delany, Amy und die Wildgänse) und seinen beiden Kindern Coty (Ben Savage, Das Leben und ich) und Deirdre (Monica Mikala, Mafia! - Eine Nudel macht noch keine Spaghetti!) in einem Einfamilienhaus. Die Ehe scheint nicht mehr ganz so glücklich zu sein, aber das Familiengefüge hält noch. Immer wieder kommt es zu merkwürdigen Ereignissen, wie der Entführung eines Mannes aus einem Restaurant durch Männer in dunklen Anzügen, die außer Harry niemanden zu stören scheint. Als dann Harrys frühere Freundin Paige (Kim Cattrall, Sex and the City) auftaucht und ihn beauftragt, ihr bei der Suche nach ihrem verschwundenen Sohn zu helfen, beginnt das Leben der Familie aus den Fugen zu geraten.

Harry verliert seinen Job, erhält aber dank Paige bald einen neuen im Team des Senators Anton Kreutzer (Robert Loggia, Scarface). Der Senator führt mit der Wild-Palms-Gruppe ein Medienunternehmen, das dank einer neuen innovativen Hologrammtechnologie die Fernsehlandschaft revolutionieren will. Fernsehserien sollen nicht mehr nur auf dem flachen Bildschirm zu sehen sein, sondern wie eine Live-Aufführung im Wohnzimmer stattfinden, wobei man die Figuren sogar berühren kann. Der Senator nutzt sein Medienimperium gnadenlos aus, um die Konkurrenz sowohl auf der politischen, als auch auf Medienebene auszuschalten. Als der Senator dann noch für die Präsidentschaft kandidieren will, muss sich Harry entscheiden auf welcher Seite er stehen will, denn der Senator gehört einer teils sektenartig aufgebauten politischen Elite an, die sich die „Väter“ nennen und die ihre Gegner, die sog. „Freunde“ knallhart bekämpfen und in den Untergrund verdrängt haben.

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Nach und nach taucht man weiter in die dystopische Welt ein und erfährt immer mehr von dieser grausamen Welt. Die Armen leben in der Wildniszone in der Wüste und werden mit süchtig machenden Substanzen und Virtual-Reality-Videos ruhig gestellt. Das anfangs beschauliche Wohlfühlszenario bekommt immer mehr Risse. Gerade in den ersten drei Folgen baut sich durch das Erzähltempo zunehmend eine Spannung auf, die die Zuschauer in den Bann zieht und nach und nach mit einer Fülle an Informationen versorgt. Der Effekt nutzt sich aber mit der Zeit etwas ab, weil der Plot immer kurioser wird und man schon fast eine Soap serviert bekommt.

Wild Palms verschenkt aber nicht nur dadurch sein Potenzial. Einerseits liefert die Serie eine Warnung über die Möglichkeiten der Manipulation der Zuschauer durch die Massenmedien – hier das Fernsehen, weil man 1993 wohl noch nicht an den Siegeszug des Internets glaubte – und die Manipulierbarkeit der gezeigten Bilder selbst. Anderseits belässt man es aber allein bei einigen gefälschten und bearbeiteten Aufnahmen und Fake News und konzentriert sich auf die holografische Sitcom als Ablenkung für die Massen. Das Prinzip Brot und Spiele mag das Publikum zwar zeitweise ablenken, aber realistisch scheint es nicht, dass man allein dadurch an die Macht gelangt oder diese ausbauen kann und schon gar nicht die Kontrolle über das Volk erlangt. Die Ansätze stimmen, es fehlt aber eindeutig an der Kreativität, um diesen Gedanken weiterzuführen und die darin zum Vorschein kommende Kritik an den Massenmedien und deren Verknüpfungen zur Politelite zu Ende zu denken. Selbst die weiteren im Laufe der Serie gemachten Andeutungen für weitere Pläne ändern daran nichts.

Image titleDie zu Beginn der Serie mehrfach gezeigten Albträume Harrys verliert man irgendwann aus dem Blick, denn eine wirkliche schlüssige Deutung gibt es nicht, weshalb sie in der Gesamtbetrachtung auch überflüssig wirken. Überzeugender sind dagegen die Abhängigkeiten von der VR-Welt, die teilweise sogar als Folterwerkzeug genutzt wird. Den Menschen werden Szenarien gezeigt, die wiederum Albträume auslösen und zu einer Abhängigkeit von Medikamenten und anderen Substanzen führen, da sie im realen Leben zu Halluzinationen führen. Um dem zu entgehen, fliehen die Menschen die VR-Welt und so schließt sich der Kreis. Alle fünf Folgen sind spannend und der ewige Kampf Gut gegen Böse ist gut inszeniert (u.a. durch Kathryn Bigelow (Zero Dark Thirty)), die Serie verrennt sich jedoch immer mehr, weil man sich mit überraschenden Wendungen selbst immer wieder übertrumpfen will. Das Setting, das nicht sonderlich futuristisch und doch stimmig ist, passt aber zur Serie. Wild Palms weiß zudem mit einem guten Soundtrack mit gängigen Rock-/Popsongs der 60er Jahre zu überzeugen.

Technische Details:

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Pidax veröffentlichte die DVD von Wild Palms am 25. November 2022 in guter Bild- und Tonqualität auf Deutsch und Englisch (jeweils in Dolby Digital 2.0) mit englischen Untertiteln. Als Bonusmaterialien enthalten die 2 DVDs den Audiokommentar zu jeder Folge (1. James Belushi & Autor Bruce Wagner / 2. Regisseur Keith Gordon / 3. Dana Delany & Autor Bruce Wagner / 4. Regisseur Keith Gordon / 5. Regisseur Phil Joanou)


Fazit:

„Wild Palms“ ist definitiv einen Blick wert, aber man sollte nicht zu viel erwarten. Die Serie beginnt stark, versucht sich dann aber immer mehr selbst zu überbieten und wird immer abstruser. Die Kernhandlung bleibt spannend, aber im Gesamtkonzept weiß die Serie leider zu wenig mit seinen guten Ideen anzufangen, weil diese nicht zu Ende gedacht werden und einzelne Handlungsfäden nicht abgeschlossen werden.

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