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The Show Must Go On: Kritik zur Miniserie „Der Palast“

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Von terminator in The Show Must Go On: Kritik zur Miniserie „Der Palast“

The Show Must Go On: Kritik zur Miniserie „Der Palast“ Bildnachweis: © Constantin Film (Universal Pictures) | Werbemotiv zu "Der Palast"

Berlin, Hauptstadt der DDR, 1989: Im Friedrichstadt-Palast wird zum 40. Geburtstag der Republik eine große Geburtstagsshow einstudiert. Chris (Svenja Jung, Deutschland 89), Tänzerin im Ensemble, tanzt ihr erstes eigenes Solo. Plötzlich steht sie ihrer Doppelgängerin gegenüber. Marlene (ebenfalls Svenja Jung) ist ihre bis dahin vollkommen unbekannte Zwillingsschwester aus dem Westen. Zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, prallen aufeinander. Die beiden Schwestern tauschen kurzerhand ihre Rollen, täuschen ihre Familien, ihre Kollegen und Freunde, gelangen dabei an ihre emotionalen Grenzen, gehen unter den politischen Gegebenheiten ein enormes Risiko ein und haben doch auch bei diesem Abenteuer den größten Spaß...

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Kritik: 

Berlin ist für nationale und internationale Film- und Serienproduktionen immer noch ein angesagter Dreh- und Handlungsort. Insbesondere die öffentlich-rechtlichen Sender haben für sich berühmte Berliner Örtlichkeiten und Einrichtungen entdeckt, die selbst im Mittelpunkt der Handlung stehen. Nach der Charité, dem Ku'damm, dem KaDeWe und dem Adlon, bekommt nun der Friedrichstadt-Palast seine eigene Serie. Wie bereits bei Das Adlon. Eine Familiensaga inszenierte Uli Edel (Der Baader Meinhof Komplex) für das ZDF ein Drehbuch von Rodica Doehnert (Küss mich, Genosse!). Die Miniserie widmet sich dem Friedrichstadt-Palast, dem 1984 neu gebauten Revuetheater, das noch heute mit der größten Theaterbühne der Welt aufwarten kann. Manchmal auch als das Las Vegas des Ostens bezeichnet, genoss das Ensemble schon zu DDR-Zeiten ein hohes Ansehen, sogar auf der anderen Seite der Mauer. 

Der Friedrichstadt-Palast leiht der Serie also seinen Namen, steht aber weniger im Vordergrund, als man annehmen könnte. Wer glaubt eine Geschichte erzählt zu bekommen, die einen tiefen Einblick hinter die Kulissen gewährt, die den Zuschauer bei der Entstehung der Shows dabei sein lässt oder wer viele Tanzeinlagen erwartet, wird eventuell enttäuscht sein. Man bekommt zwar all das geboten, aber in der 6-teiligen Miniserie nimmt das alles viel weniger Raum ein. Auch bleiben Intrigen und Auseinandersetzungen um den Kampf um Rollen aus. Man muss dennoch betonen, dass das, was an Showeinlagen gezeigt wird, sehr sehenswert ist. Der Palast ist aber vielmehr eine Art doppeltes Lottchen vor dem Hintergrund der deutschen Teilung. Zwei Mädchen werden kurz nach der Geburt getrennt. Der eigentlich aus dem Westen stammende und in West-Berlin studierende Vater (Nicolas Wolf) flieht mit einer Tochter in den Westen, und zwar gerade noch rechtzeitig vor dem Mauerbau. Die aus Ost-Berlin stammende Mutter (Katia Fellin, Der menschliche Faktor) bleibt mit dem anderen Kind zurück. Beide Kinder erfahren nichts von dieser dramatischen Familiengeschichte. Als Marlene Wenninger geschäftlich nach Ost-Berlin reist, entdeckt sie beim Besuch einer Veranstaltung im Friedrichstadt-Palast ihre Zwillingsschwester Chris. Beide kommen hinter das Geheimnis und beschießen ihre Rollen zu tauschen. 

Der Palast ist keine heitere Rollentauschkomödie, sondern ist etwas ernster, aber doch immer noch eine lockere Unterhaltung. Die Serie ist eher leichtere Kost über die DDR-BRD-Vergangenheit und zugleich eine Familiengeschichte in Ost und West. Im Laufe der Serie stellt sich unweigerlich die Frage, wer eigentlich eingesperrt ist. Chris aus dem Osten, die hinter der Mauer aufgewachsen ist, in einer Diktatur, die aber ihr Leben ohne Probleme und Nachteile, ohne gesellschaftliche Konventionen als alleinerziehende Mutter lebt, die ihre Ausbildung vom Staat finanziert bekommt und ihrem Traumberuf als Tänzerin ausübt, oder Marlene aus dem Westen, die zwar in einer freiheitlichen Demokratie aufgewachsen ist, in ihrer konservativen Familie aber dem Druck ausgesetzt ist für das Familienunternehmen zu arbeiten und dabei vor lauter Arbeit ihr eigenes Glück vernachlässigt. Gerade als Chris bei ihrem Vater im Westen zu Besuch ist und herauskommt, dass die Schwestern die Rollen getauscht haben, zeigt sich dies am Verhalten ihres Vaters (Heino Ferch, Der Untergang) und Großvaters (Friedrich von Thun, Traumfrauen), die regelrecht schockiert sind, dass Chris unverheiratet ist und ihren Lebensweg gar nicht nachvollziehen können. 

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Die Familiengeschichte spielt zwar vor dem Hintergrund der deutsch-deutschen Geschichte und greift dabei auch viele Probleme auf, dennoch bleibt hier vieles sehr oberflächlich und wird recht familientauglich inszeniert. Es gibt für einige Protagonisten der Serie ein paar Konflikte mit der DDR, es werden die Themen wie Stasi und Überwachung angesprochen, doch eine wirkliche Gefahr scheint der Staat, der seine eigenen Einwohner ausspioniert hat, nie wirklich zu sein. Trotz mehrfachen Rollentausches und damit dem Übertreten der Staatsgrenzen, läuft doch vieles sehr glatt und über lange Zeit merkt man keine wirkliche Gefahr. Es ist alles vielmehr ein harmloses Spiel. Der Schwerpunkt der Serie liegt klar auf der Familiengeschichte, dieser durch die Mauer getrennten Familie und die Serie kann in diesem Punkt auch überzeugen. Die Familiengeschichte wird in Rückblicken erzählt und so erfährt man, wie sich die Eltern von Marlene und Chris kennenlernten, wie schwer es für die Eltern war, den Entschluss zu fassen, wo die Familie leben soll und das in einer Zeit der wachsenden Spannung zwischen Ost und West und man hat durchaus Verständnis für beide Elternteile und ihre Entscheidungen. Noch Jahre später versuchen die Eltern ihre damaligen Beweggründe zu erklären und man merkt, wie sehr sich ihre frühere Haltung verfestigt hat und trotzdem versuchen sie ihre Wahl zu verteidigen. Derweil scheinen die Schwestern schnell eine Beziehung zueinander aufzubauen, aber auch ihnen steht in gewisser Weise ihre Sozialisierung im Weg, was zu Konflikten führt. 

In ihrer Doppelrolle kann Svenja Jung durchweg überzeugen und sie schafft es beide Rollen glaubwürdig zu verkörpern. Auch sonst ist der Cast mit Heino Ferch, Anja Kling ((T)raumschiff Surprise - Periode 1), Friedrich von Thun, August Wittgenstein (Das Boot) und Luise Befort (Club der roten Bänder - Wie alles begann) prominent und gut besetzt. Die Vielzahl an Figuren und die damit verbundenen Handlungsstränge stellen aber teilweise ein Problem der Serie dar, weil vieles nicht wirklich auserzählt wird, es bei vielen Andeutungen bleibt und die Figuren sich nicht wirklich entwickeln können, da sie nur Nebenfiguren bleiben, denen man nicht den notwendigen Raum gibt. Viele Themenkreise werden angesprochen, aber hier wäre weniger wohl mehr gewesen. Dabei hat man das Gefühl, dass man unbedingt alle Themen berücksichtigen wollte, die für die damalige Zeit Ende der 80er Jahre relevant waren, um sie einfach abzuhaken. Daher geht es am Rande zum Beispiel auch um die Flucht über Ungarn oder Ausreiseanträge aus der DDR, wobei hier wiederum alles sehr schnell und problemlos zu sein scheint. Interessant ist jedoch der Ansatz, wie sich das Leben derjenigen gestaltet, die in den Westen fliehen und mit welchen Problemen sie zu kämpfen haben. Leider vertieft man das ganze jedoch nicht und kratzt nur an der Oberfläche. Aber dennoch ist die Serie unterhaltsam und taugt als nette Familienunterhaltung. 

Technischer Daten:

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Constantin Film (Universal Pictures) veröffentlichte die DVD zu Der Palast auf 2 Discs am 13. Januar 2022 in guter Bild- und Tonqualität (Dolby Digital 5.1). Daneben gibt es noch die Hörfilmfassung in Dolby Digital 2.0, sowie deutsche Untertitel für Hörgeschädigte und englische Untertitel. Als Bonus ist lediglich ein kleines Booklet mit einer Episodenübersicht enthalten. 




Fazit: 

„Der Palast“ ist eine nette Familienunterhaltung mit ein paar sehenswerten Tanz- und Showeinlagen und  einer interessanten Familiengeschichte vor dem Hintergrund der deutsch-deutschen Historie, aber es bleibt eine seichte Erzählung. Die Serie dient der einfachen Unterhaltung als familientaugliche Geschichtsstunde zum Genießen. Es ist spannend erzählt, wenn auch nicht alle Themenfelder und Handlungsstränge vertiefend dargestellt werden und man oft nur an der Oberfläche kratzt. „Der Palast“ ist in jedem Fall sehr ambitioniert, aber man muss auch sagen, dass Titel und Handlung mehr Erwartungen wecken. Dennoch vermag die Serie zu unterhalten.

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