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Tiefer Einblick ins Ölgeschäft: Kritik zur 1. Staffel von „Landman“
Von terminator in Tiefer Einblick ins Ölgeschäft: Kritik zur 1. Staffel von „Landman“
am Mittwoch, 03 September 2025, 16:18 Uhr
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Taylor Sheridan (Hell or High Water) hat in den letzten Jahren mit seinen Serien Yellowstone und Tulsa King die Serienlandschaft geprägt. Dabei hatte er stets ein Gespür für gute Geschichten und durfte sich für die Umsetzung in der A-Liga Hollywoods bedienen. Große Namen gaben und geben sich die Klinke in die Hand und Serien ziehen noch immer Spin-offs nach sich. Man könnte glauben, dass Sheridan allein mit diesen Projekten schon ausgelastet ist, aber weit gefehlt. Mit Landman liefert er eine neue Serie, zu der er das Drehbuch beisteuerte und teilweise auch die Regie übernahm. Wir wollen euch das neuste Produkt aus der Feder von Taylor Sheridan gern vorstellen.
Inhalt
Landman spielt in der Boomtown von West Texas und erzählt eine moderne Geschichte über die Jagd nach Reichtum in der Welt der Ölindustrie. Die Serie beleuchtet das Leben harter Arbeiter und waghalsiger Milliardäre, die einen Boom vorantreiben – so gewaltig, dass er unser Klima, unsere Wirtschaft und die globale Politik verändert. Tauchen Sie ein in die gegensätzlichen Beziehungen von Tommy und Angela, sowie Cami und Monty.

Kritik
Landman ist in den USA ein Fachmann, der für Öl-, Gas- und Mineralienunternehmen arbeitet, um Land- und Mineralienrechte zu erwerben und zu verwalten. Von den Verhandlungen der Pachtverträge mit den Grundstückseigentümern bis hin zur Sicherstellung der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften ist der Landman quasi das Mädchen für alles und der verlängerte Arm der mächtigen Magnate vor Ort. Tommy Norris (Billy Bob Thornton, Bad Santa) ist dieser Landman in der gleichnamigen Serie, der sich mit Grundstückseigentümern, Polizei, Anwälten, Aufsichtsbehörden und Drogenkartellen herumschlagen muss. Mit Billy Bob Thornton hat man hier die perfekte Wahl für die Hauptrolle getroffen, denn die Rolle des kettenrauchenden Raubeins mit Alkoholproblemen, der nicht vor unorthodoxen und nicht immer ganz legalen Methoden zurückschreckt und der doch ein Herz am richtigen Fleck hat, ist ihm wie auf den Leib geschnitten. Er geht voll und ganz in dieser Rolle auf und liefert damit einen erheblichen Beitrag zur Authentizität der Serie.
Die Landschaften sind weit, staubig und karg, mit nur wenig Vegetation, doch überall ragen die Ölförderpumpen empor. Trist und monoton stehen sie in der Gegend herum. Das ist der Westen von Texas. Das Bild ist in gelben Farben getränkt und man hat das Gefühl selbst den Staub in dieser Einöde schmecken zu können. So trostlos die Gegend zu sein scheint, ist sie dann erstaunlicherweise nicht und der Kontrast ist umso größer, wenn man die mit Leben erfüllten Städte und Country Clubs sieht. Taylor Sheridan zeigt ein recht unverfälscht wirkendes Bild dieser sogenannten Boomtowns und der Arbeit in den Ölfeldern, mit allen Gefahren und allen Facetten an Menschen, die dort leben und arbeiten. Die Arbeit ist hart und brutal und das Miteinander der Arbeiter ist nicht wesentlich anders. Zu unterschiedlich sind die Gruppen, die sich dort als Zweckgemeinschaft zusammenfinden. Es sind Gruppen, die sich andernorts als verfeindete Banden gegenüberstehen und die nur eine Gemeinsamkeit haben: Geld verdienen um ihre Familien zu ernähren.

Man könnte schnell glauben Landman ist mit seinen teils romantisch wirkenden Bildern der Ölfelder ein Werbespot für die Ölindustrie, die gerade in den USA dank des derzeitigen Präsidenten und seinem Credo „Drill Baby drill“ wieder im Aufwind ist, obwohl sie wahrscheinlich auch vorher lediglich aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden war. Doch dem ist nicht so. Die Serie ergreift hier gerade nicht Partei, sondern offenbart vielmehr schonungslos, wie abhängig wir von der Ölindustrie sind, selbst diejenigen, die sich damit rühmen, ohne fossile Brennstoffe im Alltag auszukommen. Erdöl steckt in allen Bereichen unseres Lebens und dieses Dilemma benennt die Serie deutlich. Die Serie offenbart die Schwächen erneuerbarer Energien, führt aber genauso vor Augen, wie dreckig das Ölgeschäft ist. Tatsächlich ist Landman deutlich vielschichtiger, als man es auf den ersten Blick vermuten mag. Zeigt die auf dem Podcast „Boomtown“ basierende Serie doch gerade, mit welchen Mitteln dieses schmutzige Geschäft betrieben wird und liefert Einblicke in viele Bereiche des Geschäfts von den einfachen Arbeitern bis hin zu den großen Bossen. Es ist ein Geschäft, in dem es nur um Geld geht, während Menschenleben nichts zählen, Arbeitsschutzvorschriften missachtet und Deals mit Drogenkartellen gemacht werden, Selbstjustiz verübt wird und man Polizei und Politik für die eigenen Zwecke einspannt.
Die Serie zieht ihre Spannung aus den sich daraus ergebenen Konflikten, aber genauso aus der gesamten Atmosphäre, untermalt mit einem stimmigen Country-Soundtrack. Es gibt kaum eine Folge, in der die Spannung lange abfällt. Die Serie mag nach außen zunächst wie ein Traum für das konservative Weltbild wirken. Männer dominieren das Geschäft und Frauen führen den Haushalt und kümmern sich um die Kinder. Doch man sollte nicht vergessen, dass die Serie im konservativen Texas spielt. Zudem sind die Frauenrollen bei weitem nicht so eindimensional, wie man vermuten könnte. Es gibt zwar das klassische klischeehafte Rollenbild, letztendlich sind jedoch alle Frauen mit größeren Rollen starke Persönlichkeiten auf ihre Art und Weise. Da wäre zunächst die Anwältin Rebecca Falcone (Kayla Wallace, Heatwave), die eigentlich nicht mit ihrem feinen Zwirn in das raue Umfeld passt. Die typische Großstadtanwältin aus der Großkanzlei muss sich zunächst in der ländlichen Gegend zurechtfinden, lernt aber schnell sich gegen die harten Kerle durchzusetzen und sich Respekt zu verschaffen.

Ariana Medina (Paulina Chávez, The Long Game) ist eine junge Mutter und Witwe, die versucht nach dem Tod ihres Mannes ihren Alltag zu bewältigen und schnell an ihre Grenzen kommt. Sie ist verletzlich und zugleich stark, muss sich gegen ihre mexikanische Familie durchsetzen. Unterstützung erhält sie von Cooper Norris (Jacob Lofland, Joker: Folie à Deux), dem Sohn von Tommy, der einmal in die Fußstapfen seines Vaters treten will und sich daher als einfacher Ölarbeiter verdingt, um Erfahrungen zu sammeln. Durch diesen Handlungsstrang taucht man tiefer in das Leben der einfachen Arbeiter ein. Während man bei Rebecca und Ariana sofort unterschiedliche Facetten sehen kann, gestaltet sich dies bei den Norris-Frauen etwas anders. Hier kann man der Serie vorwerfen ein stereotypes Bild von zwei dummen Blondinen zu zeichnen, denen es nur um Geld, Aussehen und Männer geht. Tommys Ex-Frau Angela (Ali Larter, Final Destination) und die gemeinsame Tochter Ainsley (Michelle Randolph, 1923) tauchen plötzlich in Tommys Leben auf und sorgen für ordentlich Chaos. Wenn sie sich nicht im Fitnessstudio oder am Pool aufhalten, verdrehen sie der Männerwelt den Kopf. Die Figurenzeichnung wirkt über weite Strecken recht eindimensional, aber nicht unbedingt unrealistisch, wenn man sich diverse Realityformate anschaut. Zudem findet man genauso ein Männerbild in der Serie vor, das von Gewaltexzessen und Machogehabe geprägt ist.
Im Verlauf der Serie zeigen sich Nuancen einer Weiterentwicklung zu mehr Vielschichtigkeit. Dennoch wirken die beiden Frauen ab und an wie ein Fremdkörper. Immerhin ergeben sich aus ihrer Anwesenheit und der Wohnsituation einige witzige Momente. Tommy lebt eigentlich mit dem Anwalt Nathan (Colm Feore, Riddick - Chroniken eines Kriegers) und dem Ingenieur Dale (James Jordan, Home) in einer Männer-WG und da gibt es zahlreiche Konflikte nach dem Einzug der Damen. Die Familie Norris ist der Mittelpunkt der Serie. Billy Bob Thornton dominiert klar die Szenen, an denen er beteiligt ist, er lebt diese Rolle förmlich. Seine bissigen, teils sarkastischen Kommentare haben hohen Unterhaltungswert und sind genauso gut gelungen, wie die Dialoge insgesamt, die die komplizierten Vorgänge des Erdölgeschäfts nachvollziehbar für das Publikum aufbereiten. Die 2. Staffel von Landman befindet sich mittlerweile in Produktion und man darf wahrlich gespannt sein wie es weitergeht, denn die Handlungsstränge der ersten Staffel sind definitiv noch nicht auserzählt, obwohl sie zumindest zum Abschluss der ersten Staffel mit einem runden Zwischenergebnis enden.
Technischer Part

Paramount Pictures (Universal Pictures) hat die erste Staffel von Landman am 12. Juni 2025 auf 3 Discs in hervorragender Bild- und Tonqualität auf Deutsch (5.1 Dolby Digital), Englisch (5.1 Dolby True HD) und Französisch (5.1 Dolby Digital) mit englischen Untertiteln für Hörgeschädigte sowie deutschen und französischen Untertiteln auf Blu-ray veröffentlicht. Auf der dritten Disc sind zahlreiche umfangreiche und sehenswerte Bonusmaterialien zu den Figuren und den Dreharbeiten enthalten: „Konstante Krise: Der Weg zu Landman“ (ca. 31 Min.); „Passion und Grazie: Tommy & Angela/ Cami & Monty“ (ca. 10 Min.); „Willkommen vor Ort: Pyrotechnik und Stunts“ (ca. 15 Min.); „ Landman: Einblick in die Serie“ (ca. 22 Min.); „Landman: Die Millers“ (ca. 2 Min.); „Landman: Das Beste von Tommy“ (ca. 2 Min.); „Raubeine unter sich mit Billy, James und Jacob“ (ca. 2 Min.); Einblicke der Besetzung (ca. 3 Min.).
Fazit
„Landman“ ist das „Dallas“ der 2020er Jahre nur authentischer und näher am Erdölgeschäft. Tatsächlich wirkt die Serie manchmal leicht „Soap-artig“, aber dies bezieht sich allenfalls auf die familiären Konstellationen. Ansonsten ist „Landman“ durchweg spannend und blickt kritisch auf das Erdölgeschäft und die Abhängigkeit der modernen Gesellschaft vom schwarzen Gold. Taylor Sheridan hat hier wieder einmal abgeliefert und den Grundstein für die nächste Hitserie mit großartigen Darstellern gelegt. Die Blu-ray bietet eine Menge Bonusmaterial und lohnt sich daher gleich doppelt.
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