Erwähnungen
Videospiel "Tormented Souls 2" im Test
Von siBBe in "Tormented Souls 2" - Videospiel - Test / Review
am Sonntag, 09 November 2025, 11:17 Uhr
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Story
Nach den Ereignissen im Wildberger-Krankenhaus sehnt sich Caroline nach einem normalen Leben mit ihrer jüngeren Schwester Anna. Doch das Schicksal hat andere Pläne. Als Anna von einer rätselhaften Krankheit befallen wird, blutigen Husten und schwarze Augen bekommt und immer wieder bewusstlos wird, erweisen sich herkömmliche Heilmittel als nutzlos. Ein Besuch in einem italienischen Kloster soll Abhilfe schaffen, doch die heiligen Mauern erweisen sich nur als Fassade und offenbaren schon bald den nächsten Albtraum.
Kritik
Erinnert sich noch jemand an die späten 90er, als Resident Evil das Licht der Welt erblickte und das Horror-Genre für die kommenden Jahre prägte? Wer die Frage bejaht hat, dem wird beim nostalgischen Blick in die Vergangenheit sicherlich warm ums Herz. Zeiten ändern sich und das Horror-Genre hat sich mittlerweile in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt. Das chilenische Entwicklerteam Dual Effect ließ das Gefühl vergangener Tage vor rund vier Jahren mit Tormented Souls noch einmal erfolgreich aufkommen und legt nun mit Tormented Souls 2 noch einmal nach. Für wen sich der Horror-Trip lohnt und warum beim Retro-Ansatz gute Gefühle leider auch mit schlechten einhergehen, verraten wir euch im Folgenden.

Tormented Souls 2 setzt inhaltlich direkt am Vorgänger an und erzählt, wie es mit Caroline und ihrer Schwester nach den schlimmen Ereignissen im Krankenhaus weiter geht. Vorkenntnisse sind allerdings nicht zwingend nötig, auch Neueinsteiger finden schnell Zugang zum neuen Abenteuer, welches zwei unterschiedliche Enden bereithält. Ohnehin ist die erneut sehr bizarr gestrickte Geschichte eher zweitrangig, viel mehr zählt das Ziel vor Augen (entführte Schwester retten) inmitten eines atmosphärisch gestalteten Szenarios. Und Atmosphäre aufbauen kann Tormented Souls 2 mit der schaurigen Umgebungsgestaltung zweifellos.
Gespielt wird in Third-Person-Perspektive mit fixierten Kamerawinkeln, was das erste Merkmal eines damaligen Residen Evils ist. Wie man das bewertet, hängt letztendlich vom persönlichen Geschmack ab: Die einen genießen sicherlich den Retro-Ansatz und fühlen sich damit angenehm in damalige Zeiten versetzt. Auch lässt sich argumentieren, dass die ein oder andere Perspektive die Umgebung sehr stilvoll einfängt. Die Kehrseite ist jedoch, dass beim Wechsel zwischen einzelnen Szenerien schnell der Überblick verloren geht und man sich gerade im hektischen Geschehen während eines Kampfes bei der Navigation enorm schwertut. Wenn sich der nächste Gegner direkt an der Grenze des nächsten Screens befindet und auf dem aktuellen noch nicht sichtbar ist, macht das die Erkundung auch zu einer sehr frustrierenden Angelegenheit.

Gepaart mit einer sehr altmodischen Steuerung, die das Ausweichen, Zielen und agile Bewegen in brenzlichen Situationen nur sehr eingeschränkt ermöglicht, werden die Gefechte unter Umständen sogar noch deprimierender. Nicht selten wird man ungewollt in eine Ecke gedrängt und kann nur noch stumpf auf die Angriffstaste hämmern in der Hoffnung, das Ganze mit reichlich Munitions- und Gesundheitsverlust noch irgendwie zu überleben. Spaß sieht definitiv anders aus. Schade eigentlich, denn wie eingangs erwähnt lädt die Atmosphäre eigentlich zum Gruseln ein und das Design der Monster kann sich ebenfalls sehen lassen.
Unser Besuch an bedrohlichen Schauplätzen wie dem Kloster, einem Friedhof, einer Schule oder einem Bunker hält jedoch nicht nur zahlreiche Gegner bereit, sondern auch allerlei Rätsel. Umgebungen wollen gründlich erkundet werden, um wichtige Hinweise oder Items zu finden, die wir dann korrekt an benötigter Stelle einsetzen. Genretypisch sind einige Rätsel recht absurd gestaltet, machen aber insgesamt Spaß und lassen sich durch die hilfreiche Map, die ungelöste Puzzles stets markiert, insgesamt gut lösen. Wer auf seinem Weg aber etwas übersieht, muss gelegentlich auch mal mit Backtracking in den weitläufigen Umgebungen rechnen.

Ein weiterer Gefahrenfaktor neben den grässlichen Kreaturen ist auch die Dunkelheit, die schnell zu einer tödlichen Panikattacke unseres Charakters führt. Wer sich durch finstere Flure oder Räume bewegen will, muss also stets eine Lichtquelle mit sich führen oder diese in der Umgebung aktivieren. Macht das Erkunden spannender, da man sich gerade bei Feindkontakt nur in bestimmten Bereichen aufhalten sollte.
Ressourcen sind übrigens auch hier Mangelware und müssen stets clever eingesetzt werden. Jedes Medipack und jede Kugel zählt also, was den Nervenkitzel erhöht. Gilt womöglich auch für die begrenzt mögliche Anzahl an Speicherständen an vorgesehenen Stellen (Resident Evil lässt erneut grüßen), sodass die Erkundung stets mit einer gewissen Angst vor dem nächsten Bildschirmtod einhergeht. Denn wer stirbt, muss, wenn es ganz blöd läuft, auch schon mal 1-2 Stunden wiederholen. Nicht zeitgemäß und sicherlich nicht jedermanns Sache, aber eben ein übernommenes Merkmal früherer Survival-Games.

Auch technisch gibt es Höhen und Tiefen: Die Umgebungen sehen auf der getesteten PS5 dank eingesetzter Unreal Engine 5, toller Licht- und Schatteneffekte und dem schicken Artdesign wirklich gut aus und unterstützen die dichte Atmosphäre. Charaktermodelle können jedoch qualitativ nicht mithalten, sind etwas hakelig animiert und weisen vor allem in Cutscenes eine ziemlich hölzerne Mimik auf. Ist aber verzeihlich, immerhin handelt es sich um keine große AAA-Produktion, sondern um ein Projekt eines kleineren Entwicklers, der für seine Verhältnisse schon großes geleistet hat. Und der das Ganze auch sauber umgesetzt hat, ohne dass die Performance irgendwo leidet oder irgendwelche Bugs auffallen würden.
Fazit
Survival-Horror ganz wie früher, mit all seinen Vorzügen und auch Ärgernissen. Wer sich nach genau diesen Zeiten zurücksehnt und mit manchen angestaubten Mechaniken (Kamera, Steuerung, Kampf und Speichersystem) anfreunden kann, wird an diesem spannend inszenierten Horrortrip durchaus seine Freude haben.
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