{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Videospiel "Dying Light 2: Stay Human" im Test

siBBe

Von siBBe in Videospiel "Dying Light 2: Stay Human" im Test

Videospiel "Dying Light 2: Stay Human" im Test Bildnachweis: © Techland

Story

Gut 15 Jahre nachdem ein mutierter Tollwutvirus aus einem Labor entweichen konnte, liegt die Zivilisation in den letzten Zügen. Die allermeisten Menschen haben sich durch eine Infizierung in blutrünstige Zombies verwandelt, die tagsüber in verwaisten Häusern ruhen, um dem für sie gefährlichen Sonnenlicht zu entgehen,  und in der Nacht auf der Suche nach Frischfleisch in ganzen Horden durch die Straßen schlurfen. Man schlüpft in die Rolle des Protagonisten Aidan Caldwell, der auf der Suche nach seiner Schwester Mia in die zombieverseuchte Stadt Villedor kommt und gleich zwischen die Fronten der dort lebenden verfeindeten Fraktionen gerät. Um in den inneren Bereich der Stadt zu gelangen, um dort nach Informationen zu suchen, benötigt er dringend Hilfe, denn der Zugang ist abgeriegelt.

Kritik

Dying Light 2: Stay Human hat einen weiten Weg hinter sich. Erstmals auf der E3 2018 angekündigt, war es lange Zeit ziemlich still um das postapokalyptische Action-Adventure des polnischen Entwicklers Techland. Berichte um eine überaus problematische Produktion mehrten sich, auch wurde der Release des Titels immer wieder verschoben. Und zuletzt brauchte es auch mehrere Anläufe bei der USK, um eine Freigabe ab 18 zu erhalten, wofür allerdings einige Entschärfungen für den deutschen Markt nötig waren (auf die wir weiter unten zu sprechen kommen). Die BPjM hatte bereits den 2015 erschienenen Vorgänger auf den Index gesetzt, was man diesmal möglichst vermeiden wollte. Trotz aller Holprigkeiten hat es das Zombiespiel nun endlich auf den PC und die Konsolen geschafft (die Switch-Fassung folgt später). Wir haben uns auf der PS5 durch Horden von Untoten gemetzelt und dabei trotz einiger Stolpersteine eine Menge Spaß gehabt.

Image title

Das Game spielt 15 Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers, den wir zum Verständnis der Geschichte allerdings nicht kennen müssen. Man schlüpft in die Rolle des Pilgers Aiden, der in einer zombieüberlaufenen Welt nach seiner verlorenen Schwester Mia sucht. An beiden wurde in ihrer Kindheit in einem geheimen Forschungslabor experimentiert, was bei Aiden nun zu einigen unangenehmen Nebeneffekten geführt hat: Er leidet an Krämpfen und Albträumen und kann sich nicht allzu lange in der Dunkelheit aufhalten. Alles Weitere erfahren wir im Laufe der Zeit. Dying Light 2: Stay Human beginnt sehr atmosphärisch, führt schon bald einige interessante Charaktere ein und macht uns schnell mit der problematischen Situation vor Ort vertraut, bei der sich drei Fraktionen gegenseitig bekämpfen. All das macht regelrecht neugierig auf mehr und wirft den Spieler voller Begeisterung in die große offene Spielwelt.

Aus der First-Person-Perspektive erkunden wir eine riesige Stadt, in der es viel zu entdecken gibt. Dort stößt man auf zahlreiche Zombies und Banditen, die die Straßen unsicher machen, auf verlassene Gebäude, die erkundet werden wollen, und auf NPCs, die uns mit Quests versorgen. Highlight ist dabei die temporeiche Fortbewegung im Parkour, wobei man (ähnlich zu EA's Mirror's Edge) elegant Hindernisse überquert und mit akrobatischen Einlagen über die Dächer hüpft. Das erfordert am Anfang etwas Eingewöhnung, läuft danach aber richtig geschmeidig und entwickelt einen tollen Flow. Nötig sind dafür allerdings eine Reihe an Parkour-Fähigkeiten, dir mit der Zeit freigeschaltet werden und uns immer agiler machen. Erst damit lassen sich die wirklich spektakulären Moves ausführen.

Image title

Natürlich kommt es auch regelmäßig zu Kämpfen, die in Dying Light 2: Stay Human hauptsächlich im Nahkampf bestritten werden. Hier kommen Waffen wie Äxte, Hammer, Schwerter oder Schaufeln zum Einsatz, mit denen wir auf Gegner eindreschen. Feindliche Angriffe lassen sich blocken und parieren, außerdem können wir im letzten Moment ausweichen. Das Gekloppe mag nicht sonderlich komplex ausfallen und wird im späteren Verlauf auch ein wenig eintönig, fällt aber immerhin angenehm wuchtig aus, was durch eingesetzte Zeitlupeneffekte noch mal schön unterstrichen wird. Mit Bogen und Armbrust lassen sich Feinde auch aus der Distanz angreifen, allerdings vergehen eine ganze Menge Stunden, bis wir endlich unsere erste Fernkampfwaffe finden. Das hätte gern schon früher geschehen können.

Mit gefundenen Materialien lassen sich Waffen übrigens auch modifizieren, sodass sie Gegner unter Strom setzen, vergiften oder verbrennen. Macht auf seine abgefahrene Weise schon etwas her. Ansonsten besitzen wir auch zahlreich Gadgets wie Mienen, Granaten, Molotows, Knallkörper oder Wurfmesser, die wir finden, kaufen oder ebenfalls craften können. Damit lässt sich in die Gefechte noch mal zusätzlich etwas Schwung bringen.

Image title

Für absolvierte Gefechte gibt es Kampf-XP, für Akrobatikeinlagen Parkour-XP. Damit schalten wir in zwei Skill-Trees nach und nach immer neue Fähigkeiten frei, die uns noch stärker und vielseitiger machen. Sie ermöglichen uns dann beispielsweise höhere Sprünge, waghalsige Wallruns, Rundumschläge oder mächtige Luftattacken. Ansonsten besitzen wir zwei Werte, die sich steigern lassen: Ausdauer und Lebensenergie. Dafür müssen überall in der Stadt versteckte Hemmstoffe gefunden werden, die oft auch noch gut bewacht werden. Vor allem wenn es dazu in die Darkzones geht, in abgeriegelte Militäreinrichtungen, bekommen wir es mit einem großen Gegneraufgebot zu tun. Doch die Motivation bleibt hoch, möglichst viele aufzuspüren. 

Ansonsten sammeln wir XP auch in Haupt- und Nebenquests. Letztere gibt es wirklich viele, nahezu überall stoßen wir auf jemanden, der uns mit einer neuen Aufgabe versorgt, was mit seiner hohen Masse wie in einem Assassin's Creed ein wenig erschlägt. Natürlich ist das Ganze optional, jeder Spieler kann also selbst entscheiden, wie viel er davon machen will. Zumindest einen Teil davon sollte man sich nicht entgehen lassen, denn es warten hier einige witzige, aber auch deftige Geschichten am Wegesrand, die sich durchaus lohnen. Wer sich hauptsächlich auf die Hauptkampagne konzentriert, wird etwa 25 Stunden bis zum Finale benötigen. Wer sich darüber hinaus auch den Nebenaufgaben widmet, dürfte locker auf 80 oder mehr Stunden kommen. Die Entwickler selbst sprachen im Vorfeld von rund 500 Stunden, wenn man denn wirklich alles sehen und erleben möchte. Das ist reichlich übertrieben, dennoch darf man festhalten: Dying Light 2: Stay Human bietet einen sehr großen Umfang.

Image title

Die Hauptkampagne erzählt insgesamt eine recht ordentliche Geschichte und punktet mit einigen spannenden Entwicklungen und sympathischen Charakteren. Mit Rosario Dawson (Sin City) und David Belle (Ghettogangz - Die Hölle vor Paris) befinden sich auch sogar zwei bekannte Gesichter unter ihnen. Sehr cool: Wir können durch getroffene Entscheidungen den Verlauf ein wenig formen, lösen damit unterschiedliche Ereignisse aus und spielen dadurch auch jeweils andere Missionen, was für echten Wiederspielwert sorgt. Manche Entscheidungen fallen dabei wirklich schwer aus, da es ein eindeutiges "richtig" oder "falsch" nicht gibt. Das führt letztendlich auch zu verschiedenen Enden, die wir erreichen können. Doch genau im finalen Akt geht Dying Light 2: Stay Human dann leider doch die Puste aus. So richtig befriedigend möchte die Geschichte nicht aufgehen, auch wirkten im Test einige Dialoge und Sequenzen irgendwie nicht ganz schlüssig zu den vorigen Ereignissen. Ist das womöglich eine spürbare Folge der holprigen Produktion? Schade, denn einen runderen Abschluss hätte man dem Spiel wahrlich  gegönnt.

Bestreiten müssen wir das Abenteuer übrigens nicht alleine, denn bis zu drei Mitspieler lassen sich zum Koop-Spiel einladen. Gemeinsam durch die Stadt zu ziehen und Quests zu erledigen hat in jedem Fall seinen Reiz, ist aber kein Muss. Schade: Lediglich der Host macht dabei einen Fortschritt in der Story, alle anderen Teilnehmer müssen absolvierte Aufgaben in ihrem eigenen Spiel noch mal selbst erledigen. Einzig gefundener Loot darf behalten werden, was aber reizvoller klingt, als es letztendlich ist. Denn mit dem Loot ist das in Dying Light 2 so eine Sache: Zum einen sind alle Waffen nur begrenz haltbar und somit ohnehin nur Wegwerfware, zum anderen ist die Welt dermaßen vollgestopft mit Items, dass man irgendwann die Lust am Sammeln verliert.

Image title

Versprochen wurde im Vorfeld, dass unsere Entscheidungen auch Einfluss auf das Stadtbild nehmen. Das trifft zwar irgendwo zu, jedoch nicht in so großem Umfang wie gedacht. Jedes Mal, wenn wir ein Kraftwerk oder einen Wasserturm eines Bezirks einnehmen, können wir den Stadtteil einer der beiden Hauptfraktionen zuweisen. Je nachdem für wen wir uns entscheiden, lässt sich die gewählte Gruppierung dort in einer neu errichteten Basis nieder. Es entstehen Hütten, Blumenbeete, Kantinen usw. Schaut hübsch aus, macht aber je nach Wahl keinen gravierenden Unterschied. Dafür ändern sich die in der Stadt verteilten Props je nach Fraktion: Halten wir zu den Peacemakern, werden überall Fallen platziert, während die Überlebenden die Parkour-Möglichkeiten weiter ausbauen. Das sind zum Teil zwar ganz nette Einfälle, jedoch keine Änderungen, die sich auf die Story auswirken. Hier hätte man sicherlich die Möglichkeiten noch weiter ausschöpfen können.

Interessant ist der Tag- Und-Nacht-Wechsel in Dying Light 2: Stay Human. Tagsüber begegnen wir nur wenig Untoten auf den Straßen, dafür aber vielen in dunklen Innenräumen, in die sie sich zurückgezogen haben. Nachts ist es genau umgekehrt, nun wandern alle draußen umher, darunter auch wesentlich gefährlichere Vertreter wie die Heuler, die bei Sichtkontakt Alarm schlagen und eine  aufgeschreckte Horde auf uns hetzen. Nun beginnt die Jagd auf uns, die in vier Stufen auch immer brenzlicher wird und schnell tödlich endet, wenn man nicht mit Höchstgeschwindigkeit über die Dächer flitzt und fix in eine sichere Zone flieht, die mit UV-Licht bestrahlt wird. Nur damit werden wir die Verfolger wieder los. Gerade zu Beginn, wenn wir noch schwach auf den Beinen sind, sind diese Phasen höchst spannend und bringen uns ganz schön ins Schwitzen. Später aber weiß man mit solchen Gefahrensituationen gut umzugehen und hat reichlich Möglichkeiten, sich zu wehren.

Image title

Wie eingangs erwähnt, ist die deutsche Version von Dying Light 2: Stay Human geschnitten. Story und Gameplay blieben dabei glücklicherweise unverändert, lediglich der Gewaltgrad wurde etwas runtergeschraubt. Während wir den Zombies weiterhin die Gliedmaßen abtrennen können und dabei das Blut (etwas reduziert) umherspritzt, lassen sich menschliche Gegner nun nicht zerteilen. Auch können neutrale menschliche NPCs hierzulande nicht getötet werden. Doch gerade letzter Punkt wäre ohnehin völlig unsinnig, daher spielt die Einschränkung an dieser Stelle nun wirklich keine Rolle. Wer aber unbedingt die volle Dröhnung Gore braucht, muss zu einer Version aus dem Ausland greifen. Eine deutsche Sprachausgabe dürfte auch dort mit an Bord sein, empfehlenswert ist aber in jedem Fall die qualitativ hochwertigere englischsprachige Vertonung. Die deutschen Sprecher sprechen ihre Texte nämlich teilweise recht lustlos und mit schräger Betonung runter, was gelegentlich ein echter Stimmungskiller sein kann. Wer also die Möglichkeit hat, wählt lieber den Originalton.

Da es bei der Entwicklung zu einigen Schwierigkeiten gekommen sein soll, war die Sorge groß, dass sich Dying Light 2: Stay Human zum Release in einem schlechten Zustand befinden würde. Man denke hier nur an das Fiasko eines Cyberpunk 2077. Diese Sorge bleibt glücklicherweise unbegründet. Das Spiel läuft auf der im Test verwendeten PS5 angenehm flüssig und kommt ohne nennenswerte Bugs aus. Und die Entwickler sind auch schon eifrig dabei, Kleinigkeiten auszubügeln. So weit, so gut. Dying Light 2 mag grafisch vielleicht nicht auf dem modernsten Stand sein, macht insgesamt aber auch so eine sehr ordentliche Figur. Vor allem tagsüber schaut die Stadt, wenn sie in goldenes Sonnenlicht getränkt wird, sehr hübsch aus. Visuell etwas langweilig wird es dagegen in kahlen Innenräumen. Aber das lässt sich verschmerzen.


Fazit

"Dying Light 2: Stay Human" hat gewiss einige Ecken und Kanten, die mit etwas mehr Feinschliff vermeidbar gewesen wären. Dennoch ist das Action-Adventure mit seinen coolen Parkour-Einlagen, der netten Story mitsamt interessanten Charakteren und spannenden Entscheidungsmöglichkeiten  sowie dem großen Angebot an Beschäftigungsmöglichkeiten an seinem faszinierenden Schauplatz für zahlreiche Stunden Spielspaß gut. Wer Lust auf satte Zombie-Action hat, dürfte hier an der richtigen Adresse sein.

Wird geladen...