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Videospiel "Ghost of Tsushima" im Test

siBBe

Von siBBe in Videospiel "Ghost of Tsushima" im Test

Videospiel "Ghost of Tsushima" im Test Bildnachweis: © Sucker Punch Productions / Sony Interactive Entertainment

Story

Im späten 13. Jahrhundert verwüsteten Krieger des Mongolischen Reichs auf ihrem Feldzug zur Eroberung des Ostens ganze Nationen. Die Insel Tsushima ist alles, was sich noch zwischen dem japanischen Festland und einer riesigen mongolischen Invasionsflotte befindet, die von dem skrupellosen und grausamen General Khotun Khan geleitet wird. Die erste Welle des Mongolenangriffs hinterlässt die Insel in Flammen und der Samurai-Krieger Jin Sakai überlebt als eines der letzten noch existierenden Mitglieder seines Klans. Er ist fest entschlossen, alles zu tun, was nötig ist, um die Bevölkerung um jeden Preis zu schützen und sein Zuhause zurückzuerobern. Er muss seine Traditionen ablegen, die ihn zum Krieger machten, um einen neuen Weg zu gehen – den Weg des Geistes – und einen unkonventionellen Krieg führen, um die Freiheit von Tsushima zurückzuerlangen.

Kritik

Nachdem uns Naughty Dog gerade erst im Juni mit ihrem Meisterwerk The Last of Us 2 beglückte, steht nun mit Ghost of Tsushima der nächste große PS4-exklusive Blockbuster in den Regalen. Und damit auch der letzte dieser Konsolengeneration. Sucker Punch Productions, das zuletzt 2014 mit seinem gelungenen Superhero-Action-Game Infamous: Second Son von sich Reden machte, nahm sich für die Entwicklung seines neuen Action-Adventures reichlich Zeit. Gelohnt hat sich die lange Wartezeit allemal, Ghost of Tsushima ist ein weiteres fantastisches Sony-Exclusive, das sich zu Hits wie Spider-Man, God of War, Horizon: Zero Dawn oder Days Gone gesellt und der PS4 einen krönenden Abschluss beschert. 

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In Ghost of Tsushima stellen wir uns als Samurai einer mongolischen Streitmacht gegenüber, die über die japanische Insel Tsushima herfällt und schon bald auch das Festland angreifen will. Als vermeintlich letzter Überlebender einer verlorenen Schlacht gegen die Invasoren starten wir unser Abenteuer frisch erholt  in einem kleinen Dorf. Nun gilt es, eine neue Arme aus Widerstandskämpfern aufzubauen und dem Feind einen Strich durch die Rechnung zu machen. Wir bewegen uns dabei frei in einer weitläufigen Open World, in der es zahlreiche Dinge zu entdecken gibt. Neben unseren Hauptmissionen warten dabei zahlreiche optionale Nebenquests auf uns, wir stoßen überall auf Patrouillen und feindliche Lager, oder auf besondere Orte wie mystische Schreine und wundersame Bäder, die unseren Charakter immer mehr stärken. Das alles zu erledigen ist genretypisch auch hier viel Arbeit, erschlägt einen aber nicht mit unzähligen Icons auf der Map, wie es beispielsweise ein Assassins Creed tut. In Ghost of Tsushima deckt man relevante Dinge nach und nach auf, stets gut portioniert und hakt diverse Aktivitäten oftmals direkt auf dem ohnehin eingeschlagenen Weg ab.

Motivierend ist unser Abenteuer ohnehin durch die schön erzählte Geschichte, die immer epischere, dramatischere Ausmaße annimmt und uns damit auch stets weiter vorantreibt. Auch der innere Konflikt, mit welchem unser Held zu kämpfen hat, weiß zu gefallen. Als Samurai folgt er eigentlich einem Ehrenkodex, der von ihm verlangt, seinen Gegnern im Kampf den gebührenden Respekt zu erweisen und ihnen in die Augen zu schauen. Davon wendet er sich gezwungenermaßen im Laufe der Zeit ab und greift zu heimtückischen Methoden wie tödliches Gift und Mord aus dem Schatten heraus, was in den Augen anderer Samurai eine unverzeihbare Schandtat ist. Für den Spieler ist das nicht nur interessanter Stoff, der der Hauptfigur zusätzlich Profil schenkt, es eröffnet ihm auch ein viel größeres Spektrum an spielerischen Vorgehensweisen. Wer Stealth-Methoden bevorzugt, schleicht sich an seine Gegner heran, tötet sie leise mit seinem Dolch oder aus sicherer Entfernung mit einem Bogen, lenkt sie mit Knallkörpern ab, vergiftet sie oder sorgt aus einem Versteck heraus für Verwirrung und Unruhe. Wer die offene Konfrontation bevorzugt, lässt das Katana kunstvoll schwingen.

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Das Kampfsystem gestaltet sich angenehm fordernd und geht über simples Button Smashing hinaus. Je nach Angriff gilt es mit richtigem Timing auszuweichen, zu blocken oder parieren und im richtigen Moment zum Gegenschlag auszuholen. Unterschiedliche Gegnertypen erfordern zudem eine wechselnde Kampfhaltung, um die richtige Antwort auf Schild-, Schwert- oder Speerträger zu haben und ihre Verteidigung zu durchbrechen. Zudem besitzen wir nützliche Tools wie Rauch- und Haftbomben oder messerscharfe Kunai, mit denen wir aussichtslose Situationen unter Umständen noch drehen können sowie einige Spezialmanöver, die wir zusätzlich ausführen können. Das Kampfgeschehen mag zwar lange nicht so gnadenlos hart wie in einem Sekiro: Shadows Die Twice ausfallen – Ghost of Tsushima ist da deutlich zugänglicher, auch dank der drei jederzeit wechselbaren Schwierigkeitsgrade – dennoch ist für genügend Anspruch und (für einige womöglich gerade deswegen) auch reichlich Spaß gesorgt. Und unheimlich stylish schaut das blutige Gemetzel dabei auch gleich noch aus, das mit eleganten Moves und geschickt platzierten Zeitlupeneffekten kunstvoll in Szene gesetzt wird. Lediglich die Kamera spielt nicht immer wie gewollt mit, daran gewöhnt man sich aber schnell und weiß schon bald gekonnt damit umzugehen, um sich nicht mehr daran zu stören. 

Ghost of Tsushima weiß uns auch abseits seiner Haupthandlung zu packen. Die vielen Nebenquests mögen zwar spielerisch recht ähnlich gestrickt sein, werden dafür aber häufig ebenso von packenden kleinen Geschichten begleitet, die mitunter interessante Wendungen nehmen. Vor allem die langen Quest-Reihen, die einigen wichtigen Akteuren gewidmet werden, wissen zu gefallen. Oder die liebevoll gestalteten Mythischen Geschichten, an deren Ende ganz besondere Belohnungen auf uns warten. Hier und da behandelt das Spiel sogar auch schon mal einige recht schwere Themen wie Suizid oder (sexuellen) Missbrauch, tut das aber auf respektvolle Weise und stets passend zum Kontext. Einzelne wiederkehrende Charaktere wachsen uns im Laufe der Zeit auch richtig ans Herz, sodass uns ihr Schicksal tatsächlich ein Stück weit nahegeht. Wenn wir später Seite an Seite mit ihnen in die Schlacht ziehen, entsteht ein tolles Gemeinschaftsgefühl. All das sorgt dafür, dass man in die faszinierende Welt von Ghost of Tsushima förmlich abtaucht.

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Für absolvierte Missionen, bezwungene Trupps und rückeroberte Camps verdienen wir uns Erfahrungspunkte, welche uns bei Aufstiegen mehr Lebensenergie und Entschlossenheit (für Spezialaktionen) spendieren, aber auch mit hinzugewonnenen Technikpunkten belohnt werden, welche wir in neue Fähigkeiten investieren können. Das sind wahlweise neue Attacken für unsere vier Kampfhaltungen, die uns noch effektiver zuschlagen lassen, Verbesserungen zum Ausweichen und Parieren, was jeweils mit diversen Boni versehen wird, ausgebaute Gadgets, wodurch unter anderem unsere Bomben einen größeren Radius erhalten oder wir viel mehr Kunai auf einmal werfen, oder leistungsstärkere Begabungen unseres Charakters, wodurch er  höhere Stürze überlebt oder durch Konzentration beim Bogenspannen kurz die Zeit anhalten kann. All das fühlt sich nützlich an, jeder investierte Punkt macht Freude und erweitert unsere Möglichkeiten. 

Auch an unserer Ausrüstung können wir ein wenig basteln. Neben zahlreichen kosmetischen Anpassungen können wir bei Händlern unsere Waffen und Rüstungen aufleveln, wenn wir genügend Materialien eingesammelt haben. Die verdienen wir nach jeder Mission entweder als Belohnung, oder wir finden sie irgendwo draußen in der Welt. Übermäßiges Grinden ist zum Glück nie nötig, das meiste lässt sich schnell und unkompliziert auf dem Weg einsammeln, im Laufe des Abenteuers dürfte dabei genug zusammenkommen, um das wichtigste damit umzusetzen.

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Grafisch ist Ghost of Tsushima eine wahre Wucht, die malerischen Landschaften, die stilvoll in Szene gesetzten Dörfer, die hübschen Animationen und die eindrucksvollen Effekte sind einsame spitze. All das macht dieses Spiel zur regelrechten Augenweide, an der man sich auch nach etlichen Stunden einfach nicht sattsehen kann. Wie gut, dass die Entwickler auch gleich an einen mächtigen Fotomodus gedacht haben, um all die schönen Eindrücke festzuhalten und nach Wunsch mit zahlreichen Effekten zu bearbeiten. Dafür, dass sich ein Großteil des Spiels in der freien Natur abspielt, ist diese auch überaus abwechslungsreich gestaltet. Mal reisen wir durch dichte Bambus-Wälder, reiten dann über mit bunten Blumen übersäte Felder und befinden uns im nächsten Moment in herbstlichen Laubwäldern mit herabfallenden Blättern wieder. Das ist unheimlich atmosphärisch und die Übergänge dazwischen verlaufen stets fließend und nachvollziehbar. Im Zusammenspiel mit dem wechselndem Wetter und unterschiedlichen Tageszeiten erstrahlt die Szenerie stets aufs Neue in voller Pracht. Und damit sich all das uneingeschränkt genießen lässt, verzichtet Ghost of Tsushima weitestgehend auf nervige Hud-Einblendungen. Um den richtigen Weg zu finden, lassen wir uns so beispielsweise einfach vom Wind leiten. Eine tolle, innovative Idee. Dass überdies die Ladezeiten auf der getesteten PS4 Pro auch noch so überaus gering ausfallen und das Geschehen stets flüssig läuft, spricht zudem für die gute Arbeit der Entwickler.

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Auch akustisch ist Ghost of Tsushima einfach großartig.  Der von Ilan Eshkeri (Der Sternwanderer) und Shigeru Umebayashi (The Grandmaster) komponierte Soundtrack klingt fantastisch und untermalt das Geschehen jederzeit bestens, sowohl in epischen, als auch in gefühlvollen, ruhigen Momenten. Zudem zeigt sich die Synchronisation der Charaktere als sehr gelungen, egal ob man auf Deutsch, Englisch oder Japanisch spielt, die Sprecher passen gut zu den Charakteren und leisten insgesamt wirklich gute Arbeit. Als Verneigung vor dem legendären japanischen Regisseur Akira Kurosawa (Die sieben Samurai) haben Spieler übrigens die Möglichkeit, im sogenannten Kurosawa-Modus zu spielen. Dadurch erhält Ghost of Tsushima einen Schwarz-Weiß-Filter und auch der Ton passt sich den früheren Samurai-Filmen des Meisters an. Die volle Farbpracht des regulären Spiels sei aber jedem in einem ersten Durchgang, für den man locker 40-60 Stunden einrechnen kann, empfohlen, für einen zweiten Anlauf bietet sich der Modus dafür prima an. 


Fazit

Wunderschönes Open-World-Abenteuer in unverbrauchtem Setting, das uns mit spannender Story, interessanten Charakteren und einem starken Kampfsystem zu begeistern weiß. Was für ein toller Abschluss für die PS4-Periode.  

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