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Wir haben das Videospiel 'Metal Gear Solid V: The Phantom Pain' auf der PS4 gespielt

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Von siBBe in Videospiel "Metal Gear Solid V: The Phantom Pain" im Test

Wir haben das Videospiel 'Metal Gear Solid V: The Phantom Pain' auf der PS4 gespielt Bildnachweis: Konami Digital Entertainment

Die Ereignisse von Metal Gear Solid V: The Phantom Pain spielen neun Jahre nach MGSV: Ground Zeroes und dem Fall von Mother Base. Snake, auch bekannt als Big Boss, erwacht aus einem neun Jahre währenden Koma in Zypern.  Beim Angriff der Geheimorganisation Cipher auf die Mother Base und dem anschließenden Absturz seines Hubschraubers hat er schwere Verletzungen davongetragen, u.a. musste sein linker Arm durch eine technisch hochwertige Armprothese ersetzt werden, außerdem stecken noch immer verschiedene Splitter in seinem Kopf und Körper. Die Story des Spiels setzt im Jahr 1984 an: Der Kalte Krieg ist noch immer Kulisse, und eine globale Krise zeichnet sich am Horizont ab. Getrieben von dem Wunsch nach Rache an Cipher, führt Snakes Reise ihn in eine Welt voll Grausamkeiten und Gefahren.

Wer die Nachrichten inmitten der Gamingszene jüngster Zeit verfolgt hat, dürfte es gewiss schon längst mitbekommen haben: Hideo Kojima und Konami trennen sich nach beinahe 30 Jahren enger Zusammenarbeit aufgrund mehrerer Streitigkeiten voneinander. Das vielversprechende Silent Hills in Zusammenarbeit mit Guillermo del Toro ist somit Geschichte und auch sonstige Produktionen in Kooperation mit Kojima werden nicht mehr stattfinden. Quasi als Abschiedsgeschenk für seine Fans gibt es mit "Metal Gear Solid V: The Phantom Pain" das letzte Spiel von Kojima, das in Zusammenarbeit mit Konami entstand. Und wenn man den internationalen Pressestimmen glauben darf, ein ziemlich wuchtiges, großartiges dazu. Wir haben uns das Spiel auf der PS4 ausführlich angeschaut und möchten nun auch von unseren Erfahrungen berichten.

Vor rund 1,5 Jahren bekamen wir mit dem Prolog "Ground Zeroes" bereits einen kleinen Appetithäppchen serviert, der aufgrund seiner Spieldauer von nur rund 2 Stunden aber auch gern als kostenpflichtige Demo betitelt wurde. Grafisch und spielerisch bekam man zwar einen kleinen Vorgeschmack auf das kommende Abenteuer, ansonsten aber war der Prolog in seinen Möglichkeiten noch stark beschränkt. Mit "The Phantom Pain" hat das Warten nun endlich ein Ende, seit Anfang September 2015 können sich Spieler auf PC, PS3 und PS4 sowie Xbox 360 und Xbox One endlich ins große Abenteuer stürzen. Und dieses ist nun tatsächlich sehr umfangreich ausgefallen. Verteilt auf zwei Schauplätze, Afghanistan und Afrika, gibt es in "The Phantom Pain" rund 50 Hauptmissionen sowie 150 Nebenmissionen zu erledigen, womit man locker um die 50 Stunden zu tun hat. Spielt man noch drumherum, erkundet die Welt und nutzt Multiplayer-Funktionen, kommen noch viele Stunden hinzu. 

Der größte Unterschied von "The Phantom Pain" zu seinen Vorgängern ist nun der, dass es sich um einen Open World-Titel handelt. D.h. man wählt mehr oder weniger frei seine Missionen aus und kann diese auf unterschiedliche Arten lösen.  Das bringt sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich, bei denen jeder selber entscheiden muss, wo er seine Präferenzen legt. Während die Vorgänger einen starken Fokus auf die Story legten und sich darum bemühten, diese sehr cineastisch zu erzählen und zu inszenieren, was vor allem dem letzten "Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots" auf grandiose Art gelungen ist, geht man bei "The Phantom Pain" in dieser Hinsicht einen großen Schritt zurück. Open World bedeutet Freiheit, man kann sich austoben und (innerhalb der vorgegebenen Möglichkeiten) tun, was man möchte. Man kann seine Missionen auf unterschiedliche Arten lösen, sei es mit viel Lärm, Gewalt und dem Einsatz von Feuerwaffen, oder heimlich im Stillen. In dieser Hinsicht funktioniert "The Phantom Pain" tatsächlich ziemlich gut und lädt zum freudigen Experimentieren ein, büßt jedoch gleichzeitig inszenatorisch und erzählerisch deutlich ein. Zwar besitzt auch "The Phantom Pain" irgendwo eine Geschichte, die zwischendurch in Videosequenzen weitererzählt wird, doch ist diese recht austauschbar und weit entfernt von der erzählerischen Wucht eines "Guns of the Patriots". Das ist schade, denn immerhin ist es das, was die Reihe sonst auszeichnet. In seinen ersten 1-2 Stunden gibt es zwar noch ein Gefühl dieser erzählerischen Stärken und Möglichkeiten, der Beginn von "The Phantom Pain", der im Krankenhaus spielt, ist schlichtweg großartig ausgefallen und fühlt sich wie ein bombastischer Blockbuster zum Selberspielen an. Gern hätten wir uns solch Dramaturgie und Bombast für das restliche Abenteuer gewünscht, denn nach dem Prolog geht es in dieser Hinsicht schnell bergab. 

Hat man sich aber damit anfreunden, dass "Metal Gear Solid V" nun einen anderen Weg geht oder ist gar ein großer Befürworter dieser Entscheidung, so gibt es in "The Phantom Pain" definitiv viel zu entdecken. Es gilt eine neue Mother Base aufzubauen, deren Management man komplett übernimmt und die das Spielgeschehen mit beeinflusst. Es gilt Leute zu rekrutieren, Waffen und Ausrüstungsgegenstände zu entdecken und zu entwickeln, Fähigkeiten auszubauen und all den Kram im Einsatz dann auszuprobieren. Zur Seite stehen dem Spieler dabei diverse Buddies, vom D-Horse, mit welchem man schnell durch die Landschaften reitet, dem D-Dog, der feindliche Soldaten aufspürt und angreifen kann, dem D-Walker, mit welchem man wunderbar durch größere Feindmengen durchballern kann bis hin zur Scharfschützin Quiet, die aus sicherer Entfernung Feinde für uns aufs Korn nimmt und uns bei den Einsätzen Deckung gibt.

"The Phantom Pain" ist also ein riesiger Baukasten an Elementen, mit denen man rumspielen kann, jedoch eingebettet in einer leeren, seelenlosen Welt. Denn weder die Erkundung der Mother Base fällt besonders aufregend aus, noch wissen die immerzu gleichen Schauplätze auf Dauer zu begeistern. Unzählige Missionen spielen sich nämlich an gleichen Handlungsorten ab, lediglich das Ziel variiert dabei leicht, was ziemlich schnell öde wird. Manch Spieler werden aufgrund der vielen verfügbaren Tools dennoch ihre Freude am Herumprobieren unterschiedlicher Ansätze haben, gutes Design sieht aber anders aus. 

Immerhin sieht das Game schick aus, dank der Fox Engine wirken Landschaften und Charaktere ziemlich beeindruckend. Lediglich die Detailarmut ist etwas schade, so schön Afghanistan und Afrika auch ausschauen, die wenigen Tiere, die die Landschaften bewohnen und die wenigen Soldatenstützpunkte, die über die großflächige Welt verteilt sind ändern nichts an der Tatsache, dass die Welt ansonsten sehr leer ist. Wie es besser geht, hat zuletzt "The Witcher 3" wunderbar vorgemacht.

Sehr stark tritt "The Phantom Pain" aus akustischer Sicht auf: Sei es der fantastische Soundtrack von Ludvig Forssell und Harry Gregson-Williams (unbedingt hier mal reinhören), der das Geschehen episch zu untermalen weiß, oder auch die Synchronisation der Charaktere, die auf sehr hohem Niveau ausgefallen ist - beides ist große Klasse. Dabei sticht ganz klar Hauptcharakter Snake heraus, der passend von "24"-Star Kiefer Sutherland vertont wird, der für seine coole Stimme ohnehin bekannt ist.

Ein wichtiges Merkmal der "Metal Gear Solid"-Spiele waren auch stets die kreativ gestalteten Boss-Fights. Auch hier geht "The Phantom Pain" leider einen deutlichen Schritt zurück. Hin und wieder kommt es zwar zu kleinen Aufeinandertreffen mit bestimmten Bossgegnern, die kurzzeitig auch gewiss die Spannung erhöhen, doch fallen solch Begegnungen nicht nur sehr selten aus, sie sind auch, gerade im Vergleich zu dem, was die Reihe ehemals vorgemacht hat, sehr simpel ausgefallen. Denkwürdig sind solch Momente diesmal also leider nicht mehr.

Fazit: "The Phantom Pain" sorgt für sehr gemischte Gefühle. Auf der einen Seite freut man sich über die Handlungsfreiheit, den vielen Möglichkeiten, Dinge zu erleben und zu koordinieren sowie über einen grundsätzlich gutes Gameplay, auf der anderen Seite vermisst man die für die Reihe sonst so starke Handlung sowie eine cineastisch großartigen Inszenierung, wie es zuletzt  "Guns of the Patriots" vormachte oder auch der Beginn von "The Phantom Pain" kurzzeitig noch andeutete. So zahlreich die Einsätze auch sein mögen, so repetitiv ist deren Ablauf leider aber auch innmiten einer leblosen Open World. Wer sich mit dem umgekrempelten Konzept anfreunden kann, wird "The Phantom Pain" womöglich mögen, wer sich daran stört, wird nostalgisch alten Tagen hinterher trauern.

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