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Videospiel "Sea of Solitude" im Test

siBBe

Von siBBe in Videospiel "Sea of Solitude" im Test

Videospiel "Sea of Solitude" im Test Bildnachweis: © Electronic Arts / Jo-Mei Games

Überblick

Bei Sea of Solitude begleitest du eine junge, einsame Frau auf ihrer sehr persönlichen Reise. Setze die Segel in eine wunderschöne, sich verändernde Welt, in der nichts ist, wie es scheint. Begegne fantastischen Kreaturen und Monstern, lerne ihre Geschichten kennen und löse knifflige Rätsel. Erkunde eine überschwemmte Stadt – mit dem Boot, zu Fuß oder schwimmend. Wage einen Blick unter die Oberfläche und erfahre im Kampf zwischen der Dunkelheit und dem Licht, was es wirklich heißt, ein Mensch zu sein.

Kritik

Was vielen gar nicht bewusst ist: Spielepublisher Electronic Arts arbeitet nicht nur an großen Marken, von Fifa, Battlefield bis hin zu Star Wars (demnächst: Star Wars Jedi: Fallen Order), unter dem Namen EA Originals gibt es auch ein hauseigenes Programm, das kleine Studios bei ihren Indie-Projekten fördert. So erschienen darunter bislang Spiele wie das Action-Adventure Fe oder das Koop-Knastausbruch-Spiel A Way Out, nun folgt mit dem Adventure Sea of Solitude der nächste vielversprechende Titel, der erstmals auf der E3 2018 vorgestellt wurde und ab sofort für PlayStation 4, Xbox One und für den PC erhältlich ist. Entwickelt vom Berliner Studio Jo-Mei Games verspricht das Game eine emotionale Reise in die Tiefen unserer Seele, bzw. in die von Autorin und Creative Director Cornelia Geppert, die hier ihren eigenen Erlebnissen und Gefühlen mit den Mitteln der Kunst Ausdruck verleiht. 

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Wir steuern die Schattengestalt einer jungen Frau mit rotglühenden Augen, die in einem Boot erwacht. Um uns herum eine bedrohliche Finsternis, am fernen Horizont ist jedoch eine schwache Lichtquelle auszumachen, die uns sogleich anzieht. Ein über dem Wasser schwebendes Mädchen nimmt uns dort in Empfang und lässt die Umgebung, ein idyllisches, halb versunkenes Städtchen, in warmen Sonnenlicht erstrahlen. Ein Gefühl von Sicherheit stellt sich ein, das jedoch nicht von Dauer ist, denn die Finsternis breitet sich stets aufs Neue aus. Dieser Wechsel spiegelt die Gefühlswelt der Protagonistin wider, die mit Ängsten, Einsamkeit und Depressionen zu kämpfen hat. Es handelt sich um einen sehr intimen Blick in ihre Psyche, was an realen Erlebnissen des Lebens der Autorin Leben angelehnt ist. 

Dabei treffen wir auch auf eine Vielzahl an Monstern, die jeweils eine Person aus dem näheren Umfeld symbolisieren, vor allem die Familie. In zahlreichen Cutscenes kommt es zu Interaktionen und zum Dialog mit ihnen, sodass schnell klar wird, was sich einst zugetragen hat und welche Probleme daraus entstanden sind. Auch Egoismus, Mobbing und Ignoranz spielen hierbei eine wichtige Rolle, Sea of Solitude spricht eine Menge wichtiger Themen an, in welchen sich manche Spieler mehr, andere womöglich weniger wiederfinden werden, je nach eigener Persönlichkeit. Dem Spiel liegt in jedem Fall eine interessante Idee zugrunde und es ist immer löblich, wenn sich jemand Gedanken darum macht, seinem Projekt auch Tiefe zu verleihen.  

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Dennoch gelingt das Sea of Solitude nicht in dem Maße, in welchem man es sich vorgestellt hat. Hinderlich ist hier vor allem die Vertonung der Charaktere, die dem Spiel viel an Kraft raubt. Dass man als deutsches Studio gänzlich auf eine deutsche Sprachausgabe verzichtet ist in jedem Fall schade, aber sicherlich noch zu verzeihen. Möglicherweise reichten die finanziellen Mittel dafür nicht mehr aus, sodass man sich zwecks Vermarktung rein auf die englische Sprachausgabe (mit deutschen Untertiteln) konzentriert hat. Jedoch lässt eben diese qualitativ stark zu wünschen übrig, denn es handelt sich nicht um Muttersprachler und somit schwimmt stets ein merklich deutscher Akzent im Gesprochenen mit, was einfach nicht schön klingt. Auch ist es den Sprechern nicht möglich, die aufkommenden Emotionen glaubhaft zu transportieren, es klingt lieblos vorgelesen. Das hat in etwa die gleiche Wirkung wie ein in Ansätzen interessanter Film mit schlechten Darstellern. 

Dadurch, dass Sea of Solitude auch nur ein äußerst simples Gameplay zugrunde liegt, da der Fokus auf der Erzählung und dem Erlebten liegen soll, macht sich dieser Makel umso mehr bemerkbar.  Es wird dadurch nämlich kein Ausgleich geschaffen. Viel mehr als durch weitestgehend linear aufgebaute Level zu hüpfen, finsteren Gestalten aus dem Weg zu gehen und die Verderbtheit zu besiegen, indem einfache Puzzles gelöst werden, die weder besonders viel Geschick noch Kopfzerbrechen erfordern, wird dem Spieler in dem rund 5-stündigen Abenteuer nicht abverlangt. Das ist grundsätzlich nicht schlimm, Spiele wie Journey haben schließlich vorgemacht, wie simpel der spielerische Aufbau sein kann, wenn die Präsentation stimmt und man auf einer Gefühlsebene erfolgreich mit dem Spieler kommunizieren und ihn damit fesseln kann. Sea of Solitude hat gewiss seine Lichtblicke und auch die Leidenschaft, mit der das Studio an dem Projekt saß, ist spürbar, nur ist die entfachte Wirkung nicht so hoch, wie sie bei all dem Potenzial hätte ausfallen können. 

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Wirklich hübsch ist dafür die visuelle Aufmachung des Spiels. Der eingesetzte Cel Shaded-Look lässt die Szenerie fast schon märchenhaft wirken, der Wechsel zwischen bedrohlicher Dunkelheit mit Unwetter und Monstern bis hin zu gleißendem Licht, das Wärme und Kraft versprüht, kann sich durchaus sehen lassen und erfüllt im Kontext der Erzählung ebenfalls seinen Zweck.  Besonders schön wird es dann, wenn sich das Meer teilt und wir zwischen den aufragenden  Wassermassen entlangschreiten. Natürlich kann sich die Engine nicht mit großen Blockbuster-Titeln messen, für ein kleines Projekt wie dieses aber gibt es in dieser Hinsicht nichts zu beanstanden. 


Fazit

"Sea of Solitude" ist ein Spiel mit dem Herzen am rechten Fleck, dem ein spannendes Konzept zugrunde liegt und das wichtige Themen anspricht. Leider gelingt durch die mäßig gelungene Vertonung das Vermitteln der (nötigen) Emotionen nur eingeschränkt, auch das Gameplay könnte durchaus anspruchsvoller sein. Doch auch wenn das Spiel ein wenig hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt, sollten Interessierte ruhig einen Blick abseits des Mainstreams wagen. 

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