Erwähnungen
Videospiel "The Dark Pictures Anthology: Little Hope" im Test
Von siBBe in Videospiel "The Dark Pictures Anthology: Little Hope" im Test
am Mittwoch, 04 November 2020, 19:40 Uhr
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Story
Nachdem ihr Bus verunglückt ist, stranden vier Studenten und ihr Lehrer in einer verlassenen Stadt. Sie suchen verzweifelt nach einem Ausweg, doch Visionen von der dunklen und verstörenden Vergangenheit der Stadt lauern hinter jeder Ecke. So werden sie Zeuge der grausamen Hexenverbrennungsprozesse und müssen Dämonen entkommen, die ihre Opfer erbarmungslos verfolgen. Die Gruppe muss das Geheimnis hinter den schattenhaften Erscheinungen enthüllen, bevor diese ihre Seelen in die Hölle schleifen.
Kritik
Supermassive Games dürfte den meisten wohl dank des PS4-exklusiven Horror-Slashers Until Dawn bekannt sein, womit dem britischen Entwicklerstudio 2015 ein echter Hit gelang. Danach begann auch schon die Produktion der auf mindestens drei Teile ausgelegten Horror-Anthologie The Dark Pictures, die 2019 mit Man of Medan ihren Anfang nahm. Eine Gruppe von Freunden kämpfte darin auf einem verlassenen Geisterschiff gegen allerlei böse Mächte ums nackte Überleben. Little Hope ist nun der zweite Titel der Reihe, der eine Handvoll Charaktere in ein verlassenes Städtchen führt, das von Hexen und Dämonen heimgesucht wird. Neuer Schauplatz, neue Story und neue Charaktere also, gleichsam für Neueinsteiger wie auch Fans interessant.
In Little Hope suchen vier Studenten und ihr Professor nach einem Busunfall in einem nahe gelegenen Städtchen nach Hilfe. Der titelgebende Ort liegt isoliert im Nirgendwo und erlangte für die dort vor rund 300 Jahren stattgefundenen Hexenprozesse an Bekanntheit. Die Truppe muss schon bald feststellen, dass dort seit Jahrzehnten niemand mehr lebt, sie den Ort aber auch nicht mehr verlassen können, da er von einem unheimlichen Nebel eingehüllt wird, ganz wie man es aus einem Silent Hill kennt. Was fortan passiert, bestimmen wir, denn The Dark Pictures Anthology: Little Hope ist, ähnlich wie Spiele der Sorte Detroit: Become Human oder Heavy Rain, ein storygetriebes Game, das sich ganz nach unseren Entscheidungen formt, die weitreichende Konsequenzen mit sich bringen, mit denen wir schließlich leben müssen. Letztendlich kann jeder aus der Gruppe im Laufe des Abenteuers auf vielseitige Weise sterben oder überleben, wir haben es in der Hand.
Schon von Beginn an baut Little Hope eine packende Atmosphäre auf. Beunruhigende Geräusche sind um uns herum aus der Dunkelheit zu vernehmen, hin und wieder huscht etwas durchs Bild. Bevor die Lage so richtig eskaliert, baut das Spiel erst einmal zunehmend an Spannung auf, indem es uns das Gefühl gibt, stets beobachtet zu werden und nirgendwo sicher zu sein. Dass man sich dabei mancher Klischees bedient, wenn man auf klassische Horror-Elemente wie gruselige, herumspazierende Mädchen in der Finsternis bis hin zu aufgeschreckten Tieren greift, ist gar nicht weiter schlimm, da die Inszenierung ziemlich gut ausfällt. Ein gewisses Faible für Jump Scares sollte aber vorhanden sein, davon gibt es hier nämlich viele.
Wir steuern immer eine vorgegebene Person aus der Truppe, der Rest agiert währenddessen eigenständig. Dabei lernen wir nach und nach alle Charaktere ein bisschen besser kennen und beeinflussen mit unseren Aktionen nicht nur ihr Schicksal, sondern auch die Beziehungen untereinander. Das sorgt dann nicht nur entsprechend angepasste Dialoge, sondern kann in brenzlichen Momenten auch zu neuen Aktionen führen. Nicht jeder Charakter fällt sympathisch aus, auch der ein oder andere Kotzbrocken ist vertreten. Aber auch das ist in Ordnung, denn die Spannungen sorgen für zusätzliche Würze. Sicherlich hätten sie alle noch etwas mehr Profil vertragen können, doch um das Pacing der kompakten Horrorstory weitestgehend hochzuhalten, hat man vermutlich irgendwo Abstriche machen müssen. Das macht das gute Schauspiel der durch Motion Capturing sauber ins Spiel übertragenen Darsteller locker wieder wett, alles fühlt sich angenehm filmreif an. Auch das ein oder andere bekannte Gesicht ist wieder mit dabei, diesmal unter anderem Will Poulter (Midsommar).
Actionszenen werden wie gewohnt per Quick-Time-Events bestritten, in denen unsere Reflexe gefragt sind. Während sie in Man of Medan noch jederzeit ganz unerwartet starten konnten, werden wir diesmal immerhin vorgewarnt, was frustrierende Patzer vermeidet. Müssen wir in solch zeitkritischen Momenten auch noch wichtige Entscheidungen treffen, beispielsweise wem wir bei einem Angriff zu Hilfe eilen oder ob wir uns nicht lieber selbst in Sicherheit bringen, kommt ordentlich Nervenkitzel auf. Ob man die QTE-Technik nun mag oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Klar, aus spielerischer Sicht mag das nicht anspruchsvoll sein. Dafür wird einem aber gutes Kino geboten.
Nach etwa fünf Stunden dürfte man das Finale erreicht haben, das zu mehreren, sich leicht unterscheidenden Enden führt. Fünf Stunden mögen nicht nach viel Inhalt klingen, doch seien hier unbedingt zwei Dinge zu beachten: Little Hope hat einen enormen Wiederspielwert, um beim nächsten Lauf neue Dinge auszuprobieren und zu erleben. Zudem wird das Spiel zu einem fairen Preis von 30€ angeboten. Dafür erhält man eine stimmig erzählte Horrorstory mit interessantem Hexenfokus, die einen herrlich überraschenden Ausgang nimmt.
Spielen lässt sich Little Hope übrigens nicht nur allein, sondern auch im Koop. Dazu können sich entweder lokal bis zu vier Freunde anschließen, die bei herumgereichtem Controller jeweils einen Charakter übernehmen, oder aber man startet mit einer anderen Person eine Online-Partie. Der Vorteil bei letztgenanntem ist der, dass beide gleichzeitig spielen können und einige Szenen erleben, die man im Solo-Spiel so nicht zu sehen bekommt. Das ist dort momentan nur Vorbestellern vorbehalten, die nach einem Durchlauf den sogenannten Curator's Cut freischalten. Nach etwa drei Monaten wird es den Modus aber für alle geben.
Während der Start von Man of Medan letztes Jahr aus technischer Sicht noch etwas unglücklich verlief, läuft in Little Hope von Beginn an alles rund. Das Spiel sieht auf der getesteten PS4 Pro nicht nur sehr schick aus – von den hübschen Umgebungsgrafiken bis hin zu den gut animierten Charakteren – es läuft diesmal auch alles schön flüssig und ohne sonstige Pannen.
2021 soll übrigens die nächste Episode folgen, die den Namen House of Ashes trägt. Einen Trailer dazu bekommt man nach einem Spieldurchgang am Ende der Credits geboten, ansonsten natürlich aber auch auf Youtube. Die Hauptrolle darin scheint dann Ashley Tisdale (High School Musical) zu übernehmen, viel mehr ist noch nicht bekannt. Sicherlich wird auch der mysteriöse Kurator wieder eine Rolle spielen, der uns auch schon in Man of Medan und Little Hope als Erzähler auf faszinierende Art durch die Handlung führt.
Fazit
Auch "The Dark Pictures Anthology: Little Hope" ist ein stimmungsvolles, klasse inszeniertes Horror-Erlebnis in kompakter Form, das Genrefans im Single- oder Multiplayer glücklich machen sollte. Die unterschiedlichen Verläufe durch getroffene Entscheidungen machen zudem Lust auf mehrere Durchgänge.
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