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"Watchmen" - Staffel 1 - Kritik

Souli

Von Souli in Watchmen - Staffel 1 - Kritik

"Watchmen" - Staffel 1 - Kritik Bildnachweis: © HBO | Postermotiv zu "Watchmen"

Inhalt

In einem alternativen Amerika, in dem die Polizei ihre Identitäten hinter Masken versteckt, um sich vor einer terroristischen Organisation zu schützen, untersucht Detective Angela Abar den versuchten Mord an einem Mitoffizier unter der Leitung ihres Freundes und Chefs Judd Crawford. Inzwischen erhält der Herr eines Landgutes ein Jubiläumsgeschenk von seinen treuen Dienern.

Kritik

Also, wer ich bin? Wenn ich die Antwort darauf wüsste, hätte ich keine beschissene Maske auf.

Wir schreiben das Jahr 1985 und die Welt, so wie wir sie kennen, scheint dem Ende geweiht zu sein. Die Supermächte haben ihr Atomwaffenarsenal aufeinandergerichtet, das nukleare Armageddon steht kurz bevor. 3 Millionen Menschen werden daraufhin ihr Leben verlieren, allerdings nicht, weil der Kalte Krieg zwischen den USA und der UdSSR tatsächlich eskaliert ist. Adrian Veidt aka Ozymandias (in der Serie gespielt von Jeremy Irons, Die Unzertrennlichen) hat ein transdimensionales Tentakelwesen nach New York teleportiert, um die Menschen vor einem noch größeren Übel zu bewahren. Ein noch größeres Übel als 3 Millionen Toten? Nun. Über dreißig Jahre später regnet es zwar immer noch Babytintenfische vom Himmel herab, der Krieg zwischen den USA und der UdSSR wurde jedoch verhindert – und der linksliberale Robert Redford (Ein Grauen und Gentleman) zum Präsidenten erklärt.

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Handelt es sich hierbei um genau jenes Utopia, von dem der abtrünnige Watchman Ozymandias sein Leben lang geträumt hat? Nicht wirklich, wie Damon Lindelof es im HBO-Schlepptau mit seinem seriellen Himmelfahrtskommando Watchmen über 9 Episoden verdeutlichen wird. Ohnehin gleicht es einer Kreisquadratur, eine Fortsetzung zur legendären Graphic Novel von Dave Gibbons und Alan Moore zu verwirklichen, die sowohl den Geist der Vorlage wahrt, aber gleichzeitig auch den immensen Mut aufweist, eigene, in sich schlüssige, horizonterweiternde Wege zu beschreiten, um Watchmen fortzuführen. Dementsprechend äußergewöhnlich ist es, was der The Leftovers-Schöpfer hier (mal wieder) auf die Beine gestellt hat. Vor allem, weil es Damon Lindelof gelingt, all die Superhelden-Formate der letzten Jahre, von Avengers 4: Endgame, Batman v Superman: Dawn of Justice oder auch The Boys, mühelos hinter sich zu lassen.

Gott schnippt mit den Fingern und der Held fährt zur Hölle.

Man muss sich jedoch ein Stück weit in Geduld üben, versteht sich Watchmen doch zu keiner Zeit als reinrassige Unterhaltungs- respektive Berieselungsprogramm, welches sich dazu eignen könnte, ganz leger mit einem Auge verfolgt zu werden. Stattdessen muss sich der Zuschauer zu erst einmal darüber im Klaren sein, dass er die nötige Kenntnis zumindest über das Ende des Graphic Novel benötigt (Watchmen von Zack Snyder, der genau dieses für seine Vision abänderte, fällt hier unter den Tisch), des weiteren aber auch der Serie volle Konzentration gegenüber bringen muss, um die Wirkungszusammenhänge zwischen Kultur, Politik und Watchmen-Paraphrase zu begreifen. Damon Lindelof verfolgt hier nicht nur den Ansatz, seine fiktivesGeschichte als Gegenwartsspiegelung umzusetzen (was ohnehin schon einem Politikum gleicht). Er dringt bis zur Wurzel allen Übels vor, wenn er die Identität eines in sich zerrissenen Landes hinterfragt.

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Da kommt es nicht von ungefähr, dass sich eine zur 7. Kavallerie formierte Gruppe weißer Suprematisten in Rorschach-Masken in dem Glauben festgebissen hat, Amerika habe seine Grundprinzipien in Vergessenheit geraten lassen („Es kann doch nicht sein, dass der weiße Mann es dieser Tage schwer hat?“). Die Übermenschen (Aushängeschild: Dr. Manhattan) haben sich mehr und mehr zum amerikanischen Alptraum entwickelt, was selbst die Polizei dazu gezwungen hat, nur noch mit Masken zu agieren – zur eigenen Sicherheit. Masken werden zum Symbol eines gesichtslosen Konstrukts. Beeindruckend ist dabei nicht nur, mit welch schöpferischer Kraft Damon Lindelof die Rassenkonflikte in sein Watchmen-Thema einwebt, sondern auch, wie er zwar immer wieder auf Referenzen und Querweise baut, seine Mini-Serie aber tunlichst davor bewahrt, klassischen Fanservice aufzubereiten. Ein Geniestreich, so formschön wie bereichernd.

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Technischer Part

Die 3-Discs umfassende Blu-ray aus dem Hause Warner Bros. (Veröffentlichung: 30. Juli) brilliert duch eine gestochen scharfe Bildauflösung und eine grandiose Soundauflösung (Deutsche, Dolby Digital 5.1, Englisch, Dolby Digital 5.1). Das Bonusmaterial der Publikation umfasst einige Featurettes, wie Jusitz unter Kapuzen, Adrian Veidt: Der kolossale König, Character-Clips, Der Titenfischregen, Maskiert und gefährlich, Auf der New York Comic Con 2019, Sister Night, Eine andere Realität, Die Psychologie der Masken, Andrij Parekh über Regiearbeiten, Im Tintenfischbunker mit Tim Blake Nelson, Anatomie einer Kampfszene, Die Visual Effects in Watchmen, Notizen von Dave Gibbsons, Rorschach und Sadiqu Bynum über ihre Arbeit als Stunt Double.

Fazit

Mit "Watchmen" gelingt Damon Lindelof etwas wahrlich Beeindruckendes: Nicht nur schafft es die Mini-Serie, den Geist der legendären Graphic Novel zu wahren. Sie baut sie auch in sich schlüssig, stimulierend und im besten Sinne herausfordernd aus. Ein Geniestreich, der sich schwer in Worte fassen lässt, weil man letztlich mit eigenen Augen sehen, wie grenzgenial Damon Lindelof die Vorlage als Gegenwartsspiegelung fortschreibt. Die Uhren ticken.

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