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Weibliche Sexualität und Emanzipation: Kritik zur Serie "Fleabag - Staffel 1 und 2"

Tiger

Von Tiger in Weibliche Sexualität und Emanzipation: Kritik zur Serie "Fleabag - Staffel 1 und 2"

Weibliche Sexualität und Emanzipation: Kritik zur Serie "Fleabag - Staffel 1 und 2" Bildnachweis: © Justbridge Entertainment | Szene aus "Fleabag"

Fleabag ist eine auf einem Theaterstück basierende Dramedyserie mit Phoebe Waller-Bridge (Run) in der Hauptrolle, die übrigens nicht nur das Theaterstück selbst verfasste, sondern auch das Drehbuch zur Serie schrieb. Die Erfolgsserie wurde mit zwei Golden Globes und sechs Emmys ausgestattet, darunter als beste Comedyserie und auch die Hauptdarstellerin Phoebe Waller-Bridge durfte sich über eine Auszeichnung freuen.

Inhalt

Eine junge Frau versucht ihr Leben in London zu meistern und sich mit einer erlebten Tragödie, ihrem turbulenten Privatleben und ihrer verkorksten Familie auseinanderzusetzen.  

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Kritik

Mit Fleabag gelingt der Hauptdarstellerin Phoebe Waller-Bridge der ganz große Wurf, denn diese Serie ist ein wahres Statement für Feminismus. Erfrischend und originell räumt Fleabag mit klischeehaften und veralteten Vorstellungen darüber auf, dass nur Männer besessen von Sex sein können. Wir sind längst im 21. Jahrhundert angekommen und Frauen haben sich mittlerweile genauso das Recht verdient Fuckgirls zu sein und Pussy-Pics zu verschicken. Während man in den meisten Filmen und Serien die Frauenfiguren immer noch sentimental, verträumt auf die Suche nach Mr. Right schickt, gestattet Fleabag der Hauptfigur einfach nur zu sein, und zwar genauso, wie sie sein möchte: emotional verkorkst, sexsüchtig, kleptomanisch und das Ganze ohne ständig überall die große Liebe zu wittern. Somit löst sich die Serie von sämtlichen geschlechterspezifischen Klischees. Ja, es gibt sowohl Männer als auch Frauen, die sexsüchtig sind, doch das hängt auf keinen Fall vom Geschlecht ab. In gewisser Weise haben sich Frauen in ihrem jahrelangen Kampf für die Emanzipation verdient, rücksichtslos und verletzend zu sein, also sich eben wie ganz normale Menschen zu verhalten.

Aus irgendeinem Grund verbinden die meisten mit Weiblichkeit immer noch übertriebene Güte und das Streben nach Romantik, doch Fleabag treibt einem diese Illusionen zum Glück aus. Dabei hat diese Serie etwas so wunderbar theatralisches an sich. Die eigentlich namenlose Heldin Fleabag durchbricht unentwegt die vierte Wand und spricht direkt den Zuschauer an. Es ist genial, bewegend und unglaublich stark. Die Serie schwankt ständig zwischen lustigen und dramatischen  Momenten und berichtet über die Hass-Liebe zwischen zwei Schwestern, die schwierige Vergangenheit von Fleabag mit ihrer früheren besten Freundin und den ganzen Mist, den Fleabag über sich ergehen lassen muss, ob sie will oder nicht. Nicht nur die Hauptdarstellerin glänzt in ihrer Rolle als Fleabag. Auch die Darstellung der bösen Stiefmutter durch Olivia Colman (The Father) ist einmalig und gemeinsam erschaffen die beiden ein Feuerwerk an sarkastischen Bemerkungen und Nettigkeiten hinter denen sich ein riesengroßer Mittelfinger verbirgt. Als ob sie ständig nur „Fuck You“ mitten ins Gesicht schreien wollen, aber es doch nicht tun. Hier liegt ein geniales Drehbuch vor, das durch die unglaublich guten Darstellern zum Leben erweckt wird.

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Die Serie arbeitet mit vielen Rückblicken, die perfekt in die Handlung integriert werden und obwohl Fleabag eigentlich der Spitzname der Hauptdarstellerin im wahren Leben ist, ist die Serie trotzdem nicht autobiographisch. Dennoch vermittelt Phoebe Waller-Bridge eine äußerst interessante Sichtweise auf diese Welt. Gerade mit der Figur des Ehemannes (Brett Gelman, Lemon) ihrer Schwester (Sian Clifford, See How They Run) bringt sie es auf den Punkt, dass Männer einiges falsch machen können und ihre Fehler von der Gesellschaft als Normalzustand akzeptiert werden, sodass ihre Ausbesserung sich beinahe schon mit einer einfachen Entschuldigung erübrigt. Bei Frauen steigt die Messlatte für richtiges Verhalten allerdings ins Unermessliche, denn eine Frau, die sich genauso wie ein durchschnittlicher Mann verhält, ist eben etwas Abnormales wie Fleabag. Beinahe wie eine Außerirdische stapft sie durch die Gegend und tritt in jedes noch so kleines Fettnäpfchen und macht alles falsch, was sie falsch machen kann, schafft es aber trotzdem jedes Mal die Kurve zu kriegen.

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Auch an ihrem fürsorglichen Ex-Freund (Hugh Skinner, Kill your friends) erkennt man, dass bei Fleabag sämtliche Klischees aufgebrochen werden. Wer glaubt, dass alle Frauen es kaum abwarten können, eine perfekte Nullachtfünfzehn-Beziehung mit schreienden kleinen Ungeheuern als Kinder zu führen, der sollte mal mit der nächsten Zeitmaschine ins 19. Jahrhundert reisen und seine veralteten Vorstellungen gleich mitnehmen. Genauso bedenklich ist der Gedanke, dass alle Männer von Frauen nur Sex wollen, denn manche Typen beherrschen die "Mütterchen am Herd-Nummer" mittlerweile besser als die weibliche Spezies. Gerade deshalb sollte man Fleabag feiern, weil diese Serie den Frauen so viel Menschlichkeit zugesteht und die Männer von ihrem klischeehaften Dasein als Fraueneroberer befreit.

Technischer Part 

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Justbridge Entertainment veröffentlichte die Blu-Ray-Box von Fleabag (Staffel 1 und 2) am 14. Oktober 2022 auf Deutsch (in 5.1 Dolby Digital) und Englisch (in 2.0 Dolby Digital) mit deutschen Untertiteln. Als Bonusmaterialien sind lediglich Serientipps vorhanden.



Fazit

Origineller kann eine Serie wirklich nicht sein. "Fleabag" ist ein Statement für weibliche Emanzipation und die Hauptfigur spricht allen aus der Seele, die sich schon immer darüber gewundert haben, warum nur Männer in Filmen und Serien als flatterhafte, von Sex besessene Wesen dargestellt werden, während Frauen ständig nur auf der Suche nach der großen Liebe zu sein scheinen. "Fleabag" räumt mit allen Klischees auf und feiert die weibliche Sexualität und Unabhängigkeit.

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