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Erwähnungen
"A Floresta de Jonathas"
A Floresta de Jonathas -Im dunklen Grün (2012)
Quelle: themoviedb.org
Zugegeben: Wir westlich geprägten, technisierten und kulturell versierten Bürger haben, wenn wir ehrlich sind, keine Ahnung von Existenzialismus, einer reinen Individualität oder der Bedeutung von den Unterschieden zwischen Zivilisation und purem Naturell - auch nicht im metaphorischen Sinne. "Im Dunklen Grün" hingegen versucht ernsthaft, sich diesen Fragen zu nähern, indem er seinen Protagonisten erst der einen, dann der anderen Begebenheit aussetzt (welche auf einer wahren Begebenheit beruhen).
Spielfilmdebütant Sérgio Andrande fängt hierfür sein Heimatland Brasilien erstaunlich non-kulturell ein und beschränkt den zivilisierten Part auf die storybegleitende Familie. Auch wenn sie sich noch lange nicht am Puls der Zeit befindet und im Dickicht auf der Jagd nach Handyempfang ist, erlebt Hauptfigur Jonathas eine recht gut befahrene Autostrecke als Nabel zur modernen Welt. Doch mit seinem strengen Vater im Nacken wird ihm die Entfaltungsmöglichkeit gebremst, die sich im Gegenzug sein Bruder Juliano selbst nimmt, und muss den Lebensunterhalt mitstemmen, indem sie dem Wald Früchte entnehmen und sie etwa zu "Avocados to go" verarbeiten.
Also bewegt sich der Film durchgehend "on the edge", den Spagat zwischen Kultur und Natur zu vollziehen, und Brasilien mit seiner dunkelgrünen Lebensader könnte dafür kaum ein besserer Platz sein. Da ist es bedauerlich, dass im Detail zu wenige Mittel für eine klare Einordnung gefunden werden. Zwar werden eindeutig menschgemachte Locations für die erste Spielhälfte verwendet, doch wirken die nicht lange nach, um Unterschiede zu verdeutlichen. Ein Campingareal ist eben natürlich und doch zu klar abgesteckt, um der Story den Übergang zur Wildheit zu ebnen. Mit der selbstlosen Geste, im Dschungel eine besondere Frucht zu suchen, manövriert sich die Geschichte zwar endlich in die Einsamkeit, sprich den wäldischen Antagonisten, kann aber durch die flache Ereigniskurve lückenhaften Erzählcharakter nicht verbergen.
Denn so leicht wie der schmale Grat zur einen Seite hin dargestellt wird, fällt er auch leicht zur anderen Seite, nämlich dass Hauptfigur Jonathas der Übergang weniger schwer fallen hätte müssen als einem überzeugten Großstädter im Glas- und Betondschungel. Irgendwann landet also Jonathas inmitten von dichtem Unterholz, verliert die Orientierung und damit langsam auch die Hoffnung. Doch für so viel Waldgebiet suchte sich Regisseur Andrande nur wenige Einstellungen aus. Dies in zwar beeindruckender Natürlichkeit, mit authentischer Tonkulisse und formell angepassten Bildern, aber der Effekt geht schnell verloren, wenn die Kamera starr Halbtotalen einfängt und sich seine Figur darin umherbewegen muss. Da fehlt es letztlich an den durchschlagenden Ideen, der gesamten Sequenz tatsächlich ein Gefühl von absoluter Einsamkeit und Verlorenheit mitzugeben.
Und damit gerät auch Hauptdarsteller Begé Muniz in den Fokus, der gerade als Opfer des Waldes seine gelungenen Actingmomente hat. Im Grunde verhält er sich genauso natürlich und unaufgeregt wie alle anderen Darsteller, die durchgängig in authentischer Weise ihre Rollen verkörpern. Höhepunkte gibt es bis auf erwähnte keine zu benennen, nur wirken gerade die Dialoge ein bisschen aufgesetzt. Diese werden auf das Nötigste beschränkt und dann noch recht platt an den Zuschauer gebracht - bei all dem Realitätsanspruch eine negative Begleiterscheinung.
Es zirpt und rauscht und prasselt - "Im dunklen Grün" ist ein realitätsnaher und beeindruckender Beitrag, ein Naturgebiet fern von Nationalisierungen einzufangen. Doch hätte dem Arthouse-Picture der ein oder andere Geistesblitz gut getan, um die Motive passender zu bebildern. So schleppt sich der Film von einer starren Einstellung zur anderen, bleibt in seiner flachen Erzählstruktur liegen und produziert dadurch immer wieder Längen. Die Geschichte offenbart jedoch einen interessanten Aussagecharakter, der man sich trotz der inszenatorischen Mängel nicht verschließen sollte.
Trailer
- Start 06.03.2014
- 98 Min Drama Brazil
- Regie
- Drehbuch
- Cast Chico Diaz
Inhalt
Jonathas lebt mit seinen Eltern und Bruder Juliano im ländlichen Amazonasgebiet. Die Familie erntet und verkauft Früchte an einem Obststand an der Straße. Das Verkaufshäuschen sichert nicht nur ihr Auskommen, sondern dient in der schwach besiedelten Gegend auch als Ort für Begegnungen und Börse für Neuigkeiten aus dem Rest der Welt.
Juliano, der ältere der beiden Brüder ist aufgeschlossen und locker, er flirtet gerne mit den Touristinnen. Jonathas hingegen ist gewissenhaft und zurückhaltend. Als die beiden jungen Männer auf Milly, eine Besucherin aus der Ukraine und ihren Begleiter, den indigenen Brasilianer Kedassere, treffen, finden die jungen Leute sich alle sehr sympathisch. Die vier wollen zusammen ein Wochenende im Dschungel campen. Jonathas ist besonders fasziniert von Milly, die sein Interesse erwidert. Gegen den ausdrücklichen Willen seines Vaters begibt sich der Junge in dieses Abenteuer. Vom Zeltplatz aus macht Jonathas sich auf, um für Milly wilde Passionsfrüchte zu suchen, als Zeichen seiner Zuneigung. Doch dann verirrt er sich im dunklen Grün des Dschungels...
Kritik
Spielfilmdebütant Sérgio Andrande fängt hierfür sein Heimatland Brasilien erstaunlich non-kulturell ein und beschränkt den zivilisierten Part auf die storybegleitende Familie. Auch wenn sie sich noch lange nicht am Puls der Zeit befindet und im Dickicht auf der Jagd nach Handyempfang ist, erlebt Hauptfigur Jonathas eine recht gut befahrene Autostrecke als Nabel zur modernen Welt. Doch mit seinem strengen Vater im Nacken wird ihm die Entfaltungsmöglichkeit gebremst, die sich im Gegenzug sein Bruder Juliano selbst nimmt, und muss den Lebensunterhalt mitstemmen, indem sie dem Wald Früchte entnehmen und sie etwa zu "Avocados to go" verarbeiten.
Also bewegt sich der Film durchgehend "on the edge", den Spagat zwischen Kultur und Natur zu vollziehen, und Brasilien mit seiner dunkelgrünen Lebensader könnte dafür kaum ein besserer Platz sein. Da ist es bedauerlich, dass im Detail zu wenige Mittel für eine klare Einordnung gefunden werden. Zwar werden eindeutig menschgemachte Locations für die erste Spielhälfte verwendet, doch wirken die nicht lange nach, um Unterschiede zu verdeutlichen. Ein Campingareal ist eben natürlich und doch zu klar abgesteckt, um der Story den Übergang zur Wildheit zu ebnen. Mit der selbstlosen Geste, im Dschungel eine besondere Frucht zu suchen, manövriert sich die Geschichte zwar endlich in die Einsamkeit, sprich den wäldischen Antagonisten, kann aber durch die flache Ereigniskurve lückenhaften Erzählcharakter nicht verbergen.
Denn so leicht wie der schmale Grat zur einen Seite hin dargestellt wird, fällt er auch leicht zur anderen Seite, nämlich dass Hauptfigur Jonathas der Übergang weniger schwer fallen hätte müssen als einem überzeugten Großstädter im Glas- und Betondschungel. Irgendwann landet also Jonathas inmitten von dichtem Unterholz, verliert die Orientierung und damit langsam auch die Hoffnung. Doch für so viel Waldgebiet suchte sich Regisseur Andrande nur wenige Einstellungen aus. Dies in zwar beeindruckender Natürlichkeit, mit authentischer Tonkulisse und formell angepassten Bildern, aber der Effekt geht schnell verloren, wenn die Kamera starr Halbtotalen einfängt und sich seine Figur darin umherbewegen muss. Da fehlt es letztlich an den durchschlagenden Ideen, der gesamten Sequenz tatsächlich ein Gefühl von absoluter Einsamkeit und Verlorenheit mitzugeben.
Und damit gerät auch Hauptdarsteller Begé Muniz in den Fokus, der gerade als Opfer des Waldes seine gelungenen Actingmomente hat. Im Grunde verhält er sich genauso natürlich und unaufgeregt wie alle anderen Darsteller, die durchgängig in authentischer Weise ihre Rollen verkörpern. Höhepunkte gibt es bis auf erwähnte keine zu benennen, nur wirken gerade die Dialoge ein bisschen aufgesetzt. Diese werden auf das Nötigste beschränkt und dann noch recht platt an den Zuschauer gebracht - bei all dem Realitätsanspruch eine negative Begleiterscheinung.
Fazit
Kritik: Sascha Wuttke
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