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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Schlüsselereignisse des Nahostkonflikts haben Spuren in der Familiengeschichte des Filmemachers hinterlassen. Nach der Ankunft in Berlin lernt er, seinem Blick zu misstrauen.

Kritik

Ausgehend von Fragen nach der eigenen familiären Identität und nationaler Zugehörigkeit, (Mit)Verantwortung und Verdrängung, sucht Ron Rothschild in seinem filmischen Palimpsest nach Anknüpfungspunkten und Überschneidungen zwischen jüdischer Vergangenheit und palästinensischer Gegenwart. Sein knapp 80-minütiges Doku-Debüt verknüpft Gespräche mit seiner Großmutter Ruth, die als Kind die Nazi-Verfolgung miterlebte, eigenes Video-Material aus seiner Zeit als militärischer Kameramann in den besetzten palästinensischen Gebieten. Ergänzt durch privates Archivgut entsteht eine intime Collage, die Flüchtigkeit und Kontinuität von Exilerfahrungen betrachtet. 

„I‘m not unterstes in the soldier I used to be“, sagte der Regisseur in der ersten Szene, die er 2009 während seiner Soldatenzeit in einem vergitterten Militärfahrzeug in Gaza filmt, „I‘m interested in what my camera could see and what I could not.“ Diesen nach außen hin selbstkritischen Kommentar konterkariert dessen taktischer Einsatz innerhalb eines Werks, das mehr zur Selbstausstellung als Introspektive  tendiert. Das Gitter, das in der ersten Einstellung die Sicht auf die Passanten beeinträchtigt, wird zum ungewollten Symbol der systemkritischen Scheuklappen.  

Das Umdenken, das mit dem Verlassen Israels und der Ankunft in Deutschland bei ihm einsetzt, klingt befremdlich nach dramatisierter Geste. Diese Ambivalenz spiegelt sich in den Gesprächen mit seiner Großmutter, die im Alter von sieben Jahren vor den Nazis fliehen musste. In Haifa war sie Jahre später als israelische Soldatin selbst beteiligt an Verfolgung und Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung. Jener moralische Morast von Trauma und Terror, Selbstsicht und Fremdbild, Aneignung und Ausgrenzung wird zum methodischen Momentum eines fragmentierten Familienromans.

Fazit

In seiner strukturellen Analogie von jüdischer Verfolgung während des Holocaust und dem Genozid in Gaza riskiert Ron Rothschilds dokumentarischer Debüt-Film eine historisch, politisch und soziologisch gleichermaßen problematische Gleichsetzung beider Erfahrungen. Diese Aufstellung beider Aspekte ist umso fragwürdiger, da sie vorrangig dem Emotionalisieren und Dramatisieren eines vergleichsweise banalen individuellen Lernprozesses dienen. Die filmische Zentrierung besagter Selbstentwicklung ist sowohl unergiebig als auch unglaubwürdig angesichts der fehlenden Differenzierung hinsichtlich ideologischer und geschichtlicher Machtverhältnisse. Auf visueller und formaler Ebene erreicht die konventionelle Ausführung nichts, das diese Schwächen ausgleichen könnte. 

Kritik: Lida Bach

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