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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

In seinem tragikomischen Drama erzählt Regisseur Yoji Yamada die bittersüße Geschichte einer Mittelstandsfamilie.

Kritik

Jede Familie habe eines, heißt es in Yoji Yamadas nuanciertem Familienporträt. In der Familie der Apothekerin Giuko (Sayuri Yoshinaga), deren Tochter Koharu (Yu Aoi) kurz vor der Hochzeit steht, ist es Giukos Bruder Tetsuro (Tsurube Shufukutei). Er ist das schwarze Schaf. Der kindische Spaßmacher ist lässt Giukos Schwiegermutter laut wünschen, er möge bloß nicht zur Hochzeit ihrer Enkelin auftauchen und auch Giuko hofft innigst, dass ihr kleiner Bruder nicht schon wieder in Schwierigkeiten steckt. Seit die beiden Kinder waren, läuft die Geschwisterbeziehung, die der japanische Regisseur einfühlsam und mit sanftem Humor beschreibt, nach dem gleichen Schema. Tetsuro baut Mist und Giuko bringt die Dinge als verantwortungsvolle große Schwester wieder in Ordnung. Wie sich das nach Jahrzehnten anfühlt, beschreibt ihre Tochter Koharu, aus deren Perspektive die Handlung geschildert wird.

Als kleines Kind hat sich Koharu über den schrägen Onkel, der damals ihren Namen ausgesucht hat, köstlich amüsiert. Mittlerweile findet sie ihn peinlich. Jeder wird irgendwann mal erwachsen. Nur Tetsuro nicht. Er leistet sich weiter seine Eskapaden, die keineswegs nur aus schlechten Witzen und albernen Aktionen bestehen. Andere werden verletzt - emotional, materiell und physisch. Manchmal ist auch Tetsuro selbst der, dem unerfreuliche Konsequenzen drohen, weil er zu weit gegangen ist. Seine weinerlichen Versprechen, sich zu bessern, sind allesamt hohl. Auch nicht auf Koharus Hochzeit, wo der ungebetene Gast eine totale Blamage auslöst. Die tragischen Töne klingen in diesen ersten Kapiteln der sorgsam komponierten Filmsymphonie nur zaghaft an. Im Zentrum der episodischen Handlung steht die Familie, nicht speziell im Kontext der japanischen Gesellschaftstraditionen, sondern im universellen Sinne. Yamda nimmt sich Zeit, um jedes Mitglied vorzustellen. Dadurch verliert die mit milder Ironie beobachtete Alltagsgeschichte an Tempo, doch die exzellenten Darsteller gleichen kleine Schwächen wieder aus. 

Am Ende sind es die unscheinbaren Momente, die kleinen Gesten, die eine große Nähe zu den Charakteren herstellen. Über Jahre taucht Tetsuro nur dann auf, wenn er Giukos Hilfe benötigt. Trotzdem hält sie weiter zu ihm. „Über ihren Bruder“, wie es der internationale Verleihtitel suggeriert, erfährt man fast nichts. Der Originaltitel „Kleiner Bruder“ trifft besser das komplizierte Verhältnis der Geschwister. Tetsuro wird sein Leben lang in dieser Rolle verharren, hauptsächlich aus Pragmatik und skrupellosem Opportunismus. Außer Giuko hilft ihm niemand mehr. Sie sei eine schwachköpfige Närrin, spottet Tetsuro über eine Geliebte, die er um ihre Ersparnisse betrogen hat. Durch den abfälligen Kommentar Giuko, dass er über sie genauso denkt. Behutsam verändert Yamada im Laufe der Erzählung das Licht, in dem er seine Figuren zeigt. Giuko ist ebenso unfähig, sich zu ändern wie ihr Bruder. Bezeichnenderweise ist sie es, die beider Handgelenke in einer Szene mit einem symbolträchtigen Band verknüpft.

Fazit

Der nostalgische Ton verleiht der berührenden Geschichte seinen Charme und feinen Witz, aber er kaschiert auch essenzielle Konflikte zwischen den Hauptfiguren. In den Händen Yamadas wird die Romantik zum Stilmittel, das die verklärende Sicht der Charaktere auf ihre Vergangenheit versinnbildlicht und so die psychologische Ebene des Plots vertieft.

Kritik: Lida Bach

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