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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Eine russische Lehrerin kritisiert im Unterricht den russischen Einmarsch in die Ukraine und wird von einem Schüler angeprangert. Nach ihrer Flucht stellt sie den Vorfall mit ihrer Berliner Klasse nach.

Kritik

Die Lehrerin, die nur als gesichtslose Stimme präsent ist, verteilt in der Klasse ein Arbeitsblatt. Dieses, so erklärt sie, sei zum “Überwältigungsverbot - davon habt ihr alle noch nie gehört.” Wahrscheinlich hat sie damit recht. Was nicht nur traurig ist, sondern frustrierend und umso beunruhigender je länger man darüber nachdenkt. Denn die Schulklasse, in der sich diese frühe Szene Yulia Lokshinas observativer Doku abspielt, ist nicht die zweite oder dritte, sondern Oberschule. Die Schule ist nicht in Russland, dessen ideologisch indoktrinierendes Lehrsystem das filmische Lehrstück aufzeigen will.

Die Schule ist im Berlinale Stadtteil Moabit und das Überwältigungsverbot wäre den Kindern in ihrer Schullaufbahn wahrscheinlich nie vermittelt worden, wäre es nicht im Rahmen des dokumentarischen Projekts. Das ist seinerseits eine Doppelstunde in Sachen der demokratischen Dekonstruktion, die das russische Schulsystem in den letzten Jahren zunehmend in eine Propaganda-Maschine umbaut. Dieser Zustand ist weder neu noch vermittelt ihn das Szenario besonders eindringlich. Eher wirkt die Konstellation wie ein kurioses Surrogat unmittelbaren Filmmaterials zu dem Fall einer russischen Lehrerin, die von einer Schülerin denunziert wurde. 

Sie hatte sich im Unterricht gegen den Überfall der Ukraine ausgesprochen. Genug, um sie zur Flucht zu nötigen. In Deutschland stellt sie den Vorfall mit ihrer Berliner Klasse nach. Ein Versuch, wie geschaffen, tendenziöse Unterrichtsmethoden hierzulande zu enthüllen. Doch das Potenzial ihrer Konstellation ausschöpfen, wagt oder will Lokshina nicht. Nichtmal dann, wenn sich ein Diskurs fast aufdrängt. Ein Schüler angesichts des Lehrgrundsatzes, der das Aufzwingen einer Meinung verbietet, dass Lehrer das sehr wohl täten. Weder Lehrerin noch Regisseurin fragen nach. Weil beide ihre Lektion gelernt haben? 

Fazit

Abstrakte Bilder übergroßer Lehrbänke und eines leeren Klassenraums sollen Yulia Lokshinas experimentelle Doku auf Langfilm-Level strecken. Dabei sind der Fall einer kindlichen Denunziation in Russland, von dem die Abhandlung ausgeht, sowie dessen Nachstellen in einer Berliner Oberschule gleichermaßen spannend. Doch Recherche und Bilder zum Ursprungsszenario fehlen nahezu gänzlich. Das Klassenprojekt bleibt irritierend unausgegoren. Diskussionen zu Denunziation, Indoktrinierung, Meinungsfreiheit und Ideologie sind nicht sichtbar. Umso lauter sprechen die Leerstellen und Wissenslücken der Klasse, die scheinbar durchaus Indoktrinierung erlebt. Doch das passt augenscheinlich nicht in den Lehrplan. 

Kritik: Lida Bach

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