Inhalt
Als sich Momo, Hugo und sein Kaktus Adolfo eines Nachts über den Weg laufen, verbindet sie erst einmal nichts. Die Begegnung verändert nicht nur auf magische Weise ihr Leben, sondern hilft ihnen auch, die Schönheit des Unerwarteten schätzen zu lernen.
Kritik
Sein erstes Manic Pixie Dream Girl kann man(n) gar nicht früh genug ganz buchstäblich vor die Nase gesetzt kriegen. Etwa auf der Bank der gegenüberliegenden Bushaltestelle, wo diese leider noch lange nicht ausgestorbene Gattung hübscher Hauptfiguren sitzt wie bestellt (vom Drehbuch) und nicht abgeholt (vom männlichen Protagonisten). Letzter heißt Hugo (Juan Daniel García Treviño, Robe of Gems) in Sofía Auzas naiver RomCom. Das feilt sämtliche Stereotypen des Genres für das Kinderpublikum der Berlinale Generation noch etwas stumpfer.
Hugo liefert auch den titelgebenden McGuffin (denn wenn man dem kindlichen Publikum schon eine Portion filmischer Tropen vorsetzt, dann eine ordentliche), der die papierdünne Handlung vorantreibt. Adolfo heißt der Kaktus, den Hugo mit sich rumschleppt, als er Magic Pixie Dream Girl Momo (Rocío De La Mañana) begegnet, und steht für seine Probleme. Ihm die abzunehmen wird in der langen und langweiligen Party-Nacht, zu der ihn die Zufallsbekanntschaft einlädt, ihr Daseinszweck (ist es ja auch dramaturgisch).
Momos eigene Lebenskrise löst sich dabei praktisch von selbst, dank des altbewährten Allheilmittels Heterosexualität. Ein Typ an ihrer Seite gibt instabilen jungen Mädchen die nötige Sicherheit und normative Liebe ist doch eine viel preiswertere Droge als die, von denen Momo zu viele genommen hatte. Ob absichtlich, spielt keine Rolle. Denn Freitod, der inzwischen lobenswerterweise in Kinderfilmen vorkommt, wird in der formalistischen Story nie ergründet oder erklärt, sondern bleibt ein sentimentales Klischee wie die titelgebende Sukkulente.
Fazit
Umso verkrampfter sich Sofía Auza bemüht, ihr abendfüllendes Spielfilm-Debüt quirky und edgy erscheinen zu lassen, umso offenkundiger wird die Konventionalität der Kinder-Komödie. Deren vorhersehbarer Plot hangelt sich von einem Kino-Klischee zum nächsten. Besonders ärgerlich ist der hinter bunten Szenenbildern und Kostümen versteckte Mangel an Originalität angesichts der gewichtigen Handlungsthemen wie Sucht und Suizid. Deren oberflächliche Abhandlung bestätigt tendenziell moralistische Dogmen von Schuld und Fehlverhalten, während sie die breitgefächerten Konsequenzen bagatellisieren. Immerhin: Der Kaktus spielt überzeugend.
Autor: Lida Bach