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Quelle: themoviedb.org

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ALL MY LOVING ist ein Film über drei Geschwister. Alle sind an einem Punkt angelangt, an dem sie schnell etwas verändern müssen, bevor die zweite Hälfte ihres Lebens beginnt. Zwischen Chaos, Unzulänglichkeiten und Verlusten suchen sie nach einem Weg, auf dem vielleicht das Glück liegt.

Kritik

Edward Berger (Jack) hat mit All My Loving einen Film gedreht, dessen einzelne Teile in sich geschlossen größer wirken, als das Ganze. Die Eröffnungssequenz, welche die drei Geschwister Stefan (Lars Eidinger, Personal Shopper), Julia (Nele Mueller-Stöfen,  Familienfest) und Tobias (Hans Löw, Alles ist Gut) am Tisch eines Restaurant vereint erweist sich als einziges bindendes Glied zwischen den Handlungssträngen. In dem gemeinsamen Dialog, der so schnell endet wie er beginnt, werden unterschwellige Enttäuschungen überdeutlich und die familiären Strukturen zeigen sich als brüchig. Die angespannte Julia verlässt trocken den Tisch, als sich ein Streit zwischen Stefan und Tobias ach nur andeutet. Hier wird klar, was für ein Film All My Loving hätte sein sollen. Der Rest der Laufzeit unterrichtet schließlich, was er geworden ist: Eine gut gemeinte, aber bemühte Sammlung von Kurzgeschichten.

Zunächst folgen wir dem ehemaligen Piloten Stefan. Lars Eidinger spielt den verwirrten, etwas neurotisch anmutenden Krankgeschriebenen, der nicht mehr weiß, was er mit sich anfangen soll, mit gewohnter Souveränität. Statisch und unaufgeregt folgt die Kamera Stefan beim Tennisspielen, bei mehreren Affären in Hotelzimmern und beim sinnlosen Verweilen zu. Das Bild, das Berger von Deutschland zeichnet ist ein anonymes und abgeklärtes, eines in das Stefan perfekt reingepasst hat und in dem er nun verloren ist. Während gerade Eidingers Spiel diese Episode sehenswert macht, fühlt sie sich gleichzeitig etwas planlos an. Irgendwann werden die unterkühlten Bilder der Großstadt zum Selbstzweck. Sequenzen, die versuchen Humor zu evozieren driften schnell ins Absurde und erweisen sich als Fremdkörper in dieser Momentaufnahme im Leben eines Mannes, ebenso wie die Spannungskurve, die Berger am Ende noch an diese Etappe hängt.

Im Vergleich zur darauffolgenden Episode wirkt die Eidinger-Folge jedoch fast wieder wie ein subtiles Charakterdrama: Die zweite Sequenz begleitet Schwester Julia in Turin mit ihrem Mann Christian (Godehard Giese, A Cure for Wellness). Als Julia einen angefahrenen Straßenhund bei sich aufnimmt, wird ihre Hilfsbereitschaft gegenüber dem Tier zur Obsession, sehr zum Leiden von Christian. Was als Skizzierung der Dynamik einer brüchigen Ehe gemeint ist, wird schnell zur Farce. Julia ist als Charakter hoffnungslos überzeichnet und in keinster Weise greifbar. Auch wenn ihr Verhalten im Verlauf der Episode entschlüsselt wird, so stellt dies nicht wirklich zufrieden. Im Gegenteil: Die Konfrontation der beiden Eheleute wirkt hanebüchen und hätte wahrscheinlich einen ganzen Spielfilm benötigt um funktionieren zu können. So wirkt dieser Teil des Filmes wie ein Malen nach Zahlen des Entfremdungskinos mit relativ nervigen Ergebnissen. 

Bergauf geht es schließlich wieder in der letzten Episode: Bruder Tobias stellt als glücklicher Familienvater das wohl gesetzteste Mitglied der Familie dar. Als er jedoch seine Eltern in der alten Heimat besuchen muss, ist er schnell überfordert. Der Pfleger seines Vaters hat gekündigt, sein Vater (Manfred Zapatka,  Erkan und Stefan)selbst weigert sich zum Arzt zu gehen und die Mutter (Christine Schorn, Good Bye, Lenin!) ist zu sehr mit ohrenbetäubenden Umbauten im Haus beschäftigt. Nicht besonders subtil aber mit dem richtigen Gespür für Zwischentöne enthüllt Berger hier den Kernpunkt der Familie als bereits in sich gestörtes Umfeld, welches Probleme gerne versucht zu ignorieren, statt sie anzusprechen. Besonders Hans Löw und seiner abgeklärten Spielart ist der funktionierende, tragik-komische Unterton dieser Episode zu verdanken. Wenn der kranke Vater dem hilfsbereiten Tobias unvermittelt an den Kopf wirft, mit fast 40 immer noch nichts selbst auf die Reihe zu kriegen, entlarvt sich dessen Hilfsbereitschaft ebenfalls als Kompensationsversuch. In solchen Momenten, die sowohl absurd überspitzt aber dennoch glaubhaft wirken, wird erneut deutlich, was All My Loving hätte sein können.

Fazit

"All My Loving" ist weniger eine Geschichte über drei Geschwister und mehr eine Aneinanderreihung von Kurzgeschichten über zwischenmenschliche Unfähigkeit, die mal mehr, mal weniger funktionieren, aber als Ganzes betrachtet relativ wenig von Gehalt liefern.

Kritik: Jakob Jurisch

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