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Inhalt

Jessica wurde von dem Selbstmord ihres Ehemannes völlig aus der Bahn geworfen. Sie lässt ihr altes Leben komplett hinter sich und ist mit ihrem Hab und Gut auf dem Weg in die neue Heimat. Auf der langen Fahrt durch ein ländliches Waldgebiet schikaniert sie ein anderer Autofahrer zunächst völlig grundlos, doch das ist erst der Anfang. Der Auftakt einer quälenden Tortour, die in einem Kampf um das nackte Überleben mündet.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

John Hyams - Sohn von Kameramann & Regisseur Peter Hyams (Narrow Margin – 12 Stunden Angst) - hat sich mit nur 5 Spielfilmen in 23 Jahren einen recht anständigen Ruf erarbeitet, obwohl sich darunter ausschließlich Low-Budget-Genre-Produktionen befanden. Besondere Aufmerksamkeit wurde ihm durch seine beiden Sequels des Universal Soldier-Franchise zu Teil. Solche nachgeschobenen DTV-Trittbrettfahrer gelten oftmals zurecht als pure Zeitverschwendung, mit Regeneration (2009) und besonders Day of Reckoning (2012) ließ man jedoch überraschend beeindruckend die Muskeln spielen. Seinen geringen Möglichkeiten bot der Regisseur durch eine knüppelharte und ästhetisch verblüffend ausgeklügelte Inszenierung die Stirn und degradierte dadurch auch die weniger raffinierten Drehbücher zur reinen Nebensache. Ausgerechnet nach diesem starken Auftritt versteckte sich John Hymans fast ausschließlich im TV als Auftragsregisseur im Serienbereich. Alone – Du kannst nicht entkommen wirkt so beinah wie ein kleines Comeback, das Pandemie-bedingt auch in den USA nur eine sehr geringe Kinoauswertung erhielt und hier jetzt selbstverständlich nur im Heimkino seine Premiere feiert (was vermutlich so oder so der Fall gewesen wäre).

Der Titel ist dabei Programm. Jessica (Jules Willcox, Under the Silver Lake) ist mutterseelenallein. Zu Beginn auf selbstgewählter Basis. Nach dem Selbstmord ihres Gatten kapselt sich die junge Frau ab. Hat sich in ihrer Trauer vergraben und wimmelt jeden Versuch der Hilfe scheinbar konsequent ab. So genau erfahren wir das nicht, es lässt sich jedoch aus dem spärlich Gezeigten mutmaßen. Sie zieht gerade um, wohin werden wir nie genau erfahren. Sie packt ihre Sachen in einen Anhänger und begibt sich auf eine scheinbar recht lange Reise. Nur mit ihren besorgten Eltern ist sie telefonisch im Austausch, bleibt dabei aber sehr reserviert und lehnt jede Form der Unterstützung ihrerseits strikt ab. Die ersten Minuten des Films erlebt Jessica praktisch vollständig isoliert vom direkten, menschlichen Kontakt. Bis auf einen Autofahrer (Marc Menchaca, Homeland), der sich durch ihre Fahrweise augenscheinlich provoziert fühlt und ihr beinah einen Frontalzusammenstoß mit einem LKW beschert. Bei der nächsten Raststätte begegnen sie sich erneut und der Mann sucht die Aussprache, Jessica wimmelt jedoch verängstigt ab. Von nun an kreuzen sich ihre Wege viel zu oft und auffällig, als dass sich ihr Verdacht verflüchtigen könnte.

Ohne jetzt irgendwie jemanden die Spannung zu versauen: Es passiert genau das, was jeder – inklusive der Protagonistin – vermutet. Gekidnappt und gequält gelingt Jessica irgendwann die Flucht in die Wälder und die verbleibenden 2/3 der Handlung gestalten sich als nervenaufreibender Survival-Thriller. Und somit liefert John Hyams exakt den Film ab, den man von ihm erwarten konnte und sich irgendwie auch gewünscht hatte. Bar jedweden Überraschungsmoments entledigt er sich praktisch jedem narrativen Ballast. Hier wird nur so viel berichtet und erläutert, wie es für das reine, funktionelle Exerzieren des Hauptaugenmerks für nötig erachtet wird. Es gibt keine Sideplots, keine Details oder Randerscheinungen die in irgendeiner Form auch verzichtbar wären; ausgeschmückt wird rein gar nichts. Das ist beinah schon karg, nackt, eben mutterseelenallein. Reduziert auf das, was John Hyams kann. Eine knackige, intensive und im audio-visuellen Bereich hochkonzentrierte wie akribisch arrangierte Inszenierung, die den Druck im Kessel ordentlich in die Höhe treibt. Die beiden Hauptdarsteller erweisen sich als Glücksfall, bieten sie doch leidenschaftliche und im Rahmen der simpel gestrickten Geschichte glaubwürdige Darbietungen an. Davon, von seiner fokussierten und messerscharf-präzisen Ausdruckskraft, lebt Alone – Du kannst nicht entkommen ausschließlich und ist sich dem vollkommen bewusst. Das ist sauschlicht, aber dafür wunderbar effizient auf den Punkt.

Fazit

Natürlich bietet „Alone – Du kannst nicht entkommen“ keine sonderlich einfallsreiche, kreative Geschichte, aber darauf legt er auch überhaupt keinen Wert. Das braucht er auch gar nicht. Dafür ist die Inszenierung von John Hyams einfach viel zu gut. Und das weiß er. Wie schon „Universal Soldier: Day of Reckoning“ ist es das Zuschaustellen von handwerklich hochtalentierten Fähigkeiten in einem inhaltlich eher bescheidenen Produkt, was diese erst richtig auf ein Podest hebt. Wie banal wäre dieser Film wohl in den Händen eines anderen Regisseurs? So sehr, man würde sich daran am nächsten Tag wohl kaum noch erinnern.

Kritik: Jacko Kunze

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