Inhalt
Gary Faulkner ist ein arbeitsloser Handwerker, Ex-Sträfling, US-Amerikaner – und stolzer Patriot. Sein Leben bekommt auf einmal einen vollkommen neuen Sinn, als er von Gott höchstpersönlich einen Auftrag erhält. Er soll nach Pakistan reisen, sich Al-Qaida-Oberhaupt Bin Laden schnappen und ihn vor ein US-Gericht bringen! Und wer ist Gary, seinem Gott diesen Wunsch zu verwehren? Also macht er sich auf, mit Samurai-Schwert und Gleitschirm bepackt – und muss feststellen: Es ist nicht leicht, Gottes Wille zu befolgen ...
Kritik
„I am the Donkey King!“
Die 25 Millionen US-Dollar Kopfgeld, die das US-Außenministerium auf den Al-Qaida-Chef Osama Bin Laden ausgesetzt hat, waren nicht einmal der ausschlaggebende Grund, warum Gary Faulkner einst ins gesetzlose Stammesgebiet von Pakistan aufbrach, um dem meist gesuchten Terroristen der Welt das Handwerk zu legen. Stattdessen agierte Faulkner im Namen des Herrn, der ihn schon seit Kindertagen immer wieder auf den Pfad der Besinnung zurückgeführt hat. Dass Faulkner allerdings ins Gefängnis einwandern musste und zeitweise ein nicht zu unterschätzendes Drogen- wie Alkoholproblem besaß, konnte selbst der Allmächtige nicht verhindern. Selbstredend bietet sich ein solch obskurer Stoff regelrecht dazu an, filmisch aufbereitet zu werden, was sich auch Borat-Regisseur Larry Charles gedacht hat und die Geschichte um Faulkners göttliche Mission in die Tat umsetzte.
Auch wenn Army of One – Ein Mann auf göttlicher Mission vorerst den berechtigten Anschein erweckt, sich als aufgekratzte Komödie weniger um den hintergründigen Witz zu scheren, denn die vordergründige Brachialkomik zu hofieren, so ist dem Sujet auf den zweiten Blick doch eine nicht zu unterschätzende Komplexität eingeschrieben: Gary Faulkner (Nicolas Cage, Dying of the Light) ist eine individuelle Ausformung der nationalen Traumata, welche die Terroranschläge des 11. Septembers 2001 (nicht nur) in das amerikanische Bewusstsein gegraben haben. Dass Larry Charles seinen Film – wenn überhaupt - nur subtextuell als Reflexion eines im Kern verängstigten Landes verkauft, wäre kein verwerflicher Schritt gewesen, es bleibt jedoch weitestgehend ungenutzt, da Army of One – Ein Mann auf göttlicher Mission sein satirisches Potenzial nicht ausreizt.
Den satirischen Impulsen fehlt letzten Endes die offenlegende Schärfe, weil Larry Charles der Ausgangslage zu viel Vertrauen beimisst und sich im nächsten Schritt doch etwas zu affirmativ der verqueren (aber nicht uninteressanten) Figur des Garry Faulkner widmet: Er bereitet ihm eine reibungslose Bühne, anstatt zu hinterfragen, wie dieser Mensch zu dem werden konnte, was er ist – und wie viel Symbolwert seine Person in Bezug auf die (inter-)nationalen Verheerungen inne trägt, die der 11. September hinterlassen hat. Dass Army of One – Ein Mann auf göttlicher Mission trotz seiner unverkennbaren Defizite nicht gänzlich in sich zusammenbricht, liegt ohne Zweifel an der phänomenalen One-Man-Show des Nicolas Cage. Seit seinem legendären Auftritt in Werner Herzogs Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen hat man Cage nicht mehr so entfesselt erleben können.
Fazit
„Borat“-Regisseur Larry Charles meldet sich nach vierjähriger Schaffenspause zurück und bereitet Nicolas Cage eine Bühne, die er nutzt, um zuweilen an die Klasse seines übersprudelnden Auftritts in „Bad Lieutenant“ anzuknüpfen: Eine phänomenale, komplett entfesselte One-Man-Show. Als Satire über die Ausformungen eines (inter-)nationalen Traumas nutzt sich „Army of One – Ein Mann auf göttlicher Mission“ indes recht schnell ab, weil er jede Schärfe vermissen lässt.
Autor: Pascal Reis