Es handelt sich um einen erschreckend einfältigen Mord. Zwei junge Frauen töten den Halbbruder des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-Un. Die Vorbereitung, die Nachbereitung, die Tat selbst sind dokumentiert: in sozialen Medien zeigen sie sich bei den Übungen zum Mord, die Überwachungskameras des Tatorts, eines Flughafens in Kuala Lumpur, filmten den Anschlag und die Flucht. Es könnte kaum offensichtlicher, kaum einfacher für ein Gericht sein, ein Urteil zu fällen. Doch die jungen Frauen zeigen sich von der Anklage schockiert, geben an, nicht zu wissen, was sie getan haben. Schließlich haben sie sich an einem unschuldigen "Prank" versucht, bei dem sie dem Opfer die Hände vor die Augen hielten, ihm von dort aus über das Gesicht fuhren. Ganz so witzlos bleibt es nicht: vorher befeuchteten sie ihre Finger mit Babyöl, das sich als giftige Chemikalie entpuppte.
Assassins begleitet die Aufarbeitung des Falls, die er breit ausfechert: Motive, Justizverfahren, Hintergrundgeschichten werden zu einer Analyse zusammengewebt, die es dem Zuschauer erlaubt, ein Bild davon zu gewinnen, wie es zu dem Mordfall kam, welche Konsequenzen er lostrat. Auch wenn Regisseur Ryan White (Fragen Sie Dr. Ruth) über weite Strecken kein endgültiges Urteil über Schuld und Unschuld fällt, legt er eine Interpretation nahe, die eine Intrige Kim Jong-Uns vermutet, der die "Pranks" inszenieren ließ, um dessen Protagonisten als Bauern in seinem persönlichen Schachspiel zu opfern. Seine Präsenz schwebt rückwirkend über den Geschehnissen, wenn sich Assassins im Abschluss doch noch aus der Deckung wagt, einen politischen Aufschrei formuliert, der die internationale Bedeutsamkeit des Falls zeigt.
Bis dahin begegnet er dem Mord verstärkt auf der Mikroebene, indem er Fakten und Schicksale, Verfahren und Meinungen nachvollzieht. Dabei entstanden ist ein Film, der weder zu viel, noch zu wenig differenziert, der den vermeintlichen Täterinnen respektvoll gegenübertritt, der Aufklärung zu einem in Vergessenheit geratenen Verbrechen leistet. Als Wermutstropfen könnte man den Abschluss sehen, der andeutet, wie viel runder, wie viel einschlägiger das Werk hätte sein können, wenn es einen pointiert politischen Ausgangspunkt gewählt hätte, anstatt vom Einzelschicksal auszugehen. Doch bei eingehender Reflexion fällt auf, dass es sich hier nicht um ein bloßes Hingeben konventioneller Erzählmuster handelt, die ein stärkeres "an-die-Hand-nehmen" des Zuschauers erlauben. Assassins wählt diesen kriminologischen, nachforschenden Ansatz, um eine Ästhetik aufzuziehen, die den Fall auf medialer Ebene greift.
White montiert das Beweismaterial aneinander: Chatverläufe, Aufnahmen von Überwachungskameras, gestreamte Videos auf Social Media-Kanälen - es ergeben sich unterschiedliche, in sich schlüssige Szenarien, deren Wurzeln in den Fugen, in dem nicht Dokumentierten, aufzufinden sind. Der "Witz" des Anschlags, der so geplant war, dass diese Bilder entstehen, besteht darin, dass man sich bewusst war, dass die Eindrücke, zu denen moderne Medien fähig sind, authentischer als die Realität erscheinen. Aus dem verdächtigen Gefühl, dass alles zu gut ineinandergreift, man den Strippenzieher zwar benennen, jedoch nicht beweisen kann, erwächst die Drohgebärde, die autoritäre Regimes stetig formulieren: ich bekomme meinen Willen und wenn ich will, kann ich ihn auf großer Bühne aufführen, ohne dass ihr etwas dagegen tun könnt. Assassins arbeitet das auf, indem er zeigt, welche Konsequenzen dieser Schachzug für einzelne Individuen hat, ohne dass der Übeltäter belangt werden kann.