Inhalt
Wir befinden uns im Jahre 50 v.Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt... Ganz Gallien? Nein! Das unbeugsame Volk leistet natürlich zu jeder Zeit Widerstand! Der Druide Miraculix sorgt sich um die Zukunft des Dorfes und macht sich gemeinsam mit Asterix und Obelix auf, einen Nachfolger zu finden, dem er das Geheimnis des legendären Zaubertranks anvertrauen kann. Doch auch der hinterhältige Heretix versucht, in den Besitz der magischen Formel zu kommen und schreckt dafür nicht einmal vor einem Pakt mit den Römern zurück. Während Asterix und Obelix auf ihrer Suche nach einem würdigen Druiden-Lehrling ganz Gallien durchqueren, müssen die Frauen das Dorf allein gegen die römischen Soldaten verteidigen. Und die Zaubertrank-Vorräte reichen nicht ewig…
Kritik
Nach vier verhunzten Realverfilmungen und dem mäßig begeisternden Asterix und die Wikinger erschien mit Asterix im Land der Götter ein interessanter Film. Nicht nur funktionierten die 3D-Animationen und passten in ihrer Plastizität zur hochglanzpolierten modernen Stadt, auch ist ein vergnügliches und liebevoll erzähltes Abenteuer geglückt, das ganz nebenbei kritische Blicke auf die Gentrifizierung wirft. Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks kann sich qualitativ nicht anschließen. Bereits im ersten Drittel fällt das auf, was der Antagonist zum Ende hin selbst betont, indem er die vierte Wand bricht und den Kindern im Publikum zur Begrüßung einen schönen Abend wünscht: Das neueste Kapitel rundum die unbeugsamen Gallier ist nur auf die kindlichen Zuschauer ausgelegt und opfert dadurch viel von der gewohnten Finesse. Optisch drängt sich dieser Eindruck bereits nach wenigen Minuten auf, wenn man über die einfache Gestaltung neuer Charaktere und die grelle Farbgebung des Umfelds stolpert. Visuell fehlt es in jedem Moment an Ecken und Kanten, doch nicht nur optisch ist der Film aufs Mindeste reduziert.
Auch der Humor basiert zum größten Teil auf einfachstem Slapstick, der jeden ernsthaften Moment zu durchbrechen versucht und sich eigenartig leer anfühlt. Die üblichen Witzeleien (Obelix bekommt keinen Zaubertrank, am Ende sitzen alle bei einem Abendessen, etc.) wirken nicht länger organisch, sondern zwanghaft und wenig charmant eingefügt. Eine vorhersehbare und wenig wendungsreiche Handlung tut dann ihr Übriges, wobei der eingeführte Antagonist Dämonix ein immenses Potential in sich trägt. Er tritt auf, wenn Miraculix nach einem Sturz von einem Baum davon ausgeht, dass er zu alt für sein nobles Amt sei und einen jungen Druiden in das Geheimnis des Zaubertranks einweihen möchte. Er beruft den dilettantischen Rat der Druiden ein, um sich vielversprechende Nachwuchsdruiden vorstellen zu lassen. Dämonix kommt dazu und möchte sich selbst für dieses Amt vorschlagen , hat allerdings eine politische Mission: Er möchte mit dem Zaubertrank gegen die Galler, die Römer und gegen jeden vorgehen, der Krieg führt, und möchte so eine pazifistische Weltordnung schaffen.
Er wirft Miraculix puren Egoismus vor, da dieser den Zaubertrank lediglich für das eigene Dorf und nicht für gemeinnützige Zwecke einsetzt. Ein durchaus vernünftiger Redebeitrag, dem über die Lauflänge hinweg wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Stattdessen wird der interessante Charakter Dämonix schon in seinem Namen als reiner Antagonist diffamiert, den es zu besiegen gilt, um den Status Quo zu halten. Letztlich munden seine Vorschläge doch nur in ein Eigeninteresse und neidischer Vergangenheitsbewältigung. Auch die Römer entwickeln ein Interesse daran, ihn zu schlagen: Weder Gallier noch Römer wollen in einer Welt ohne militärische Macht leben. Einer von ihnen betont sogar selbst an einer Stelle, dass es doch schön wäre, wenn alles beim Alten bliebe. Diese reaktionäre Haltung zieht sich durch den ganzen Film.
Es soll wohl einen feministischen Zug haben , dass das Rat der Druiden (weiße, alte Männer) keine Frauen in ihren Reihen duldet, sie allerdings einem Mädchen aus dem Dorf mit großer Bewunderung gegenübertreten, als es sich als Junge verkleidet und sich so in die Reihen des Rates schleicht. Gleichzeitig begleiten alle männlichen Gallier Miraculix bei seiner Suche nach den Nachwuchsdruiden, die im ganzen Land verstreut sind. Die Frauen bleiben im Dorf, jedoch stets unter der Führung des unfähigen Bardens Troubadix, der als einziger zurückgeblieben ist. Letztlich bleibt es bei einem antäuschenden, konservativen „Entgegenkommen“: Die Frauen im Dorf dürfen auch mal kämpfen, jedoch nur unter den Anweisungen eines Mannes. Und auch ein Mädchen darf Druide werden, aber nur wenn es ihre Weiblichkeit in keinem Moment zu betonen versucht und von Hause aus androgyn erscheint.
Fazit
„Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks“ kann leider nicht dort weitermachen, wo der gelungene Vorgänger aufgehört hat. Das neueste Kapitel rundum die unbeugsamen Gallier ist reaktionär und wehrt sich gegen neue Ideen. Als reiner Kinderfilm angelegt langweilt er eher als zu unterhalten und kann weder mit feinem Humor noch mit einnehmender Visualität aufwarten.
Autor: Maximilian Knade