Inhalt
Der griechische Fischer Demetrios und sein Vater Petros retten eine Frau aus einem Schiffswrack. Die Frau ist Prinzessin Antillia. Sie stammt von der Insel Atlantis, deren Bewohner eine technologisch hochstehende Zivilisation errichtet haben. Demetrios erklärt sich bereit, Antillia zurück nach Atlantis zu bringen. Bei seiner Ankunft wird er versklavt. Es stellt sich heraus, dass König Cronus von Zoran manipuliert wird. Zoran lässt sich dabei von dem Zauberer Sonoy helfen, der mit den Bodenschätzen von Atlantis die Welt erobern will...
Kritik
„Die ganze Natur fühlt, dass das Ende nah ist. Der Mensch allein stellt sich taub gegenüber aller Warnungen.“
Als Christopher Columbus sich im Jahre 1492 aufmacht, den Seeweg nach Indien auf dem Westkurs zu finden, um einen kurzen Handelsweg zu erkunden, letztlich aber nicht im Land der Gewürze eintraf, sondern Amerika entdeckte, kamen Rätsel auf, über die sich Gelehrte in Europa die Schädel zermarterten. Wie nämlich kann es sein, dass die Zeiteinteilung der Maya und der gregorianische Kalender demselben Prinzip unterliegen, obwohl ein ganzes Meer die Kontinente trennt? Wieso stimmen das Dezimalsystem, der Wert von Gold und Silber sowie die Tierzeichen überein? Woher rührt die verblüffende kulturelle Gleichsamkeit? Atlantis, der verlorene Kontinent von George Pal (Die Zeitmaschine) wirft nicht nur weitere Fragen auf, nein, er liefert Antworten und geht dafür zurück auf die Überzeugungen des griechischen Philosophen Platons.
Der nämlich vertrat den Standpunkt, dass es einst ein Bindegeld zwischen den europäischen und amerikanischen Erdteilen gegeben haben muss: Das sagenumwobene Atlantis. Und auch die griechische, hebräische und assyrische Literatur berichtet von einer Sintflut, die das atlantische Urreich, welches die Kultur nach Westen und Osten austrug, einst unter sich begrub. Selbstverständlich legt Atlantis, der verlorene Kontinent kein Interesse an historischem Gewicht offen, stattdessen durfte sich George Pal hier sein fabulierlustiges Herzensprojekt, basierend auf der Oper Atlanta, a Story of Atlantis, verwirklichen – was allerdings nicht unwesentlich damit zusammenhing, dass MGM in den frühen 1960er Jahren mit einem Autorenstreik zu kämpfen hatte und sich um fertiggestellte Drehbücher regelrecht gerissen hat. Dementsprechend leidet der Film letztlich auch unverkennbar am ökonomischen Zugzwang der renommierten Produktionsgesellschaft.
Zuerst einmal aber übermannt Atlantis, der verlorene Kontinent den Zuschauer mit voller Nostalgiebreitseite: George Pals mythologisiertes Abenteuer fungiert heute als Reise zurück in eine andere Zeit und suhlt sich als charmantes Relikt in der Naivität ähnlich gepolter Werke jener Epoche. Da dürfen geschminkte Männer mit Plastikdreizacke, Miniaturbauten von opulenten Bauwerken und dürftig maskierte Tiermenschen das ein oder andere Amüsement generieren. Dagegen spricht freilich nichts, denn dieses auffällig Artifizielle verspricht einen ganz eigenen Flair, in welchen man sich, mit gewisser Neigung für dieses filmische Gefilde, nur zu gerne fallenlässt. Die signifikanten Probleme im Hintergrund bringen Atlantis, der verlorene Kontinent aber zusehends aus der Spur, denn obgleich die Freude am Phantastischen unbestritten scheint, ebbt die einnehmende Atmosphäre durch die Hektik der Produktionsbedingungen fühlbar ab.
Fazit
Wie schmerzhaft muss es wohl sein, wenn man Zeuge davon wird, dass eigene Herzensprojekt in sich zerfallen zu sehen? "Atlantis, der verlorene Kontinent" ist auch ein Film, der sein eigenes Scheitern offenlegt. Obgleich man George Pals Lust am Fabulieren immerzu vernimmt, machen sich Produktionsschwierigkeit im Laufe der Handlung immer deutlicher.
Autor: Pascal Reis