Nach seinem ausbaufähigen Debüt, dem Mysterythriller „Hierro“, findet F/X-Experte Gabe Ibáñez zu einem intellektuell reizvollen Zukunftsentwurf, der eine „Blade Runner“-Nacht in „Elysium“-Schrott-Slums ausruft, dies gleichwohl differenzierter als Konsorten anpackt. Visuell und finanziell ist das pessimistische SciFi-Drama ansehnlich, dramaturgisch aber defizitär, was sich in inadäquaten Thrillerambitionen niederschlägt.
Aber Antonio Banderas steht als stoisch Sehnsüchtiger perfekt für die melancholic mood. Nach dem nervtötenden Auftritt in „The Expendables 3“ passt sein kahlrasierter Trenchcoat-Typ ins Konzept, eine Mischung aus Harrison Fords Rick Deckard und einem ausgebrannten Pep Guardiola. In einer Plastikmüllwelt, wo nur noch 21 Millionen Menschen die radioaktiven Flares überlebt haben, sehnt er sich nach dem Meer seiner Jugend.
Schmutzige Gegenentwurf zur Hitech-Hollywood-Aseptik
Als altgedienter Mitarbeiter der Robotik-Firma ROC streift er durch eine kaputte Stadt, wo sich trotz technologischer Regression eine Revolution anbahnt, auf deren Spur er stößt. Ein Arbeitsroboter, der sich selbst verbrennt und Sexroboter Cleo, der sich repariert – während 3D-Hologramme wie Geister über den Straßenschluchten flackern, haben die Maschinen die Asimov-Gesetze ausgehebelt und beginnen sich selbständig zu machen.
Der schmutzige Gegenentwurf zur Hitech-Hollywood-Aseptik von „A.I.“ und „I, Robot“ beginnt wie ein ermittlerisch avancierter und technisch versierter Krimi, mit Roboterobduktionen, einer mysteriösen Nuklearbatterie und Kids, die eine Wissenschaftlerin (Banderas Noch-Gattin Melanie Griffith, einst in „Cherry 2000“, leiht auch Cleo ihre Stimme) töten. „Real Humans“-Schmalz hat in der trockenen Schnörkellosigkeit keine Chance.
Verkommenen Mörder haben keine Zukunft
Bis Jacq mit Cleo in die postapokalyptische „Mad Max“-Wüste flieht, deren ausgeblichene Trockenlandschaft astrein aussieht, aber den Plot ausbremst. Mit drei weiteren freien Robotern stolpern sie zu einem Refugium an einem ausgetrockneten Canyon, derweil Banderas Figur sich ziemlich beschränkt verhält. Die brutalen Verfolger (Dylan McDermott, „Hardware“) kidnappen indes Frau und Firmenchef (Robert Forster).
„Violent Ape“: Gewalt gegen friedliche Androiden und Schutzlose, moralische Verrohung – diese verkommenen Mörder haben keine Zukunft, eine pessimistische Anthropologie wie in „Planet der Affen: Revolution“. Dem nahenden Ende der Menschheit steht der Beginn einer von ihnen gezüchteten, posthumanen Rasse an, weniger perlend-hip wie in „Her“, aber mit einigen denkwürdigen Momenten des Innehaltens.
Leise gefühlvolle Gedanken zur Roboterwürde
Solche sind leise gefühlvoll und involvieren die Betrachtung von Spuren des Urmenschen, die Geburt eines Roboter-Babys, die Fluchthilfe für (allesamt gute) Maschinen, um die staubig-abgerauchte, für Menschen unbewohnbare Welt zu besiedeln. Und Jacq, der als einziger die Phantasie hat, Roboter mit etwas Würde zu behandeln, darf endlich seinen Traum erleben – was einiges des in Halbzeit zwei zähen Ablaufs wieder ausgleicht.