Inhalt
Die langjährige Beziehung von Jean (Vincent Lindon) und Sara (Juliette Binoche) wird durch das unerwartete Auftauchen Saras einstigen Geliebten François (Grégoire Colin), Jeans bestem Freund, auf die Probe gestellt. Unetrdrückte Gefühle aus der Vergangenheit erwachen und Sara muss sich entscheiden, was und wen sie will.
Kritik
Dass selbst die idealen Voraussetzungen einer äußerlich kongenialen Konstellation deren inhärente Insuffizienz und Instabilität nicht auf Dauer verbergen können, ist sowohl auf dramatischer als auch inszenatorischer Ebene die lapidare Schlussfolgerung Claire Denis‘ (Stars at Noon) prätentiöser Partnerschaftschronik. Deren blasierte Belanglosigkeit und larmoyante Selbstmitleidigkeit übertünchen auch nicht die Wettbewerbsplatzierung auf der 72. Berlinale, das selbstzerfleischende Spiel der routinierten Akteure sowie der schwülstige Soundtrack der Tindersticks. Deren Abschlusssong liefert die internationale Version der zahlreichen Titel.
Deren häufige Änderung wirkt emblematisch für die richtungslose Redundanz der in bedeutungsschwere Bilder und wichtigtuerische Worthülsen verpackten bürgerlichen Beziehungskrise. In die stürzt Moderatorin Sara (Juliette Binoche, The Pot-au-feu) und Ex-Knacki Jean (Vincent Lindon, Titane), die sich in der Eröffnungsszene buchstäblich treiben lassen - im Meer und ihrem gemeinsamen Leben - das Auftauchen Saras früheren Lovers François (Grégoire Colin, Der Duft des Goldes). Als Jeans einstiger bester Freund lockt der zum verschlagenen Verführer aufgebauschte Talent-Scout ihn mit einer erneuten Zusammenarbeit.
Die angedeuteten Thriller-Elemente erweisen sich genauso wie vage Mystery-Stimmung und demonstrative Einbindung gesellschaftlichen Signalthemen als dramaturgische Strategie, der dialoglastigen Dreieckskiste Relevanz zu unterstellen. Dabei kreist die stagnierende Story bloß beständig um die Frage, für wen sich Sara entscheidet. Wie es Jean seinem Teenager-Sohn vorträgt: „Being smart is when you have two paths and you chose the right one that is best for you“. So spannend wie eine überlange Folge Herzblatt.
Fazit
In ihrer zweiten Adaption eines Romans Christine Angots, mit der die Regisseurin bereits das Drehbuch zum ebenfalls mit Juliette Binoche besetzten Let the Sunshine In schrieb, verpackt Claire Denis erneut seichte straighte Selbstbespiegelung in konformistisches Kunsthandwerk. Die mangelnde Chemie der Hauptdarstellenden, die den konstruierten Konflikt noch absurder wirken lässt, und papierene Protagonisten, deren gestelzte Streitereien höchstens unfreiwillig komisch wirken, werden noch ärgerlicher durch deren analogische Gleichsetzung mit realer politischer Problematik.
Autor: Lida Bach