Inhalt
Angetrieben von billigem Whisky und Gier möchte Willie mit seinem Kumpan Marcus am Weihnachtsabend eine Wohltätigkeitsveranstaltung in Chicago ausrauben. Wieder mit von der Partie ist der mollige und drollige Thurman Merman, ein 125 Kilo schwerer Sonnenschein, der es als einer der wenigen schafft, ein Stück Menschlichkeit in Willie hervorzubringen.Als sich Willies Mutter Sunny Soke, den beiden anschließt, beginnen die Probleme: Während Sunny versucht, die illegale Karriere der Bande anzukurbeln, steht sie deren kriminellen Fähigkeiten leider massiv im Weg. Auch Willies neustes Objekt der Begierde, die kurvige und eher prüde Wohltätigkeitsdirektorin Diane mit einem Herz aus Gold und einer Libido aus Stahl, sorgt für so manche Komplikation.
Kritik
Erfrischend an Bad Santa aus dem Jahre 2003 war, dass Regisseur Terry Zwigoff (Ghost World) wenig daran interessiert schien, seine brillant von Billy Bob Thronton (Fargo - Staffel 1) verkörperte Hauptfigur den massenkompatiblen Parametern des typischen Comedy-Kinos anzugleichen. Willie war ein Scheusal, und er blieb auch ein Scheusal in den Momenten, in denen der Film deutlich gemacht hat, dass der krimineller Säufer doch noch ein intaktes Herz in seiner Brust trägt. Diese, nennen wir es Kompromisslosigkeit, im Umgang mit dem unziemlichen Betragen des Dreh- und Angelpunktes, hatte etwas durchaus Belebendes. Gerade für die Zuschauerschaft, die sich unlängst an den konfektionierten Wohlfühlkomödien, die den Geist der Weihnacht heraufbeschwören sollen, sattgesehen haben. Bad Santa hat willentlich auf das Fest der Liebe gespuckt.
Nun allerdings muss sich auch Bad Santa in eine Diskussion verwickeln lassen, die gerade in den letzten Jahren immer wieder für Furore und Verstimmung gesorgt hat: Die Recyclingpolitik der Produktionsgesellschaften. Bad Santa 2 gehört sicherlich zu den Fortsetzungen, nach denen niemand gefragt hat. Und genau diese Formulierung hört man immer wieder: Selbstverständlich hat niemand um die Existenz einer Fortführung gebeten, dessen Original offenkundig niemals dem Konzept eines sequentiellen Erzählens zuträglich schien. Wenig verwunderlich ist daher auch, die kommerzielle Quittung, die dem von Mark Waters (Girls Club - Vorsicht bissig!) inszenierten Streifen ausgestellt wurde: Bad Santa 2 konnte es nicht einmal schaffen, sein Budget von 26 Millionen US-Dollar einzuspielen. Dass man es hier allerdings mit einem akzeptablen Film zu tun bekommt, ist fast schon überraschend.
Überraschend, weil die Vorzeichen eigentlich auf eine Vollkatastrophe verwiesen und einen Film versprachen, der eine auserzählte Geschichte unerträglich ins überflüssige Jenseits zerdehnt. Ja, Bad Santa 2 kann sicherlich nicht mit der unverkrampften (wenn auch etwas zu forciert auf Kult getrimmten) Tonalität des Erstlings mithalten und verbleibt einem rein formelhaften Schema treu: Der sexsüchtige und alkoholabhängige Misanthrop darf noch einmal zeigen, dass er ein Arschloch sondergleichen ist, aber das Herz letztlich doch am rechten Fleck trägt. Die berechneten Geschmacklosigkeiten sind jedoch weit weniger ärgerlich, als vorab gedacht, da Billy Bob Thronton in der Rolle des abgewrackten Weihnachtsmann schlichtweg herausragend ist. Sein ätzender Zynismus ergibt in Kombination mit der inneren Tragik immer noch das einnehmende Portrait eines Mannes, der nur am Leben scheitern konnte.
Fazit
Zweifelsohne eine, rein von der Sinnhaftigkeit her, vollkommen überflüssige Fortsetzung, die sich dem dramaturgischen Konzept des gefeierten Erstlings bedient und wenig darum bemüht ist, dieses mit frischen Ansätzen auszustaffieren. "Bad Santa 2" ist aber immer noch kein Reinfall, da sich der Film voll und ganz auf seinen brillanten Hauptdarsteller verlassen kann. Billy Bob Thronton ist erneut göttlich in der Rolle des versoffenen, zynischen und sexsüchtigen Penners im Nikolauskostüm.
Autor: Pascal Reis