{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Fast 50 Jahre lang arbeitete Thomas Mann an seinem Roman „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“. In keinem anderen Werk hat der Schriftsteller so viele seiner persönlichen Sehnsüchte und Ängste einfließen lassen. BEKENNTNISSE DES HOCHSTAPLERS THOMAS MANN wirft einen Blick hinter die Fassade des gefeierten Erzählers und gleichzeitig in die schillernde Welt seines literarischen Alter Egos Felix Krull. Während Krull wie ein Magnet die Elite anzieht, täuscht, verführt und sich als erfolgreicher Hochstapler inszeniert, ringt Thomas Mann mit seinen inneren Konflikten: er sehnt sich nach Anerkennung, verbirgt seine wahre Identität und ist stets bemüht, die Rolle des untadeligen Familienvaters zu spielen.

Kritik

Keine andere Figur begleitete den titelgebenden Schriftsteller länger als die des Felix Krull, heißt es einmal in André Schäfers (Loriot 100) novelleskem Porträt. Und keine andere Figur begleitet das Kinopublikum länger als die des antisozialen Aufschneiders, dessen fiktive Biografie André Schäfer als komplementären Konterpunkt zu der ihres Erfinders anlegt. So zumindest fühlt es sich an, wenn man Sebastian Schneider (Ich Ich Ich) anderthalb Stunden zusieht, wie er in historisch inspirierten Dandy-Outfits durch zeitgenössische Stadtkulissen spaziert und in distinguierten Design-Interieurs sinniert.

Seine aus dem Off eingesprochenen Gedanken und Monologe kreisen erwartungsgemäß um das Werk, mit dessen Veröffentlichung sich Thomas Mann fast ein halbes Jahrhundert Zeit ließ. Dass diese ausgedehnte Entstehungszeit nicht automatisch ein kontinuierliches Er- und Umarbeiten eines Stoffes bedeutet und statt einer besonders innigen Beziehung zu diesem auch das Gegenteil bedeuten kann, ignoriert die biografische Betrachtung. Stattdessen suggeriert das stilisierte Schauspiel eine spiegelverkehrte Entsprechung von Schöpfer und Schöpfung. Der Autor erscheint gleich Krull als bürgerlicher Blender.

Die nach den taktisch eingefügten Berichten der Kinder Golo und Erika mit aller Sorgfalt errichtete Fassade des nüchternen Literaten dient statt den Gaunereien eines Felix Krull der Konzession an sittliche Standards. Denen widersprachen romantische Regungen, die vage als homoerotisch, aber keineswegs queer impliziert werden. Dieses krampfige Kokettieren mit der spekulierten Sexualität einer konservativen Kulturikone enthüllt neben dem kurzsichtigen Konformismus des langatmigen Literaturkinos dessen scheinheilige Spießbürgerlichkeit. Jene lässt die romaneske Rezitation so verstaubt wirken wie deren Erkenntnis.

Fazit

Ein bisschen amüsant ist es schon, dass André Schäfer „den Hochstapler in jedem von uns“ enthüllen möchte. Ist doch seine selektive Simplifizierung der biografischen Beziehung Thomas Manns zu seinem Schelmen-Roman Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull im Grunde nur ein feinpolierter Fernsehbeitrag, der als Kinofilm posiert. Die beliebigen Bilder wirken wie Füllmaterial der textlastigen Theorie, die für die Laufzeit zu banal und brüchig ist. Archivmaterial und Interviews sind dünn gesät und so erkenntnisarm wie die intellektualistische Inszenierung.

Kritik: Lida Bach

Wird geladen...

×