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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Joseph Beuys, der Mann mit dem Hut, dem Filz und der Fettecke. 30 Jahre nach seinem Tod erscheint er uns als Visionär, der seiner Zeit voraus war und immer noch ist. Als erster deutscher Künstler erhält er eine Einzelausstellung im Guggenheim Museum in New York, während zu Hause sein Werk mehrheitlich noch als „teuerster Sperrmüll aller Zeiten“ gilt. Gefragt, ob ihm solche Urteile gleichgültig seien, sagt er: „Ja. Ich will das Bewusstsein der Menschen erweitern.“

Kritik

Ständig schlagen die Türen. Der Verkehr ist einseitig. Zum Ende der Vorführung von Andres Veiels Wettbewerbsbeitrag ist der Saal wesentlich leerer. Er habe in jedem Menschen einen potenziellen Partner seiner Ideen gesehen, erinnert sich ein Zeitgenosse an Joseph Beuys. Offenbar überschätzte der ikonoklastische Fluxus-Künstler damit die heutigen Rezipienten. Indirekt sind die von Irritation über Empörung bis Unverständnis reichenden Reaktionen des Publikums ein amüsanter Beweis für die anhaltend polarisierende Wirkung der Titelgestalt. Sie scheint fast physisch anwesend durch das Archivmaterials des vitalen Charakterbilds, das seine Intensität dem konsequenten Bruch mit einer konventionellen Biografiestruktur verdankt. 

Mit dem ausdrucksstarken Porträt beweist der deutsche Regisseur erneut, das seine dramaturgische Stärke im Dokumentarischen liegt. Interviews, Tonaufnahmen, Fotostrecken und sogar Negativen ein aufwühlendes Ideengerüst. Es ist das Rückgrat der faszinierenden Persönlichkeit, die zitatreife Aussprüche so nonchalant aus dem Ärmel schüttelt wie anarchischer Philosophien. „Ich will informieren über die wahren Schuldigen im System“, sagt der Filzhutträger, der stets seine aufklärerischen Absichten in der Kunst betonte. Das sei, warum er so oft ausgelacht würde. Geändert hat sich an dieser spöttischen Begriffsstutzigkeit der Maße bis heute wenig. Im Kinosaal wird einiges gelacht, über den Künstler, nicht mit ihm. 

Früher blieb das Lachen den Zuschauern noch im Halse stecken. Zu gefährlich nennt ein Bekannter Aktionen wie die Räusperrede, mit der Beuys die Phrasendrescherei der Kunst- und Politkollegen aufs Korn nahm. Lachen war für ihn Teil der Revolution, die allein Kunst ermögliche. Ein Begriff, den er ins Unendliche erweiterte. Irgendwo in diesem Kosmoskreise eventuell der abgekapselte konservative Kunstbegriff wie ein Atom. Jenen infinitesimale Partikel sucht die Masse in dem plastischen Katalog intimer und rarer Schwarz-Weiß-Dokumente. Vergeblich. Beuys will be Beuys: „Wenn die Menschen sagen: Sie sind ein Künstler! Dann sage ich: Hör doch auf mit dem Dreck!

Fazit

Andres Veiels facettenreiche Collage spannender Zeitdokumente dem Protagonisten das Wort. Die Leinwand wird zum Spannungsfeld eines kreativen Schlagabtausches, der Beuys intellektuellen Verve und aufrührerischen Witz greifbar macht. „Provokation heißt immer, da wird etwas lebendig“ - auch die dynamische Monografie.

Kritik: Lida Bach

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