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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Die kämpferische Linksautonomen-Anwältin Barbara Hug (Marie Leuenberger) will das Schweizer Justizsystem der frühen 1980er Jahre umkrempeln und nutzt dafür das Gericht als Bühne. Eines Tages sucht der flüchtige Industriellen-Sohn und Berufskriminelle Walter Stürm (Joel Basman) ihren Rat. Nicht nur Hugs junge Mandantin Heike (Jella Haase) verfällt seinem Charme, auch Barbara fühlt sich zu impulsiven Egozentriker hingezogen. Als der „Ausbrecherkönig“ in Isolationshaft landet, wird er in linken Kreisen zum Symbol für Freiheit und Justizverbrechen.

Kritik

Gleich des realen Pendants seines Titelcharakters betrachtet Oliver Rihs (Dating Lanzelot) die Schweizer Jugendproteste der 80er-Jahre als bloßen Katalysator eigener Prominenz und Ziele. Zweite sind alles andere als revolutionär in ihrer Stilisierung weißer cis-männlicher Aggression zum antibürgerlichen Popanz eines Establishments, das tatsächlich auf eben jener toxischen Männlichkeit fundiert. Die Strukturen systemischer Repression ignoriert der unausgegorene Mix aus Gaunerromanze und Anwaltsdrama so geflissentlich wie das gesellschaftliche Klima, gegen das die für triviale Moralbotschaften instrumentalisierten Charaktere aufbegehren.

Diese Oberflächlichkeit torpediert jede Identifikation mit den historischen Hauptfiguren. Anarcho-Anwältin Barbara Hug (Marie Leuenberger, Die götttliche Ordnung) und Ausbrecherkönig Walter Stürm (Joel Basman, Monte Verita) reduziert das Autoren-Quartett auf spekulierte sexuelle Anziehung, die Hugs durch Ärztepfusch verschuldete körperliche Einschränkungen verhindern. Ein Verhältnis trotz Handicap schließt die Handlung kategorisch aus und noch mehr jede Berechtigung Hugs Skepsis gegenüber einer ihr angedienten Nierentransplantation. Selbige präsentiert die paternalistische Inszenierung als Weg in eine „Normalität“, den sie aus Angst vor Freiheit ablehnt.

Krankheit erscheint als verweigerte Genesung und Ausdruck asozialen Egoismus. Dieser bedrückend den Zeitgeist bedienende Ableismus ist Teil des Sexismus, mit dem Hugs juristische Verdienste reduziert werden. Nebenfiguren wie der infantile Punk Heike (Jella Haase, Lieber Thomas) und die lesbische RAF-Anwältin Spengler (Bibiana Beglau, Die Drei !!!) diskreditieren politische Aktivistinnen und implizit die revolutionäre Bewegung. Deren Verteidiger*innen repräsentieren Hugs Kollegen als prinzipienlose Opportunisten, die Stürm für ihre Zwecke ausnutzen. Wen interessiert schon, dass es in der Realität andersherum war?

Fazit

Die Jugendbewegung und Menschenrechtsverletzungen im Strafvollzug der vermeintlich liberalen Schweiz sind ebenso spannende wie vernachlässigte Themenkomplexe, mittels derer Oliver Rihs verfahrener Krimi eine Lektion in Reaktionismus referiert. Prägnante Persönlichkeiten schrumpfen zu blassen Wiedergängern fiktionaler Vorbilder, während der Gegenwartsbezug bewusst minimiert wird. Das fähige Ensemble kämpft mit einem im bürgerlichen Konservativismus verankerten Plot, der die Kernkonflikte des historischen Materials verkennt. Mit chauvinistischen Stereotypen wird gegen zivilen Ungehorsam als politisches Protestmittel argumentiert - zugunsten revisionistischer Ideale allumfassender Bürgerpflicht.

Kritik: Lida Bach

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